1147 - Zirkel der Untoten
Erscheinen dieser Gestalten.
Wir hatten die Hütte verlassen und warteten vor der Tür, um die Erscheinung besser verfolgen zu können. Es gab in Sichtweit keine Stelle, aus der das Licht nicht hervorgekrochen wäre. Der Boden war in Wirklichkeit porös, obwohl er uns wie eine feste und harte Masse vorgekommen war. Die Umgebung veränderte sich immer mehr. Sie zeigte einen fahlen Glanz, den ich mit einer gespenstischen Helligkeit umschrieb. Alles in unserer Sichtweite sah plötzlich anders aus. Jeder Stein hatte Glanz erhalten, und der Boden sah aus, als hätte ihn ein Silberschleier überzogen.
Ich warf einen Blick in die Höhe. Der Himmel hatte sich nicht verändert. Die Wolken bildeten nach wie vor eine dicke Decke inmitten der abendlichen Dunkelheit.
Was hinter dem großen Lichtkreis lag, sahen wir nicht mehr. Die Veränderung fing sogar an, uns zu blenden. Es war uns auch nicht möglich, die Augen auf ein bestimmtes Ziel zu richten, weil es einfach nicht vorhanden war. Denn auch wir waren von diesem Schleier erfasst worden und sahen bleicher aus als sonst.
Ich schaute Suko ins Gesicht. Er wirkte so bleich, als wäre ihm die Haut angemalt worden.
»Sind wir jetzt Gespenster?«, fragte er grinsend.
»Hauptsache keine Zombies.«
»Du wirst es kaum glauben, John, aber die vermisse ich tatsächlich. Wo das Licht ist, da müssten auch sie sein, verflixt noch mal. Oder sollten wir uns geirrt haben?«
Die Bleichheit blieb. Sie war wie ein Gitter, das mit dem Boden verbunden war.
Ich warf einen Blick zurück in die Hütte. Ihr Inneres hatte sich ebenfalls verändert. Über dem Boden lag der fahle Glanz, doch er hatte keine bestimmte Höhe erreicht. Er blieb auf dem Untergrund.
Mein Kreuz reagierte nicht. Es steckte wieder in der Tasche, weil ich beide Hände frei haben wollte.
Auf unsere kleinen Lampen konnten wir ebenfalls verzichten.
Auf die Uhr hatte ich nicht geschaut, aber ich konnte mir vorstellen, dass wir mindestens zwei Minuten gewartet und das Licht betrachtet hatten, ohne dass noch etwas anderes passiert wäre. Dennoch waren wir beide davon überzeugt, in der Helligkeit nur so etwas wie einen Vorboten auf das Kommende zu sehen.
»Es ist jetzt hell genug«, sagte Suko.
Ich begriff noch nicht. »Wie meinst du das?«
»Na ja, es kommt nichts mehr nach.«
»Sollen wir uns darüber freuen?«
»Jetzt fehlen uns noch die vier Mitglieder des Zirkels.«
Da stimmte. Zwar übersahen wir nicht alle Seiten der Hütte, doch in unserem Blickfeld geschah nichts. Es blieb nur das Licht auf dem Boden wie ein außerirdischer Glanz.
Ich »stolperte« über das zweitletzte Wort meiner eigenen Gedanken. Außerirdisch! Sollten sich hier tatsächlich diese Art von Kräften gesammelt haben? Hatten sich an dieser einsamen Stelle hier in Cornwall tatsächlich Besucher aus dem All niedergelassen und Spuren gelegt?
Es war für mich nicht unbedingt von der Hand zu weisen, denn mit diesem Thema hatten wir schon zu tun gehabt. Ich war auf Sukos Meinung gespannt und sagte leise. »Das Licht, Suko, denkst du auch in eine bestimmte Richtung?«
Er verzog den Mund zu einem Lächeln. »Ich weiß, was du denkst. An die Besucher?«
»Ja, eventuell. An jene, die in der Lage sind, Menschen zu verändern.«
»Sag doch gleich, sie in Zombies zu verwandeln, um Einfluss auf unser Leben zu nehmen.«
»Das wäre das Ergebnis, das ich auf keinen Fall möchte.«
»Wenn wir schon davon reden, sollten wir es nicht aus den Augen lassen.«
Das stimmte. Ich war innerlich sauer, aber ich kam nicht auf andere Gedanken. Letztendlich blieb es dabei, und ich merkte, wie etwas meinen Rücken hinabrieselte wie kleine Eisstücke.
Die Umgebung blieb ruhig. Wir sahen auch den Van, der von silbrigem Licht umschlossen war. Die Hütte bildete den Mittelpunkt. Sie schien so etwas wie ein Schutz zu sein. Doch die Personen, die es zu schützen gab, sahen wir nicht.
»Sie kommen«, flüsterte mir Suko zu. »Davon bin ich überzeugt. Wir werden sie sehen…«
Seine Worte klangen aus. Er erhielt von mir keine Antwort. Ich wollte auch nicht unbedingt vor der Hütte stehen bleiben und trat die ersten Schritte in das Licht hinein.
Es veränderte sich für mich nichts. Es war nicht einmal eine Veränderung auf der Haut zu spüren.
Kein Frösteln, kein Kribbeln. Selbst der Wind schien eingeschlafen zu sein. Hier oben hatte sich eine andere Welt aufgebaut, eine Insel für sich, und auch das Rauschen des Meeres klang sehr weit entfernt.
Ich blieb stehen.
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