115 - Das Höllenbiest
dauert ein paar Sekunden«, kicherte Morrison.
Und dann begriff Larry, was er damit meinte.
Im Mauerwerk begann es zu rumoren. Der unsichtbare Lichtstrahl
einer Fotozelle hatte die Bewegung der drei Menschen, die den Durchlaß passiert
hatten, registriert.
Wenige Schritte weiter gab es keine Stromleitung, hier aber
existierte eine moderne elektronische Anlage, die ihren Strom von dem
verborgenen Generator erhielt, der irgendwo in der Tiefe dieses Labyrinths aus
Gängen und Räumen stand.
Die Elektronik löste eine Mechanik aus. Schwere Zahnräder begannen
sich zu drehen, die in Hohlräumen steckten.
Draußen vor den Durchlaß schob sich eine ein Meter dicke Wand.
Auch aus dem Mauerwerk innen glitt knirschend und mahlend eine Wand. Auch einen
Meter dick. Zwei Meter massives Gemäuer schlossen sie von der Außenwelt ab.
Nach den Gesetzen der Logik und des normalen Verstandes hätte
jetzt irgendwo anders ein Durchlaß entstehen müssen, um den Weg dahin
freizulegen, was Morrison so geheimnisvoll verbarg und was er so zeigenswert
hielt. Aber es kam alles ganz anders.
Was sich ereignete, passierte nach den Gesetzen und der Logik
eines kranken Gehirns.
Doch die Überraschung kam.
Morrison schleuderte die Fackel auf Pamela Delivery zu.
Gleichzeitig trat er zwei schnelle Schritte zurück.
Larry reagierte sofort.
Instinktiv kümmerte er sich zuerst um die Gefahr, welche der
gellend aufschreienden Pamela drohte.
Das Hemd der Engländerin fing sofort Feuer.
Die Fackel fiel an ihr herunter auf ihre bloßen Füße.
Der Schmerzensschrei Pamelas gellte in seinen Ohren.
Das Mädchen schlug wie wild um sich.
Die Rechnung Morrisons ging auf.
Larry Brent war abgelenkt. Sekundenlang fand er keine Zeit, sich
um den Feind zu kümmern, der damit die Möglichkeit fand, eine weitere
Überraschung zu starten.
Larry versetzte der noch immer brennenden Fackel einen Tritt, so
daß sie funkensprühend in die äußerste Ecke flog.
Gleichzeitig kümmerte er sich um Pamela.
Er schlug die am Hemdsaum züngelnden Flammen aus.
Aus den Augenwinkeln heraus sah X-RAY-3 noch, wie Gil Morrison vor
ihm im Erdboden versank.
Da gab es einen Schacht.
Aber die Zeit, die X-RAY-3 versäumt hatte, ließ sich nicht mehr
zurückholen.
Schepppernd schlug die massive Metallplatte von unten gegen die
Öffnung.
Aus einer scheinbar endlosen Ferne hörten sie das Lachen des
Irren.
Sie saßen in der Falle. Rundum massive Mauern. Kein Fenster. Keine
Tür.
»Tut mir leid«, murmelte Pamela Delivery. »Das alles ist meine
Schuld. Ich hätte Sie mit meinem Geschrei nicht ablenken dürfen.«
»Unsinn. Es ist ganz allein meine Schuld. Ich hab’ mich benommen
wie ein blutiger Anfänger. Ich bin überzeugt davon, daß er anfänglich gar nicht
die Absicht gehabt hat, hier ein Manöver zu starten. Es muß ihm eingefallen
sein, als er hier war. Da kam ihm wieder in den Sinn, welchen Zweck die Kammer
hier eigentlich wirklich erfüllt.«
Zuerst betrachtete er den quadratischen Schacht.
Dies mußte die einzige Möglichkeit sein, diesem bedrückenden
Gefängnis zu entkommen.
Er drückte dagegen, hielt kurz inne, als das versteckte Räderwerk
wieder zu rollen begann. Es mahlte in den Wänden.
Links und rechts unter der Wand schoben sich fünfzig Zentimeter
dicke Quader. Ein zweiter Fußboden schob sich von beiden Seiten auf sie zu.
Die Fackel aus der Ecke wurde nach vorn gedrückt.
Verhältnismäßig schnell lief der Zweitboden auf sie zu.
Sie waren völlig hilflos.
Larry versuchte die Zeit, die ihm noch zur Verfügung stand, zu
nutzen, indem er die Smith and Wesson Laser mehrmals aktivierte. Der grelle,
lautlose Strahl bohrte sich in die metallene Schachtklappe.
Sie kam durch wie ein heißes Messer durch einen tiefgefrorenen
Butterblock.
Aber es stand zu wenig Zeit zur Verfügung, ein genügend großes
Stück aus der Klappe herauszuschneiden, um den Schacht noch als Fluchtweg
benutzen zu können.
Noch zwanzig Zentimeter trennten die beiden massiv gemauerten
Fußbodenhälften voneinander.
Es war hoffnungslos.
Larry schob die immer noch brennende Fackel mit einem raschen
Griff auf das so entstandene Podest, um diesen Lichtspender zu retten.
Dann schloß sich der erhöhte Fußboden, auf dem sie nun standen.
Die Schachtklappe lag nun fünfzig Zentimeter unter massivem Gestein.
Die beiden Menschen sahen sich an.
»Da hab’ ich Sie in eine schöne Situation gebracht?« murmelte
Larry. »Ich hab’ Sie darum gebeten, immer in meiner Nähe zu
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