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115 - Die Herrin des Sumpfes

115 - Die Herrin des Sumpfes

Titel: 115 - Die Herrin des Sumpfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Der andere hörte ein schauriges Gelächter, dabei war es das Geckern eines Vogels. Es ist sehr schwierig herauszufiltern, was wahr ist. Die Männer lügen nicht. Sie glauben, was sie erzählen. Wenn einer einen Malariaanfall hat, nehmen die anderen an, Kogora habe ihn verhext. Verunglückt ein Garimpeiro bei der Arbeit, gibt er Kogora die Schuld an seinem Pech. Gestern will Nico Vega ihr Gesicht beim Goldwäschen in seiner Pfanne gesehen haben. Angeblich verwandelte sich das Wasser in der Blechschüssel dann auch noch in Blut. Das machte den armen Teufel dermaßen konfus, daß er brüllend die Flucht ergriff. Mehrere Männer mußten ihn festhalten, damit er sich in seiner Panik nicht selbst schadete.«
    »Kann ich mit ihm reden?« fragte ich.
    »Er hat die Siedlung verlassen«, warf Nelcina ein.
    »Wann kommt er wieder?« erkundigte ich mich.
    »Nie mehr. Er kehrt in seine Heimatstadt Belém zurück«, sagte der Capo. »Die Furcht vor Kogora trieb ihn fort.«
    »Sie wird ihn nicht entkommen lassen«, sagte Nelcina leise. Dann wandte sie sich um und verließ die Hütte. Sie hatte auch Angst vor der Sumpfhexe. Aber sie blieb bei ihrem Geliebten.
    »Woran ist Kogora gestorben?« fragte ich den Capo.
    »Man hat sie getötet - mit einem Zauberpfeil. Aber man konnte sie nicht vollends vernichten, weil der Pfeil nicht ihr Herz, sondern lediglich ihren Hals durchbohrte. Das weiß man heute. Damals dachte man, Kogora erledigt zu haben, und man begrub sie da, wo sie ihr Hexenleben aushauchte.«
    »Wo war das?« fragte ich.
    Da Volta hob die Schultern. »Niemand weiß es.«
    »Es muß hier ganz in der Nähe sein«, sagte Mr. Silver. »Ihr grabt doch das Ufer ab. Vielleicht grabt ihr euch direkt auf Kogora zu. Dadurch habt ihr es ihr ermöglicht, wieder aktiv zu werden.« Ich musterte Mr. Silver und sah ihm an, daß er ebenso wie ich entschlossen war, die Herausforderung der Sumpfhexe anzunehmen.
    Den ersten Schlag hatte Kogora getan. Nun mußten wir Zurückschlagen.
    Genau genommen ließ sie uns gar keine andere Wahl. Sie betrachtete uns und die Garimpeiros als ihre Gefangenen. Wenn wir die Suche nach Rian Xavier Goddard fortsetzen wollten, mußten wir zuerst Kogora erledigen. Okay, ich war dazu bereit.
    ***
    Ian Wayne kehrte in die Siedlung zurück. Seine Freunde saßen im Schatten der Hütte und aßen Bohnen mit Reis. Er lehnte die Axt an die Hüttenwand und setzte sich zu Thomas und Barry.
    »Neuerdings bist du viel unterwegs«, stellte Barry Mitchell fest.
    »Stört es dich?« fragte Wayne herausfordernd.
    »Absolut nicht. Es wundert mich nur. Bisher warst du ein richtiger Arbeitsknochen.«
    »Vielleicht hat; er es nicht mehr nötig, sich abzuschuften«, sagte Thomas Ford grinsend. »Möglicherweise hat Fortuna ihr Füllhorn über ihn ausgeleert.« Mitchell grinste ebenfalls. »So wird es sein. Und wir Idioten rackern uns immer noch für ein paar Gramm von diesem verdammten gelben Staub ab.«
    Wayne nahm sich auch zu essen. »Tja, Glück muß der Mensch haben«, sagte er. »Ohne Glück geht’s nun mal nicht im Leben, Freunde.«
    Ford trug seinen Teller in die Hütte, nachdem er ihn gründlich abgeleckt hatte. Vielleicht wollte er sich damit das Spülen ersparen. Als er wiederkam, zündete er sich eine Zigarette an, die er sich selbst gedreht hatte. Er machte das schon sehr geschickt, sogar mit einer Hand, wenn es sein mußte. Er zündete sich das krumme Stäbchen mit einem Streichholz an und nahm einen tiefen Zug, mit dem er dann die Flamme ausblies, bevor er das Streichholz fallen ließ.
    Plötzlich stutzte er. Sein Blick war auf die Axt gerichtet.
    »Was ist denn das?« fragte er und wies auf die Axt.
    Wayne war sofort alarmiert. Er hob den Kopf. »Was denn?«
    »Das Rote. Kann das Blut sein?« Verdammt! durchfuhr es Wayne. Er hatte die Axt anscheinend nicht gründlich genug gereinigt. Jetzt mußte er schnell etwas sagen.
    »Klar ist das Blut, oder denkst du, in den Adern eines Wildschweines fließt Himbeersaft?« gab er zurück. »Da hatte es so ein verdammtes Biest auf mich abgesehen. Ich muß den mächtigen Burschen wohl erschreckt haben. Anstatt davonzulaufen, griff er mich an, und ich konnte von Glück sagen, daß ich die Axt bei mir hatte, sonst wäre diese Begegnung verflucht mies ausgegangen.«
    »Du hast ein Wildschwein erschlagen?« sagte Mitchell. »Menschenskind, und wir fressen hier Bohnen mit Reis, weil Fleisch zu teuer ist. Warum hast du das Tier nicht mitgebracht? Konntest du es allein nicht tragen?« Er

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