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1152 - Prinzessin Blutleer

1152 - Prinzessin Blutleer

Titel: 1152 - Prinzessin Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber in diesem Augenblick hatte er den Eindruck, dass ihn die Angst ansprang wie ein wildes Tier, das ihn einfach fressen wollte.
    Er konnte sich sein Schicksal ausmalen. Entweder wurde er durch das Beil getroffen oder aber die Vampirin hing plötzlich an seinem Hals, um ihm das Blut auszusagen.
    Gunhilla nahm die letzten drei Stufen der langen Treppe mit einem Sprung. Ihr Rock, der zum hellen Kleid mit dem viereckigen und tiefen Ausschnitt gehörte, blähte sich dabei auf, so dass es aussah, als würde sie davonfliegen. Aber sie kam mit beiden Füßen normal auf und hatte ein neues Ziel. Von Bill wollte sie zunächst nichts wissen. Sie konzentrierte sich auf Dave Morris.
    Er drehte sich auf der Stelle. Es war ihm egal, dass er der Vampirin den Rücken zuwandte. Dass sie eine Blutsaugerin war, hatte er an ihren spitzen Zähnen gesehen. Er wollte weg, nur weg, und die offene Tür war für ihn der Weg in die Freiheit.
    Er rannte und schrie. Er schaute sich nicht um und sah deshalb nicht, was hinter ihm passierte.
    Gunhilla hatte die Verfolgung aufgenommen. Aber sie blieb ihm nicht direkt auf den Fersen, sondern lief von ihm weg auf eine bestimmte Stelle an der Wand zu. Dass sie dabei lachte, trieb den Flüchtenden nur noch stärker voran. Er war sicher, dass er es schaffen würde - bis er das häßliche Geräusch über seinem Kopf hörte. Es war ein widerliches Knarren und Quietschen, bei dem ein sensibler Mensch leicht eine Gänsehaut bekommen konnte.
    Er wollte auch nicht hochschauen. Es kostete nur Zeit, und er dachte nicht einmal daran, dass es dieses Gitter mit den spitzen, verrosteten Stäben gab.
    Als er das Rattern über sich hörte, war es zu spät!
    Da fiel es bereits nach unten.
    Morris schaute hoch.
    Er sah das Gitter fallen, und aus seinem Mund löste sich ein Schrei, der schon nicht mehr menschlich war. Der Todesschrei hallte durch die untere Etage und drang auch durch die offene Tür.
    Dann brach er ab.
    Eine Sekunde später, als die verdammten Stäbe ihr Ziel erreicht hatten. Beinahe hätte Morris es noch geschafft, es hatte nicht viel gefehlt, seine Füße und auch die Waden waren von den Spitzen auf den Boden genagelt worden.
    Morris lag da. Er konnte sich nicht bewegen. Er wünschte sich nur eins, was er sich noch nie gewünscht hatte - den Tod…
    ***
    Der Tod ließ sich Zeit, und er näherte sich ihm auf zwei Beinen und in Gestalt einer Frau, die nur äußerlich eine Frau war. Tatsächlich war es jedoch ein verfaultes, verkommenes Wesen.
    Gunhilla war fast eine Schönheit. Eine Lichtgestalt in Weiß. Sie trug dieses helle Kleid zu den dunkelblonden Haaren, und als sie über den alten, schmutzigen Boden hinwegging, da geschah dies tatsächlich mit der Grazie einer Tänzerin. Obwohl sie schon so lange nicht mehr auf der Bühne gestanden hatte, bewegte sie sich so grazil, und auf dem blassen Gesicht lag das kalte Lächeln wie eingefroren. Sie war sich ihrer Sache sicher. Sie würde sich durch nichts mehr beirren lassen, denn jetzt gehörten die Menschen ihr - ihr allein.
    An das Beil dachte sie nicht. Sie brauchte es nicht, denn der Mensch - ihr Opfer, ihre Nahrung - war gefangen. Er würde sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien können - und er war nicht bewusstlos geworden, das interessierte sie am meisten.
    Locker legte sie die kurze Strecke zurück, den Blick auf den am Boden festgenagelten Mann gerichtet. Gunhilla sprach kein Wort. Sie schaute nur und genoss es.
    Das Verlangen nach Blut war längst in ihr hochgeschossen. Ihre Gier war kaum zu zügeln.
    Immer wieder umkreiste die Zungenspitze die Lippen, als wollte sie dort Blutstropfen ablecken.
    Dave Morris schrie nicht. Er bewegte sich auch nicht. Er lag auf dem Bauch, und er war noch zur Seite gerutscht. Sein Oberkörper lag vor dem Gitter, die Spitzen steckten tief in seinen Beinen, und eigentlich hätten ihn die Schmerzen wahnsinnig machen müssen.
    Er spürte sie kaum. Sie waren da, aber das andere war ebenfalls vorhanden. Vielleicht lag es noch an seinem Schock. Er hatte nur Blicke für die unheimliche Gestalt, die eigentlich längst hätte tot sein müssen, aber in einer unheiligen Existenz weiterhin existierte.
    Bill Conolly hatte sie als Prinzessin Blutleer bezeichnet, und dieser Name traf auf die blasse Gestalt in ihrem weißen Kleid genau zu. Morris hielt die Augen verdreht. Als Gunhilla neben ihm in die Knie gegangen war, sah er das Gesicht aus der Nähe. Eine so dünne Haut hatte er nie zuvor bei einer Person erlebt. Zudem war

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