1153 - Die Gruftie-Girls
Insignien, die sie einfach hassen mussten.
Ich blieb stehen. Nur Suko bewegte sich. Er drückte den rechten Arm des Mannes zur Seite und nahm ihm auch die Waffe ab. Einen kleinen, zweischüssigen Derringer.
Von meinem Kreuz aus rann die Wärme in die Hand hinein. Genau das gab mir die Gewissheit, dass Elmar Gentry kein Täuscher war. Er hatte tatsächlich Verbindungen zu den Mächten der Finsternis aufgenommen und verließ sich auch auf sie.
Jetzt war er verlassen. Obwohl ihn das Kreuz nicht berührte, kam es bei ihm zu einer Veränderung. Zuerst zuckte sein Gesicht, dann setzte sich dieses Zucken fort und erreichte seine Augen. Die bisher starre Schwärze geriet in Bewegung, und sie erinnerte mich dabei an dunklen, leicht zitternden Pudding… So locker war der Vergleich nicht, es ging schon verdammt ernst zur Sache, denn Elmar riss seinen Mund weit auf, als wollte er nach Luft schnappen.
Einen lauten Atemzug hörte ich nicht. Dafür drangen Laute tief aus seiner Kehle hervor, die davon zeugten, unter welch immensem Druck er stand. Die Kraft, die ihn bisher geleitet hatte, wurde von einer Gegenkraft bekämpft, obwohl mein Kreuz nichts abstrahlte. Es war allein die Nähe, die dafür sorgte, aber ich sah bei genauerem Hinsehen auch das leichte Leuchten der vier an den Enden eingravierten Buchstaben. Als wollten sich die Erzengel gegen die fremde böse Kraft wehren und sie nicht in ihre Nähe lassen.
Es passierte, was passieren musste. Die andere Seite verlor, und damit verlor auch Gentry. Aus seinen Augen löste sich plötzlich die fremde Masse. So schlimm es sich auch anhörte, es war einfach eine Tatsache.
Seine Augen liefen aus. Die böse Botschaft, die seine Pupillen übernommen hatte, kam gegen die Kraft meines Kreuzes nicht an und riss auch den Menschen in den Abgrund.
Es war ein schlimmes Bild, wie das schwarze Zeug als dünner Teer an seinen Wangen herabrann, als wollte er Gräben in die Haut eingravieren.
Das Bild schockierte mich. Ich fühlte mich irgendwie schuldig, und als Elmar schwankte, da sprang Suko hin und fing ihn auf, bevor er zu Boden fallen konnte.
»Himmel«, flüsterte ich. »Das wollte ich nicht.«
Suko legte Elmar Gentry aufs Bett. »Bitte, John, du solltest dir keine Vorwürfe machen. Er hätte dich auf jeden Fall erschossen, ist das klar?«
»Ja. Nur wäre das nicht er gewesen, sondern die verdammten sündigen Engel.«
»Das wäre egal gewesen.«
Elmar lag jetzt auf dem Bett. Eigentlich hätte er schreien und jammern müssen, doch er tat nichts dergleichen. Er lag einfach nur auf dem Rücken und starrte gegen die Decke. Aus leeren Augen. Das war in diesem Fall kein Vergleich, sondern stimmte tatsächlich. Er besaß keine Augen mehr. Zumindest keine normalen.
Es fiel mir nicht leicht, die kleine Lampe hervorzuholen und in sein Gesicht zu leuchten, doch es gab keinen anderen Weg, um die Wahrheit zu erfahren.
So drang das Licht auch in seine Pupillenschächte ein, ohne sich allerdings in den Tiefen zu verlieren. Es war noch eine Masse vorhanden, das sah ich, aber sie war nicht mehr mit den normalen Augen zu vergleichen.
Suko holte sein Handy hervor und telefonierte. Er rief einen Notarzt an, während ich mich wieder aufrichtete und ins Leere starrte.
Diesen Ausgang hatte ich mir nicht gewünscht. Wenn ich ehrlich war, ich hatte damit auch nicht gerechnet, aber das Schicksal hält immer Überraschungen bereit.
Elmar Gentry lag noch auf dem Bett, doch er bewegte sich nicht mehr.
Er war bewusstlos geworden. Suko und ich fanden, dass dies am besten für ihn war.
»Es ist eskaliert«, sagte ich leise zu meinem Freund. »Ich habe auch gewusst, dass es kein Spaß ist. Doch dass es so weit kommen würde, damit habe ich nicht gerechnet.« Mein Blick richtete sich auf das Plakat über dem Bett. »Die zwei Sünden sind unsere eigentlichen Gegner. Ich nehme Elmar auch ab, dass es sich um sündige Engel handelt. Uns aber muss interessieren, wie sie in unsere Welt gelangt sind und was sie noch vorhaben.«
»Das ist recht einfach.« Suko zuckte die Achseln. »Wir können davon ausgehen, dass Elmar nicht der einzige ist, den es erwischt hat. Oder siehst du das anders?«
»Leider nicht.«
»Wie heißt dieses Szene-Lokal noch, von dem Gentry gesprochen hat?«
»Darkroom.«
»Wir werden uns so schnell wie möglich dort umschauen.«
»Aber erst bei Dunkelheit.«
»Einverstanden.« Suko räusperte sich. »Mal etwas anderes, John, wer kümmert sich um Mrs. Gentry?«
»Wäre das nicht
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