1153 - Die Gruftie-Girls
immer helfen können und auch müssen. Egal, was passiert.«
Es waren Worte, die Nick gefallen hatten. Besonders in dieser Situation. In der vergangenen Nacht war er in die Geheimnisse der Sünde eingeweiht worden. Zumindest in die körperlichen, denn er und die Schwestern hatten es wirklich unglaublich getrieben. Er war ihnen völlig hörig geworden und würde auch alles daransetzen, die Sünde in die Welt zu tragen, um sie somit zu verändern.
Auch die Veränderung seiner Augen hatte er nicht vergessen. Dunkel, schwarz, leicht schimmernd, aber nicht immer. Nur zu bestimmten Zeitpunkten.
Auch jetzt saß er zwischen den Schwestern und hatte das Gefühl für Zeit verloren. Okay, er konnte unterscheiden, ob es Tag oder Nacht war, aber er hätte nicht sagen können, welche Uhrzeit es ungefähr war. Wie im Flug war die Nacht vergangen und sie war ihm trotzdem unvergesslich geblieben. Beim Tag verhielt es sich ebenso, da hatte er auch geschlafen. Die Erschöpfung hatte dafür Sorge getragen, und nun war er einfach der Meinung, dass sich der Tag allmählich dem Ende zuneigte. Er wollte noch nicht vom Beginn der Nacht sprechen, da passte der Begriff Abend besser, zudem hatten die Schwestern schon gegessen, und er wusste auch, dass sie nicht mehr lange in ihrer Wohnung bleiben würden.
Der Darkroom wartete und damit ihr Auftritt. Sie wollten ihn noch einmal durchziehen, und er würde ihnen zuschauen. Diesmal mit anderen Augen als zuvor. Sehr oft hatte er diese Grotte besucht, sie war seine zweite Heimat gewesen, und er erinnerte sich daran, wie die Two Sins wie aus dem Nichts erschienen waren, um auf der Bühne zu tanzen und zu singen.
Alle Gäste hatten sie durch den Tanz und durch den Gesang in ihren Bann gezogen. Nick O'Brien war überzeugt, dass noch weitere Zuschauer in den Bann der Sünde hineingezogen werden würden, um als ihre Botschafter hinauszugehen in die Welt.
Plötzlich veränderte sich Julias Haltung. Zuerst saß sie steif, dann stand sie mit einer sehr heftigen Bewegung auf und ging auch nicht vor in Richtung Tisch. Sie blieb vor der Couch stehen, den Blick nach vorn gerichtet, das Gesicht starr, die Hände zu Fäusten geballt. Julia war eine dunkle Gestalt mit hellen Haaren, die zu zittern begannen, ohne dass sich der Kopf bewegt hätte.
Nick traute sich nicht, Julia anzusprechen, obwohl er den Grund ihres Verhaltens gern erfahren hätte. Nicht nur sie hatte ihr Verhalten geändert, ihre Schwester Wiebke ebenfalls. Nur ging sie anders vor. Sie blieb neben Nick sitzen und begann, sich unruhig zu bewegen.
Julia war es, die redete und ihren Kopf dabei nach links drehte.
»Merkst du es auch?«
Wiebke nickte ihr zu. Nick stellte dabei fest, dass sich ihr Gesicht noch mehr verzerrte.
»Es ist ein Feind gekommen. Er nähert sich uns«, flüsterte Julia mit scharfer Stimme. »Ein Feind der Sünde. Ich spüre ihn deutlich. Es fließt wie Eiswasser über meine Haut hinweg. Es drängt sich in mich hinein, es ist der reine Wahnsinn.« Sie konnte sich nicht mehr halten und taumelte auf den Küchentisch zu, an dessen Kante sie sich mit beiden Händen abstützte.
Nick wollte hin und ihr helfen, aber Wiebke griff mit Krallenfingern nach ihm. Sie hielt ihn fest und zerrte ihn zurück, wobei ein »Lass es sein!« aus ihrem Mund zischte.
Er gehorchte. Er sah ihr Gesicht, ihre Augen. Da stand etwas geschrieben, das er nicht deuten und nur fühlen konnte. Sie war nicht mehr die alte. Eine andere Macht musste in ihr hochgekrochen sein und hatte sie überschwemmt wie eine gewaltige Woge. Sie war nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Der Mund stand jetzt offen. In der Kehle bildeten sich Laute, die als hartes Stöhnen über die Lippen drangen. Nick sah auch, wie sie zusammenzuckte.
Julia stand noch immer am Tisch und stützte sich dort ab. Sie hatte den Körper jetzt nach vorn gebeugt, ebenso den Kopf, und auch aus ihrem Mund drangen die stöhnenden Laute.
Der Körper bewegte sich dabei zuckend. Fast in jeder Sekunde glitten neue Stöße hindurch, und sie riss den Kopf dabei immer wieder hoch, um dann gegen die Decke zu stöhnen.
Wiebke hatte die Beine angezogen und auf die Couch gelegt. Ihre Füße drückten gegen Nicks Oberschenkel, stießen ihn aber nicht zurück.
Dabei fuhren ihre Hände am Körper entlang, kneteten das Fleisch und die Muskeln und ließen auch das Gesicht nicht aus. Sie durchlitt etwas.
Auch Nick merkte, dass sich bei ihm etwas veränderte.
Er war bisher recht ruhig gewesen und hatte sich mit dem
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