116 - Dämonenfalle Amazonas
Uneinigkeit unserer Gegner zu nützen, können wir Siege erringen, die man uns niemals Zutrauen würde.«
»Sie leben verdammt gefährlich. Ich möchte nicht mit Ihnen tauschen, Tony«, sagte der Capo.
»Ich glaube, für diesen Kampf muß man geboren sein, Dondo. Und man muß langsam in die Sache hineinwachsen… Mich würde nur brennend interessieren, was Phorkys und Atax im brasilianischen Urwald wollen.«
»Ich hätte nichts dagegen, wenn sie wieder dorthin verschwinden würden, woher sie kamen.«
Wir gingen unermüdlich weiter, und ich schob den schrecklichen Gedanken hartnäckig vor mir her, Mr. Silver war nicht mehr am Leben. Ich wollte mich damit einfach nicht abfinden.
***
Gloria saß vor dem Frisierspiegel und bürstete ihr blondes Haar. Ihr Mann nahm sich einen Kognak und ließ ihn im Schwenker kreisen. »Möchtest du auch etwas trinken, Schatz?« fragte er.
Sie verneinte und bürstete ihr Haar weiter. Sie trug einen hauchdünnen Schlafrock, der ihren immer noch aufregenden Körper umhüllte.
Wie schön sie ist, dachte Dr. Sheene und nahm einen Schluck vom Kognak. Obwohl sie schon vierzig ist, hat sie von ihrem jugendlichen Liebreiz noch nichts eingebüßt.
Er liebte seine Frau. Er wäre nicht imstande gewesen, so hart zu arbeiten und seine ganze Kraft in den Dienst jener armen Menschen zu stellen, die zu ihm kamen, wenn er Gloria nicht an seiner Seite gehabt hätte.
»Du bist wunderbar«, sagte der Arzt. »Und du siehst bezaubernd aus.«
Sie ließ die Bürste sinken und schaute ihn durch den Spiegel überrascht an.
»Gibt es einen Grund, warum du mir das sägst, Gordon?«
Er lächelte. »Ich finde, man kann seiner Frau so etwas nicht oft genug sagen, wenn es der Wahrheit entspricht, Schatz.«
Er trat hinter sie und legte seine Hand auf ihre wohlgerundete Schulter. Sie legte ihre Wange darauf und sah ihn liebevoll an. »Es tut mir gut zu wissen, daß du mich liebst«, sagte sie dankbar.
Darm wechselte sie das Thema und sprach von Puso, dem Neuzugang.
Dr. Sheene schüttelte den Kopf. »Ungeheuer will er gesehen haben. Und unser Freund Rian kauft ihm das auch noch ab. Manchmal muß ich mich schon sehr über Rian wundern. Findest du nicht auch, daß er hin und wieder ein wenig seltsam ist?«
»Er ist eben, wie er ist, und ich akzeptiere ihn so«, sagte Gloria.
»Es gibt Momente, da frage ich mich: Was für ein Geheimnis trägt dieser Mann in seinem Herzen? Rian ist offen und ehrlich, und ich kann mir keinen besseren Freund als ihn vorstellen, aber manchmal steht dieses Geheimnis wie eine Wand zwischen uns. Dann läßt er mich nicht an sich heran.«
»Ich glaube, daß ihm das Schicksal vor vielen Jahren sehr übel mitgespielt hat«, sagte Gloria.
»Den Verdacht habe ich auch. Aber warum spricht er nicht mal mit uns darüber? Vielleicht können wir ihm helfen, diese Vergangenheit zu bewältigen.«
»Du kannst jemandem nur helfen, wenn er sich helfen lassen will, Gordon. Du kannst Rian nicht dazu zwingen.« Der Arzt nahm wieder einen Schluck Kognak. Dann beugte er sich zu seiner Frau hinunter und küßte ihren schlanken nackten Hals. »Du bist nicht nur eine sehr schöne, sondern auch eine äußerst kluge Frau«, sagte er.
Gloria wandte sich um. Sie legte den Arm auf die Lehne des Stuhls, auf dem sie saß.
Hastiges, aufgeregtes Klopfen an der Tür. »Dr. Sheene! Dr. Sheene!«
Der Arzt zog rasch seinen Schlafrock über den leichten Sommerpyjama. Gloria sah ihn nervös an. Es kam nur ganz selten vor, daß sie mitten in der Nacht auf diese Weise gestört wurden. Aber dann bedeutete das nie etwas Gutes.
Gloria überlegte schnell, wer heute Nachtdienst hatte. Jadi, dachte sie. Und sie hat ein Problem, mit dem sie allein nicht fertig wird. Die Medizinerin erhob sich gespannt, während ihr Mann die Tür öffnete. Jadi fiel ihm beinahe in die Arme. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, Dr. Sheene, aber der neue Patient…«
»Puso? Was ist mit ihm?« unterbrach der Arzt die junge Krankenschwester.
»Wurden Sie bitte mitkommen?« stieß Jadi aufgeregt hervor.
»Ich komme nach«, sagte Dr. Gloria Sheene zu ihrem Mann. »Ich ziehe mir nur rasch etwas über.«
Gordon Sheene trat hinaus und schloß die Tür.
»Ich hätte Sie nicht gestört… Aber ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte Jadi.
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte Dr. Sheene.
Sie eilten nach drüben, und der Arzt fragte sich, was ihn erwartete. Jadi war eine der zuverlässigsten und selbständigsten Krankenschwestern. Wenn
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