116 - Dämonenfalle Amazonas
sie sich keinen Rat wußte, dann mußte es schon schlimm um den Patienten stehen.
Als Dr. Sheene kurz darauf die Tür zu Pusos Krankenzimmer öffnete, weiteten sich seine Augen. Der Patient schlug wie verrückt um sich, keuchte, stöhnte, stieß knurrende Laute aus.
Dick glänzte der Schweiß auf seinem verzerrten Gesicht. Die Finger waren in das Laken gekrallt, die Augen verdreht. Pusos Brustkorb hob und senkte sich wie ein großer Blasebalg.
Es war die Aura, die sich Dr. Gordon Sheene nicht erklären konnte. Sie umgab Pusos Kopf. Es hatte den Anschein, als würde der Kopf auf einem leuchtenden Kissen liegen oder auf einer leuchtenden, kreisförmigen Scheibe.
Doch das, was den Kopf umrahmte, was darunter hervorkam, war kein bloßes Leuchten.
Das war Feuer!
Pusos Kopf brannte!
Flammen züngelten darunter hervor!
***
Mein Gott, wie ist so etwas möglich, durchfuhr es den Arzt. Der Kopf des Mannes brennt, ohne zu verbrennen. Und auch das Kissen fängt nicht Feuer. Woher kommen die Flammen? Aus Pusos Kopf? Ich weiß, daß es so etwas nicht gibt - und doch sehe ich es mit meinen eigenen Augen.
Pusos Unruhe wurde immer größer, das Feuer nahm an Intensität zu. Ein Kranz aus züngelnden roten Flammen umgab seinen Kopf - unbegreiflich für Dr. Sheene.
Nicht nur die Krankenschwester wußte sich keinen Rat. Auch er fühlte sich zum erstenmal überfordert. Ihm fiel ein, was Puso erzählt hatte.
Von Monstern hatte er gesprochen, deren Köpfe brannten. War er von diesen grünen Ungeheuern angesteckt worden? Infiziert von dieser geheimnisvollen Feuerkrankheit, die es bisher noch nie auf der Welt gegeben hatte?
Was denke ich denn da? durchzuckte es Gordon Sheene, und er schüttelte zornig den Kopf.
Seine Frau trat ein. »O mein Gott!«
»Wasser, Schwester Jadi!« stieß der Arzt hastig hervor. »Schnell!«
»Gordon, wieso brennt sein Kopf?« fragte Gloria Sheene völlig perplex.
»Ich weiß es nicht. Wir löschen erst mal das Feuer und untersuchen den Mann anschließend auf Herz und Nieren. Wir werden dieses Rätsel lösen!« Jadi war aus dem Zimmer geeilt. Jetzt schleppte sie einen großen Eimer herein, der randvoll mit Wasser gefüllt war.
»Geben Sie her, Schwester!« verlangte Dr. Sheene und nahm ihr den Eimer ab.
Wie ein Sturzbach ergoß sich der Wasserschwall über Pusos Kopf. Es zischte, brodelte, dampfte…
Aber die Flammen erloschen nicht. »Das ist mir unbegreiflich!« keuchte Dr. Sheene. »Wie kann das Feuer weiterbrennen? Was sind das für merkwürdige Flammen?«
»Er sprach von Wesen mit brennenden Köpfen«, sagte Gloria leise. »Er muß sie wirklich gesehen haben, Gordon. Er nannte sie Ungeheuer. Vielleicht sind es… Außerirdische.«
»Unsinn. Hier findet nicht der ›Krieg der Sterne‹ statt, Gloria. Es muß eine andere Erklärung geben.« Der Arzt schickte die Krankenschwester wieder hinaus. Diesmal sollte sie ihm eine dicke Decke bringen.
Sobald Jadi damit zurück war, sagte Dr. Sheene zu ihr und zu seiner Frau: »Setzt ihn auf!«
Sie griffen nach Pusos Armen und schoben eine Hand unter seinen bebenden, sich windenden Körper. Sie hoben ihn hoch, während Dr. Sheene mit ausgebreiteter Decke wartete.
Sobald der Mann saß, stürzte sich Gordon Sheene auf ihn und hüllte den brennenden Kopf in die Decke ein.
»Jetzt muß das Feuer ersticken«, sagte er.
Seine Arme umschlangen den Kopf des Patienten. Er ließ ihn lange nicht los. Puso saß unter der Decke und wurde allmählich ruhig. Jadi und Gloria brauchten ihn nicht mehr festzuhalten. Sie nahmen die Hände von ihm, richteten sich gespannt auf und warteten.
Dr. Sheene wußte nicht, wie lange er die Decke auf dem Patienten lassen sollte. Nachdem einige Minuten verstrichen waren, sah der Arzt seine Frau an.
»Was meinst du… Ob ich die Decke wegnehmen kann?«
»Ich weiß es nicht, Gordon.«
Die Entscheidung lag bei ihm. Er nickte. »Okay, ich versuch’s.«
Wieder hielt Gloria den Atem an, und sie nagte nervös an ihrer Unterlippe, während ihr Mann einen Zipfel der Decke vorsichtig hob. Er bückte sich und schaute drunter.
Im nächsten Moment riß er dem Mann die Decke vom Kopf. Das Feuer war erloschen. Dr. Sheene atmete erst mal auf. Puso war nicht ansprechbar. Völlig teilnahmslos, den Blick in eine weite, geistige Ferne gerichtet, saß er da.
»Wir müssen diesem Phänomen auf den Grund gehen«, sagte der Leiter der Urwaldstation. »Ich werde nicht ruhen, bis ich eine Erklärung dafür habe. Er bekommt ein anderes Bett, und
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