116 - Geheimexperiment Todessporen
Arme und seinen Oberkörper durch die offene
Scheibe.
Die
Geschwindigkeit des Pontiacs war nicht mehr so hoch, weil der Fahrtwind dem
Gangster am Steuer zu schaffen gemacht hatte. Der Staub von der Straße war
ungehindert in den Wagen geschleudert worden, hatte das ungeschützte Gesicht
des Fahrers getroffen und seine Augen zum Tränen gebracht. Die Rechnung der
beiden Freunde ging auf. Iwan packte den Überraschten. Der trat voll auf die
Bremse und verriss dabei das Steuer. Die nächsten zehn, fünfzehn Sekunden
wurden für Kunaritschew noch mal lebensbedrohend. Der Wagen brach aus und raste
quer über die Fahrbahn, dann über deren Rand auf den weichen Sand jenseits der
Straße. Eine riesige Staubwolke wurde aufgewirbelt. Der Pontiac drehte sich
einmal um die eigene Achse. Einen Moment sah es so aus, als würde er durch die
Bodenmulde, in die er geschlittert war, umkippen. Aber dazu kam es nicht. Iwan
Kunaritschew und der Gangster waren ineinander verkrallt. Der Russe rutschte
nicht von dem Fahrzeug und konnte, als der Pontiac endlich Stillstand, seinen
Einsatz erfolgreich beenden. Er zerrte den völlig Verdutzten hinter dem Lenkrad
hervor, über die Kühlerhaube hinweg und auf den Boden hinunter. Der Bursche war
zu perplex, um sich jetzt noch zur Wehr zu setzen. Gegen seinen Widersacher kam
er nicht an. Der Mann hatte Kräfte wie ein Bär und verschnürte seinen Gegner in
einer halben Minute so kunstgerecht, dass er weder Arme noch Beine bewegen
konnte. Dreihundert Meter entfernt setzte Larry Brent den Lotus auf, fuhr die
Schwingen und das Höhenruder ein und wendete. Als er an die Stelle kam, wo die
Staubwolke sich eben verzog, hatte Iwan Kunaritschew ganze Arbeit geleistet.
Auf der Straße zeigten sich in der Feme zwei Scheinwerfer und blitzendes
Rotlicht. Ein Polizeifahrzeug raste heran. Es wurde langsamer, als die Insassen
des Autos auf die Fahrzeuge und Männer am Straßenrand aufmerksam wurden.
Larry und
Iwan konnten den Cops, die von Jane Drawder, der Frau von der Tankstelle,
benachrichtigt worden waren, den Geldräuber übergeben.
„Von der
Beute fehlt nichts. Er hatte noch keine Gelegenheit, einen einzigen Dollar
auszugeben“, bemerkte Larry Brent.
„Aber das
sollten wir jetzt tun, Towarischtsch“, ergänzte der Russe. „In Geoffreys
Meeting-Point brutzeln die Steaks. Knapp zehn Minuten sind um, Towarischtsch.
Pro Steakseite rechnet man fünf Minuten, wenn das Fleisch noch so sein soll,
dass es einem wirklich schmeckt. Wenn wir uns dranhalten, können wir noch mit
gutem Appetit essen. Und genau das will ich jetzt tun. Auf in Geoffreys
Meeting-Point! Heute Abend werden wir einen trinken, Towarischtsch. Ein
riesiges Glas Bier - ich muss den Staub hinunterspülen, den ich während der
Fahrt geschluckt habe.“
●
Jane Drawder hatte die Rachegedanken, die sie erfüllten,
niedergekämpft. Sie hätte den Mann mit seinem eigenen Dolch erstechen können.
Aber sie tat es nicht. Mit schnellen Schnitten schlitzte sie ihm das völlig
durchblutete Hemd auf. Die Wunde sah schlimm aus. Die Frau holte Verbandszeug
aus einer Schublade und legte bis zum Eintreffen des Arztes notdürftig einen
Wundverband an. Der Arzt kam aus Denio. Die Stadt lag zweihundert Meilen von
der Tankstelle entfernt. Der Doc besaß ein Flugzeug, mit dem er die langen
Strecken zu seinen Patienten zurücklegte. Die Polizei traf früher ein. Ein
Streifenwagen in der Nähe war über Funk von dem Überfall auf die Tankstelle unterrichtet
worden. Zusammen mit der Polizei kamen die beiden Fremden zurück, die
geistesgegenwärtig die Verfolgung aufgenommen hatten und auch erfolgreich
gewesen waren, wie sich herausstellte . Der zweite
Gangster war gefasst, das Geld konnte auf den Cent genau zurückgegeben werden.
Alles war wieder im Lot - bis auf das Verhalten von Jennifer Drawder
...
Das Mädchen
war völlig verstört, stand offensichtlich unter einem Schock und schien den
Vorfall noch nicht verkraftet zu haben. Sie war erschreckend blass und wollte
den Teddy, in dessen Kopf eine Kugel steckte, nicht mehr anrühren. Aus dem
Einschussloch quoll Holzwolle. „Wir werden ihn wieder flicken, Jennifer“,
tröstete Jane Drawder ihre Tochter. „Er wird wieder genauso sein, wie er war.“
Da schluckte
das Mädchen und schüttelte heftig den Kopf. „Nein“, stieß sie tonlos hervor.
„Nein, das wird er nicht... Er ist tot... Er wird nie wieder so sein, wie er
war. Er wird nicht mehr zu mir sprechen können.“
„Aber Jenny!
Er hat noch
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