1162 - Lukretias Horror-Welt
der Rauch nach vorn und verließ den Mund in dunklen Wolken-Intervallen.
Dann stand sie plötzlich auf. Sie blieb nicht gerade und normal stehen, sondern schwankte hin und her, die Arme dabei nach unten gedrückt, die Hände gespreizt.
»Das bist nicht du, Jane!« Suko versuchte es wieder in aller Ruhe und mit sanfter Stimme. »Nein, du bist eine andere. Du gehörst nicht auf diese Seite.«
Suko erhielt eine Antwort. Die allerdings erschreckte ihn erneut, denn Jane schrie und fauchte ihn an. »Ich hasse dich!«
Es war aus tiefster Seele gesprochen. Suko verfluchte seine Hilflosigkeit. Er hasste auch sich, weil er einfach zu wenig über die andere Seite wusste, aber er würde Jane nicht laufen lassen.
Jetzt zuschlagen?
Er hätte sie getroffen. Es wäre alles kein Problem gewesen, doch Suko wollte nicht über die Folgen nachdenken. Möglicherweise starb sie durch die Dämonenpeitsche so wie Phil Harper vergangen war. Dann wäre Suko seines Lebens nicht mehr froh geworden.
Er musste sich eine andere Möglichkeit einfallen lassen. Es gab da nur eine Alternative.
Festnehmen!
Handschellen anlegen und dann sehen, wie es weiterlief.
Jane ahnte, dass sich Suko Gedanken machte, und deshalb flüsterte sie: »Komm mir nur nicht zu nahe. Bleib ja stehen. Berühr mich nicht. Tu dir das nicht an!«
»Du lässt mir keine andere Wahl!«
»Neiinnn!« heulte sie auf. »Ich hasse dich, verdammter Hurensohn. Du bist ein Arschloch, das man nur hassen kann.« Ihre Starre verlor sich. Jane begann sich hektisch zu bewegen, und auch ihre Arme blieben nicht mehr starr am Körper liegen.
Beide drückte sie nach unten.
Ein Arm erwischte die Türklinke. Hier ging die Tür aus welchen Gründen auch immer nach innen auf. Plötzlich verlor die Detektivin den Halt. Zusammen mit der Tür geriet sie über die Schwelle und taumelte in das Badezimmer hinein.
Sie war durcheinander und verlor die Übersicht über die eigenen Aktionen.
Mit der linken Hand gab ihr Suko noch einen zusätzlichen Stoß. Jane torkelte zurück. Die halb zugezogene leichte Schiebewand der Dusche hielt sie auf.
Suko vernahm einen Laut, als hätte jemand kurz auf das straff gespannte Fell einer Trommel geschlagen. Jane Collins kam mit sich selbst nicht mehr zurecht. Sie suchte nach einem Halt und spürte plötzlich Sukos Griff an der Schulter.
Heftig und wütend versuchte sie, sich zu befreien. Es gelang ihr auch, Sukos Hand rutschte ab, und nach einer blitzschnellen Drehung warf sie sich gegen ihn und versuchte auch, Suko aus dem Weg zu stoßen.
Das gelang ihr nicht.
Sie rutschte ab - und fasste gegen die drei Riemen der Peitsche!
***
So weit hatte es Suko nicht kommen lassen wollen. Aber er hatte es auch nicht verhindern können.
Janes Bewegungen waren zu wild und zu unkontrollierbar geworden.
Er merkte den Ruck auch in seiner rechten Hand. Aber er ließ die Peitsche nicht los und hörte plötzlich einen Laut, den er nicht richtig einstufen konnte.
Es war kein richtiger Schrei. Es war auch kein Stöhnen oder Wimmern. Der Laut lag irgendwo dazwischen und hörte sich an wie die Reaktion eines gepeinigten Menschen.
Sofort trat Suko einen Schritt zurück. Er konnte jetzt nach unten schauen.
Jane Collins hockte auf dem Boden. Sie wäre gefallen, hätte sie sich nicht mit einer Hand an den drei Riemen der Peitsche festgehalten. Durch sie bekam sie den nötigen Halt, aber die Hand rutschte allmählich ab.
Suko zitterte um sie. Er hatte ihr Handschellen verpassen wollen, aber sie war durch diesen unglücklichen Zufall an die Waffe gelangt, die für Schwarzblütler tödlich war. Jetzt würde sich zeigen, wie tief der Keim des Bösen bereits in ihr steckte.
Janes Hand rutschte ab. Die Detektivin verlor den letzten Halt. Es war auch niemand da, der sie abfing. So landete sie mit einer letzten schwerfälligen Bewegung am Boden und blieb dicht neben dem Einstieg zur Dusche liegen.
Das alles war im Halbdunkel passiert. Die beiden Lichtquellen aus dem Krankenzimmer flossen nur eben über die Schwelle, aber nicht weiter. Zudem lag Jane so auf der Seite, dass ihr Gesicht verdeckt wurde. Genau das wollte Suko sehen.
Er ging zurück. Dann schloss er die Tür. Erst danach schaltete er das Licht ein.
Es war zum Glück nicht störend grell. Der Schein reichte jedoch aus, um Einzelheiten zu sehen.
Jane bewegte sich nicht!
In Suko schoss eine siedend heiße Lohe hoch. Er hatte plötzlich das Gefühl, einfach abtauchen zu wollen, damit er die Augen vor der Wirklichkeit
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