1162 - Lukretias Horror-Welt
rechten Seite stand eine eingelagerte Geisterbahn. Die Bemalung verschwand in der Düsternis, als hätte sie all die Monsterfratzen gefressen.
Und doch geriet ich näher an mein Ziel. Das Pochen sorgte für stärkere Vibrationen, die auch durch diesen Steinboden drangen. Hoch über mir befand sich die Decke. Auf sie schlugen noch immer die Regentropfen in ihrem gleichmäßigen Rhythmus.
Ich ging vorsichtig weiter. Das Wasser rann mir aus den Haaren und lief kalt über mein Gesicht.
Allmählich wurde ich ungeduldig. Es musste einen Zugang in die Tiefe geben. Aber wo?
Es blieb alles beim Alten. Das Pochen, meine Schritte, die nächste Bude, kleiner als die Geisterbahn. Keine Bewegungen. Niemand, der mich erwartete und mich aus der Dunkelheit hervor angriff.
Und dann blieb ich stehen.
Rechts von mir sah ich einen schwachen Schein. Es war kein normales Licht, denn es schimmerte in zwei Farben. Da mischten sich Gelb und Grün miteinander, so dass dieses ungewöhnliche Leuchten entstehen konnte.
Ich wandte mich nach rechts. Die Waffe hielt ich schussbereit und entdeckte wenig später die viereckige Öffnung. Eine Eisenklappe war angehoben und nicht wieder geschlossen worden. Als wäre der Einstieg bewusst für mich offen gelassen worden.
Mit wenigen schnellen Schritten hatte ich ihn erreicht, blieb stehen und warf einen Blick in dieses nicht sehr klare Licht hinein.
Es reichte allerdings aus, um die Stufen der Treppe zu sehen. Da unten musste der Keller dieser Lagerhalle liegen. Vielleicht auch ein Ort, um Müll abzuladen. Jedenfalls ein interessanter, denn aus der Tiefe hervor drangen mir die Echos der Schläge so laut wie nie entgegen.
Mich überraschte Lukretias Stimme. »John Sinclair!«, hallte es mir aus der Tiefe des Kellers entgegen. »Bist du da?«
»Bestimmt!«
»Das freut mich.«
»Und weiter?«
»Komm - komm zu mir! Du willst doch mein Geheimnis kennen lernen. Jetzt hast du die Chance. Oder bist du zu feige, dich dem Erbe der Urzeit zu stellen?«
Erbe der Urzeit. Was das nun wieder sollte, wusste ich nicht. Aber es machte mich neugierig, und deshalb erhielt sie die entsprechende Antwort.
»Okay, Lukretia, ich komme…«
***
Jane Collins hatte über den Regen geflucht, was nichts brachte, denn er hörte trotzdem nicht auf.
Nach wie vor fielen die Schnüre aus dem Himmel und verwandelten die nächtliche Welt in eine gespenstische Umgebung.
Im Licht der Scheinwerfer wirkten die Tropfen wie gelbe kostbare Perlen, die ständig von den Wischern von der Frontscheibe geputzt wurden.
Jane hatte auf der Karte nachgeschaut und Suko den kürzesten Weg mitgeteilt. Trotzdem dauerte es seine Zeit, bis sie in die Nähe des Geländes gelangten und auch die Zufahrtsstraße erreicht hatten.
Dort schaltete Suko auf das Fernlicht um, und jetzt wurde die Gegend vor ihnen trotz des Regens hell.
Sie sahen ein Tor, das keines mehr war. Es musste kurzerhand umgefahren worden sein, und wenig später rumpelten die Reifen des BMW über die Reste hinweg.
»Hier sind wir richtig!«, flüsterte Jane. Sie wirkte wie vom Jagdfieber gepackt. Sie konnte auch nicht mehr ruhig auf dem Sitz hocken bleiben. Sie drehte sich, sie schaute mal nach rechts an Suko vorbei, dann wieder nach links oder nach vorn.
Es war ein Gelände, auf dem sie die Container, aber auch die großen Hallen sahen. Gearbeitet wurde um diese Zeit hier nicht. Hier war nur etwas gelagert worden, das erst später abgeholt wurde.
»Da, der Wagen? Der Rover!«, rief Jane.
»Schon gesehen!«
Suko war die Ruhe selbst. Er lenkte den Wagen nach rechts. Wasser spritzte in die Höhe, als sie durch eine tiefe Pfütze fuhren. Sekunden später stoppte Suko den BWM neben dem Rover.
Jane hatte sich schon losgeschnallt. »Ich steige mal eben aus und schaue hinein.«
»Okay.«
Kalter Regen klatschte gegen sie, als sie um den Rover herumlief und so gut wie möglich in das Fahrzeug hineinspähte. Es war nicht leicht, etwas zu erkennen, denn das Regenwasser hatte auf der Außenseite lange Schlieren und Tropfen hinterlassen.
Aber der Rover war nicht abgeschlossen. Ein Anzeichen dafür, dass John ihn in großer Eile verlassen hatte.
Jane schlug die Tür wieder zu und stieg zu Suko in den BMW. »Fahr weiter. Das war nichts.«
»Kein Hinweis?«
»Nicht der geringste. Irgendwie gefällt mir das nicht, Suko. Ich mache mir Sorgen.«
»Wir werden John schon finden und sicherlich auch deine Freundin Lukretia.«
»Hör nur auf damit.« An den Namen wollte Jane so wenig wie
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