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1163 - Invasion der Fairy Queens

Titel: 1163 - Invasion der Fairy Queens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Klimaanlage in den Raum geblasen wurde, um den Appetit der Gäste anzuregen.
    Wie in einer Gruft, dachte Chthon.
    Er blieb eine Weile stehen, von jener Müdigkeit erfüllt, die ihn seit Tagen nicht mehr verlassen hatte, und ließ die Leere der Messe auf sich wirken. Sie erschien ihm noch erschreckender als die Abwesenheit der menschlichen Stimmen. Die Stille wurde von dem Summen der Klimaanlagen und dem ewigen Vibrieren und Brummen der verborgenen Maschinenanlagen gemildert, aber die Leere war umfassend.
    Sie sind heimgegangen, sagte sich Chthon. Natürlich. Das HQ-Hanse ist verlassen.
    Niemand kümmert sich mehr um seine Pflichten. Was für die Menschen zählt, das ist die Liebe der Fairy Queens.
    Er ging weiter, schritt auf die gegenüberliegende Wand zu und in sie hinein, durch das Leitungsgewirr der Installationen und Glasfaserstränge, und dann trat er hinaus in den angrenzenden Raum. Ein Lager. In einer Ecke bis zur Decke gestapelte Kunststoffkisten, an den Wänden Regale mit positronischen Bauteilen, neben der Tür ein Terminal und die reglose Stahlgestalt eines intakten Lagerroboters.
    Weiter.
    Wieder durch die Wand, durch Hochenergieleiter, durch das Fasernetzwerk der Kommunikationssysteme dann in den Boden, durch zwanzig Zentimeter dickes Stahlplastik, die Röhre eines horizontalen Installationsschachts, erneut eine Lage Stahlplastik, durch die Decke und langsam zum Boden hinunter.
    Chthon sah sich um.
    Ein breiter Korridor mit verschiedenfarbigen Laufbändern, die sich nicht bewegten, weil niemand ihre Dienste in Anspruch nahm; Kommunikationskonsolen an den Wänden; Tür reihen; Leuchtplatten an der Decke.
    Nirgendwo ein Terraner.
    In der Nacht hatte der Exodus aus dem HQ-Hanse begonnen. Nur Stunden nach der Invasion der Fairy Queens, nach den Schwärmen aus blauhäutigen Fremden, die wie groteske Heuschrecken vom Himmel gefallen waren.
    Weiter, spornte sich Chthon an und verdrängte die unwillkommenen Erinnerungen, die ihn mit Resignation zu lahmen drohten. Vielleicht, dachte er hoffnungsvoll, gibt es Terraner, die weniger anfällig für den Einfluß der Fairy Queens sind.
    Er folgte dem Lauf des Korridors bis zur nächsten Abzweigung und wandte sich nach rechts. Seiner Schätzung nach mußte er sich inzwischen fünfzig oder sechzig Meter unter der Erdoberfläche befinden. Weiter unten lag das eigentliche Herz des HQ-Hanse; die unterirdischen Befehlsstände, die positronischen Rechenzentren, die Kontrollsysteme der Verteidigungsanlagen, die isolierten Tiefbunker und Transmitteranlagen. Wenn es im HQ-Hanse noch Terraner gab, die der eigentümlichen psychischen Ausstrahlung der Fairy Queens widerstanden hatten, dann in diesen Bereichen.
    Chthon hielt an.
    Seine Müdigkeit verflog, als er die Frau entdeckte, die vor ihm am Einstieg eines Antigravschachts saß und mit träumerischem Gesicht die Fairy Queen an ihrer Seite ansah. Wie alle blauhäutigen Fremden trug auch sie ein Gewand aus weißen Spinnweben, die sie mit ihrer Nackendrüse produzierte. Elfenhaar, dachte Chthon. Ja, so haben die Terraner das Gespinst genannt. Der Instinkt muß ihnen diese Bezeichnung eingegeben haben. Ebenso den Namen für die Invasoren.
    Fairy Queen.
    Chthon schnitt eine Grimasse.
    Ein romantischer Name für den Tod des freien Willens, für die Sklavenhalter der Seele ...
    Langsam näherte er sich der Frau. Sie war - nach terranischen Maßstäben - hübsch: Hochgewachsen, schlank, ohne dünn zu sein, das Gesicht oval und dunkel, von silbern gefärbten, langen Haaren umrahmt. Chthon entsann sich, sie bereits gesehen zu haben.
    Im Befehlsstand, bei Bulls sinnlosem Versuch, den Grauen Korridor mit konzentriertem Transformbeschuß zu durchdringen.
    Nenghi, dachte er. Sie heißt Chi Nenghi.
    Dicht vor der Frau blieb er stehen. Sie blickte nicht auf. Ihre Augen waren unverwandt auf ihre Fairy Queen gerichtet, und zum wiederholten Mal fragte sich Chthon, was die Terraner an den groben, häßlichen Gesichtern der Fremden finden mochten, daß sie so von ihnen fasziniert waren. Er runzelte die Stirn. Es muß etwas geben, durchfuhr es ihn, das jenseits der normalen Wahrnehmung liegt. Ein Einfluß, der nicht den Umweg über die Sinnesorgane nimmt, sondern direkt auf das Gehirn des Betrachters wirkt. Ein Einfluß, den nur die Terraner registrieren können. Ich bin davon ausgeschlossen. Weil ich ein Schatten bin.
    Wie schon so oft in den vergangenen Stunden lauschte Chthon in sich hinein, aber er spürte nichts. Wenn die Fairy Queens mit

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