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1168 - Marionetten der Silbernen

Titel: 1168 - Marionetten der Silbernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Pseudopodien über Gänge watschelten. Entfernt ähnelten sie Robotern in einem uralten Film, den Weidenburn irgendwann einmal gesehen hatte. Doch sie waren keine Roboter, sondern Wesen aus Fleisch und Blut, deren Lebensäußerungen lediglich auf die Funktionen von Robotern reduziert worden waren.
    Mehrmals mußte Eric sich eingestehen, daß er in die falsche Richtung gegangen war. Er war einmal sogar nahe daran, aufzugeben und sich in irgendeinen Winkel zu verkriechen.
    Nur der Gedanke an Simone, die ohne seine Hilfe verloren war, ließ ihn weitersuchen.
    Ihm wurde dabei nicht einmal bewußt, daß er den Kampf noch lange nicht aufgegeben hatte, denn was hätte die Suche nach Simone Keim für einen Sinn gehabt, wenn er nur ihre körperliche Existenz retten wollte, ihren Geist aber bereits abgeschrieben hätte.
    Schließlich fand er sie doch.
    Sie lag noch dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Er bekam einen Schreck, weil er fürchtete, sie erschlagen zu haben. Doch als er sich über sie beugte, öffnete sie die Augen und streckte die Arme nach ihm aus.
    Rasch wich er zurück.
    „Es tut mir leid, Simone", sagte er, obwohl er bezweifelte, daß sie seine Worte verstand.
    „Es tut mir sehr leid. Ich muß dich jetzt noch einmal allein lassen, denn ich muß etwas zu essen für uns besorgen."
    Er wich weiter zurück, da die Frau sich auf den Bauch wälzte und auf ihn zukroch. Ihre Pupillen waren unnatürlich geweitet, und über ihrem Gesicht hingen silbrige Fäden. Sie verliehen ihr etwas Gespenstisches.
    Eric stutzte.
    Diese Fäden waren keine grauen Haare, denn ihr dunkles Haar war noch völlig makellos.
    Spinnweben!
    Er erschrak.
    Nein, natürlich waren das keine Spinnweben, aber möglicherweise auch keine harmlosen Kunststoff faden, sondern irgend etwas, das an der Veränderung seiner ehemaligen Anhänger beteiligt war.
    Simone stöhnte dumpf und streckte die Arme verlangend nach ihm aus. Ihre Finger krümmten sich krallenartig, und Eric entdeckte plötzlich auch zwischen ihnen dieses silbrig schimmernde Gespinst. Ihm wurde übel.
    „Wenn ich nur wüßte, wie ich dir helfen kann!" rief er voller Mitleid. „Was haben diese Scheusale aus euch gemacht? Aber ich gebe nicht auf, Simone. Zuerst besorge ich dir etwas zu essen. Und ich werde dich einsperren müssen. Bitte, verzeih mir!"
    Abermals stöhnte die Frau.
    Eric glaubte, so etwas wie „Komm" zu hören. Simones Nägel kratzten über den Boden, als sie weiter auf ihn zukroch.
    Er verließ fluchtartig den Raum. Das Schott schloß sich automatisch hinter ihm.
    Nachdenklich musterte er es. Wie konnte er ein solches Schott verriegeln? Wie sollte er verhindern, daß es sich automatisch vor Simone öffnete?
    Er sah schließlich keine andere Lösung, als mit dem Griffstück der Waffe, die das Schuppenwesen ihm gegeben hatte, solange auf der Verkleidung der Verschlußelektronik herumzuschlagen, bis das Schott sich nicht mehr öffnete, wenn er sich direkt davor stellte.
    Wie er es später aufbekommen sollte, darüber machte er sich noch keine Gedanken.
    Er eilte davon.
     
    7.
     
    Eric irrte ungefähr zwei Stunden auf der Suche nach Nahrung herum, bis er einsah, daß er etwas Brauchbares nur in den hellbeleuchteten, voll funktionierenden Sektionen des Laborschiffs bekommen würde und daß ihm nichts anderes übrig blieb, als die damit verbundenen Risiken einzugehen.
    Wider Erwarten stieß er jedoch auf keine Armadamonteure oder Quechos. Er entspannte sich wieder etwas und durchsuchte stichprobenartig einige Räumlichkeiten.
    Die meisten von ihnen enthielten jedoch nur Laboreinrichtungen, Käfige für Versuchstiere und Kisten sowie Stahlflaschen, in denen vermutlich Drogen und Chemikalien aufbewahrt wurden.
    Bei seiner Suche näherte Weidenburn sich allmählich wieder dem Zellentrakt. Dabei gewann er zunehmend den Eindruck von Unruhe. Er hörte gedämpftes Rumoren und Rufen. Diese hörbaren Anzeichen für unheimliche Vorgänge waren jedoch nicht so beunruhigend wie das Gefühl knisternder Spannung, das die Luft erfüllte und an seinen Nerven zerrte.
    Schon bald kam der Augenblick, in dem sich Eric nicht weiter wagte. Er fürchtete sich, ohne konkret zu wissen, wovor. Der Widerstand seines Unterbewußtseins wurde so stark, daß er meinte, eine materielle Kraft stemmte sich ihm entgegen.
    Schweißüberströmt blieb er stehen.
    Dann hörte er die zwitschernden Stimmen, mit denen die Quechos sich verständigten und gleich darauf das sanfte Tappen ihrer weichen Pseudopodien. Er

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