1168 - Nach den Regeln der Hölle
gestellt und möglicherweise auch vernichtet hat, denn die Waffen dazu besitzt er.«
»Jane, Sie irren sich!«
Über die Worte konnte sich die Detektivin nur wundern. »Bitte, was macht Sie so sicher?«
»Ich weiß es.« Sie legte eine Hand unter die linke Brust. »Ich fühle es zudem. Er ist hier. Nicht hier im Zimmer, aber er ist hier in der Nähe. Nicht weit weg.« Alinas Blick verriet plötzlich Unruhe. Sie blieb auch nicht mehr sitzen und schnellte in die Höhe. Bevor Jane reagierte, hatte sie bereits das offene Fenster erreicht, blieb dort stehen und schaute hinaus.
Die Dose war auf dem Bett umgekippt und nässte das Laken. Jane stellte ihre ab. Sie ging zu Alina Wade, die sie gehört hatte. »Er ist da. Er ist nicht weit weg.«
»Auf dem Parkplatz…«
»Nicht dort, Jane.« Alina fuhr herum. »Nein, er ist nicht dort, das weiß ich!«
»Wo ist er dann?«
Alina schloss die Augen. Sie streckte ihren rechten Arm aus und schob Jane zurück. »Ich muss mich konzentrieren«, flüsterte sie. »Ich muss es herausfinden.«
Jane Collins war klar, dass das Erbe des Vaters wieder in Alina hochstieg und zu arbeiten begann.
Sie dachte und sah womöglich auf einer anderen Schiene oder Ebene, bei der Jane Collins nicht mithalten konnte.
Dann öffnete sie die Augen.
Jane starrte sie an und sah die Veränderung. Die Pupillen waren verschwunden. Alina war wieder in die andere Welt abgetaucht. Der Einfluss des toten Vaters ließ sich einfach nicht übergehen.
»Nicht weit weg. Wir können ihn schnell erreichen. Er ist oben. Er will grausam sein und töten…«
»Was heißt oben?«
»Auf dem flachen Hausdach…«
***
Jane hatte nicht direkt das Gefühl, einen Tritt erhalten zu haben. Sie hätte nie gedacht, dass John auf dem Dach dieses Hauses sein könnte, aber sie widersprach Alina Wade nicht. Als Mensch hatte man keinen direkten Draht zu den Kreaturen der Finsternis. War man selbst eine oder war man in ihren Kreislauf hineingeraten, so änderte sich dies.
Alina war neben Jane stehen geblieben. Sie schaute die Detektivin auch nicht an und blickte bewusst an ihr vorbei. Aber ihr Blick war auf die rechte ausgestreckte Hand gerichtet, auf die Innenfläche, auf der sich etwas abmalte.
Jetzt sah auch Jane Collins den Abdruck des Kreuzes, der so stark wie nie glühte. Aber die Hand verbrannte nicht. Die beiden unterschiedlichen und feindlichen Kräfte hatten ein Gleichgewicht geschaffen. Es war wiederum der Beweis dafür, dass Alina noch nicht zur anderen Seite gedrückt worden war.
»Er… er… hat sich gemeldet. Er ist in meinem Kopf. Er will auch, dass ich zu ihm komme.«
»Willst du das ebenfalls?«
»Ja. Ich muss. Ich muss es tun. Ich bin es meinem Vater schuldig. Ich kann mich nicht immer nur verstecken.«
»Dann tu, was du tun musst, Alina. Lass dich von keinem aufhalten, auch nicht von mir.«
»Ja, du hast Recht.«
Janes Befürchtung, dass Alina durch das offene Fenster klettern könnte, trat nicht ein. Sie bewegte sich völlig normal und drehte sich dabei der Tür zu.
Jane wartete, bis Alina sie passiert hatte. Dann blieb sie zwei Schritte hinter ihr, was sich auch nicht änderte, als Alina Wade den langen Flur erreicht hatte und sich nach rechts wandte.
So konnte sie mit wenigen Schritten die Wohnungstür erreichen. Dort wartete sie einen Moment und wunderte sich flüsternd darüber, dass die Tür nicht geschlossen war.
»John Sinclair wird sie offen gelassen haben«, erklärte Jane. »Er ist doch bei deinem Onkel - oder?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich habe ihn nicht gespürt. Ich merkte nur Dorffans Macht.« Nach diesem Satz zog sie die Tür weiter auf und ging hindurch.
Jane Collins fasste schnell nach und sorgte dafür, dass die Tür nicht wieder zuschlug. Noch wartete sie ab und schaute zu, wie sich Alina zunächst orientierte.
War sie bisher ziemlich sicher gewesen - sie hatte sich auch dementsprechend verhalten -, so wirkte sie jetzt ein wenig verunsichert. Es standen die Treppe und der Lift zur Auswahl. Jane hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie sich für den Lift entscheiden würde, aber Alina Wade drehte sich wieder nach rechts, denn so konnte sie mit wenigen Schritten die Treppe erreichen.
Auch jetzt ging sie nicht schneller. Aber sie war zielstrebig. Beinahe schon ein wenig roboterhaft schritt sie die Stufen hoch, und sie schaute sich dabei kein einziges Mal nach Jane Collins um.
Jane sorgte dafür, dass immer zwei Stufen zwischen ihr und der jungen Frau blieben. Sie
Weitere Kostenlose Bücher