1168 - Nach den Regeln der Hölle
hasse ich dich. Ja, ich hasse dich, denn meinen Vater habe ich geliebt!«
»Es musste sein. Wir können keine Verräter dulden. Wir dürfen nicht das Leben eines normalen Menschen für immer führen. Irgendwann ist Schluss. Da müssen wir aus unseren Verstecken hervorkommen. Hast du verstanden?«
Alina wusste, dass sie keine Chance hatte, allein und ohne Unterstützung ihren Weg zu gehen.
Wenn sie es trotzdem schaffen wollte, würde sie sich auf uns verlassen müssen, und ich dachte gar nicht daran, sie im Stich zu lassen.
Aber auch Dorian würde nicht aufgeben. Er war sich noch immer sicher, und er besaß die fünf Hunde, seine Killer auf vier Beinen. Sie waren ruhig, und trotzdem bewegten sie sich.
Die beiden Pitbulls zuckten und bewegten ihre Beine. Die Terrier hielten ihre Schnauzen am weitesten offen. Sie hechelten laut, und immer wieder schlugen ihre Zungen wie alte Lappen hervor.
Speichel rann aus den Schnauzen und tropfte zu Boden. Dabei ließen sie auch das leise und bedrohliche Knurren hören.
Im Augenblick stand die Situation auf des Messers Schneide. Jane Collins hielt sich gut. Sie zielte auf den Kopf des Dorian Wade.
Ich hielt die rechte Hand noch immer in der Tasche. Die Finger berührten das Metall des Kreuzes.
Die Wärme glitt wie ein Rieseln durch meine Hand.
Wade zuckte mit den Schultern. »Ich gebe nicht auf. Ich halte die Familie zusammen. Ich werde dich immer finden, meine liebe Nichte, aber ich hasse es, wenn man sich mir in den Weg stellt. Hörst du?«
Was er damit meinte, bewies er in den folgenden Sekunden. Keiner von uns hatte gehört, dass er seinen Bestien einen Befehl gegeben hatte. Von sich aus griffen sie bestimmt nicht an. Sie mussten ihn auf einem anderen Weg bekommen haben.
Plötzlich stürmten sie los, und wir befanden uns innerhalb einer Sekunde in größter Lebensgefahr…
***
Was nun passierte, das war mit Worten und Vergleichen kaum zu beschreiben. Es glich einem Horror-Szenario, wie es sich eigentlich nur ein Regisseur und Schriftsteller ausdenken konnte. Es war die wahnsinnige Gefahr, die sich innerhalb einer Sekunde verdichtet hatte und plötzlich explodierte.
Auch Janes Beretta explodierte. So zumindest hörten sich die Schüsse an. Sie feuerte nicht auf Dorian Wade, denn jede Verzögerung hätte eine Verletzung, wenn nicht noch mehr bedeuten können.
Sie hatte die Waffe gesenkt und schoss auf einen der Hunde.
Ich feuerte den ersten Schuss mit links ab. Okay, darin war ich nicht perfekt, und es war mehr Zufall, dass ich einen dieser Terrier erwischte.
Die Kugel hieb in den bulligen Kopf. Der Hund schien einen Faustschlag bekommen zu haben. Er wurde gestoppt, zurückgeworfen, landete wieder auf dem Boden, schlug mit seinen Beinen um sich, jaulte auf, doch das Geräusch ging im Krachen der anderen Schüsse unter.
Jane feuerte. Ich schoss ebenfalls und hatte dabei die Beretta in die rechte Hand gewechselt.
Um die Kreatur der Finsternis kümmerte ich mich nicht. Im Moment waren die Hunde wichtig: Wenn es einem von ihnen gelang, sich ein Opfer zu holen und darin festzubeißen, sah es für uns böse aus.
Zwei hatten wir erwischt. Sie wälzten sich auf dem Boden. Ein dritter setzte zu einem mächtigen Sprung an und wuchtete seinen kompakten Körper auf Jane zu.
Sie feuerte wie auf dem Schießstand stehend. In diesen schrecklichen Augenblicken war sie wirklich zu bewundern, und sie traf die springende Bestie tatsächlich. Was dann mit dem Hund passierte, sah ich nicht mehr, denn ich hatte meine Stellung gewechselt und hielt mich vor Alina Wade auf, um sie zu schützen.
Auf mich hatte es der gefleckte Bullterrier abgesehen. Es war ein Hund mit schmalem Kopf, schmaler Schnauze und einem mächtigen Reißgebiss.
Der Terrier heulte auf. Zumindest kam mir das Geräusch so vor. Ich erschrak, als ich sah, wie hoch er springen konnte. Er wollte mir direkt an die Kehle. Er tauchte wie ein Gespenst vor mir auf, und ich jagte zwei Kugeln in dieses Ziel hinein. Beide Geschosse sägten in den Hals der Bestie, deren Sprung trotzdem nicht gestoppt werden konnte. Ich kam auch nicht so schnell weg, dann rammte der Körper des Bullterriers gegen mich.
Ich wusste schon, wie kompakt die Kampfhunde waren und welch ein Gewicht sie hatten. Das war bisher alles nur Theorie gewesen. Nun erlebte ich es am eigenen Leib. Obwohl ich mich darauf eingestellt hatte, wurde ich durch den Druck des Körpers nach hinten geschleudert. Es wurde kriminell. Wenn ich zu weit zurückging, trat ich
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