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1168 - Nach den Regeln der Hölle

1168 - Nach den Regeln der Hölle

Titel: 1168 - Nach den Regeln der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der sich, im Gegensatz zu dieser verdammten Flamme, nicht mehr zurückzog und stinkend über dem Dach schweben blieb.
    Alina schaffte es nicht allein. Sie wollte auch nicht. Sie stand mit hängenden Armen da und kam keinen Schritt weiter. Das wahre Gesicht ihres Onkels musste ihr einfach diesen Schock versetzt haben.
    Jetzt war ich an der Reihe. Es war zugleich mein Fehler und meine Nachlässigkeit gewesen, dass ich zu lange mit einem Eingreifen gewartet hatte. So war es der Kreatur der Finsternis gelungen, sich von mir fortzubewegen. Sie hatte bereits den Dachrand erreicht und verfiel dort in eine wilde Bewegung.
    Sie erinnerte mich an das Schlagen der Schwingen oder Flügel einer großen Fledermaus oder eines mächtigen Vogels, der aber nicht in die Luft stieg und wegflog.
    Er kippte nach unten.
    Für einen Moment schwebte dieses Gebilde noch in der Luft. Es wurde dort kein Tuch ausgebreitet, auch wenn es den Anschein hatte. Das Flatterding hatte sich verwandelt, gab sich selbst noch einmal einen Stoß - und kippte über die Kante weg.
    Nicht einmal eine Sekunde später war es aus meinem Blickfeld verschwunden. Es verschwand über den Rand. Da hatte auch kein Gitter etwas halten können, das ich Sekunden später erreichte.
    Mein Blick glitt nach oben. Ein Aufwind schien das fliegende Wesen erwischt zu haben, und hatte es in die Luft geschleudert. Wieder sah es aus wie ein dunkler, großer und zuckender Lappen, aber es war ein Wesen, ein Tier und zugleich ein Dämon in seiner Urgestalt, der fliegende Drache nämlich.
    So sah man das Böse oft in alten Bildern und Holzstichen. Ein Drache, der gegen den Engel kämpfte und durch das Schwert vernichtet wurde. In den Mythologien fast aller Völker war dieses Bild gespeichert, wenn auch mit einigen Varianten. Doch der Drache war seit Menschengedenken das Urbild des Bösen und des Verderbens gewesen.
    Und jetzt flatterte er mir davon!
    Er war zu weit weg für eine Kugel. Auch der Einsatz des Kreuzes brachte nichts mehr. Ich musste ihn ziehen lassen. Der Ärger darüber fraß in mir wie eine Säure.
    Hinter mir hörte ich Schritte. Als sie verstummten und ich mich umdrehte, stand Jane Collins vor mir. Trotz der nicht eben berauschenden Lage versuchte sie, mich durch ihr Lächeln aufzumuntern, und sie sagte mit leiser Stimme:
    »Trotz allem, John, wir haben es überstanden. Schau dich um, da liegen die Hunde. Ich hätte vorhin nicht gedacht, dass wir es schaffen würden. Und dann wollte mich Wade erschießen. Wäre noch eine Kugel im Magazin gewesen, gäbe es mich jetzt nicht mehr. So aber leben wir.«
    Ich wusste, was sie wollte und was sie jetzt brauchte. Deshalb drehte ich mich und nahm sie in meine Arme. In dieser Haltung schaute ich zwangsläufig über das Dach hinweg.
    Fünf tote Kampfhunde lagen dort wie weggeworfen. Zwischen ihnen stand hoch aufgerichtet Alina Wade, deren Blick nach innen oder ins Leere gerichtet war…
    ***
    Die Morgendämmerung hatte die letzten dunklen Schatten vertrieben. Es war der Sonne gelungen, sich im Osten über den Horizont hinwegzurecken und erste Strahlen in die feuchte Luft zu schicken, die von Dunstwolken durchweht wurde. Sie stiegen aus den tieferen Regionen in die Höhe und waren dort besonders dicht, wo sich die Themse ihren Weg bahnte und auch ihre Uferregionen wahre Feuchtgebiete waren.
    Die Ruhe im Haus gab es nicht mehr. Ich hatte meine Kollegen alarmiert und ihnen erklärt, welche Aufgabe ihnen bevorstand. Sie waren gekommen, sie hatten auch Decken und entsprechende Behälter mitgebracht, doch als sie zusammen mit mir auf dem Dach standen und die Hundekadaver sahen, da verschlug es ihnen beinahe die Sprache.
    »Und die haben Sie alle erledigt?« wurde ich gefragt.
    »Nicht nur ich.«
    »Ohne Verletzung?«
    »So gut wie.« Ich dachte dabei an Jane, die sich um ihre Kratzer an der Wange gekümmert hatte. Sie waren tatsächlich nicht von den Hunden hinterlassen worden. Jane hatte sie sich beim Fall auf das Dach zugezogen.
    Der Reihe nach wurden die Kadaver in Plastikhüllen eingepackt und in Kisten geladen. Man würde sie verbrennen.
    Im Haus herrschte zwar kein Chaos, aber die Unruhe war nicht zu übersehen. Die Stille der Nacht hatte sich längst verabschiedet. Jetzt sahen wir auch, dass Menschen in diesem Haus lebten. Sie standen in den Fluren der einzelnen Etagen und wussten nicht genau, was auf dem Dach passiert war. Aber sie sahen, dass Kisten nach unten geschafft wurden, und das von Polizisten. Ich hatte die Kollegen zum

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