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1169 - Satans Kind?

1169 - Satans Kind?

Titel: 1169 - Satans Kind? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch kein Richter.
    Sie zitterte. Sie wusste wenig. Sie hatte alles erzählt. Sie hatte sich auch nicht verdächtig gemacht, und doch konnte sie nicht zufrieden sein, weil ein bedrückendes Gefühl zurückgeblieben war. Für sie stand fest, dass hinter diesen Mauern einiges nicht mit rechten Dingen zuging. Was es aber war, das konnte sie nicht sagen. Da hatte sie nicht den richtigen Einblick.
    Außerdem fühlte sie sich als Bauernopfer. Sie war vorgeschickt worden, um andere Dinge zu vertuschen. Es lief alles nach den normalen Regeln ab. Auch Polizisten hätten nichts daran finden können. Die Polizei war informiert worden. Man stand vor einem Rätsel, und selbst die beiden Spezial-Beamten hatten nichts erfahren.
    Hatten sie das wirklich nicht?
    Muriel war sich nicht sicher. Die Abrechnung würde bestimmt noch kommen und auch nicht lange auf sich warten lassen. Plötzlich fühlte sich Muriel in dieser Krankenstation mehr eingeschlossen als in der normalen Zelle.
    Im Raum war es nicht dunkel, aber auch nicht richtig hell. Es lag daran, dass der Tag draußen mehr der Nacht glich, und durch das nicht eben große Fenster drang auch nicht so viel Licht. Sie kam sich deshalb vor wie von einer Dämmerung umgeben, und sie hatte das Gefühl, dass die Schatten bewusst festgehalten wurden. Das Licht würde erst gegen Abend einzuschalten sein. Das hatte man ihr gesagt. Damit sie tagsüber ihre Ruhe hatte und nachdenken konnte.
    Aber worüber? Über ihr Schicksal? Das sah nicht günstig aus, auch wenn sich nach außen hin nicht viel verändert hatte. Trotzdem ging Muriel davon aus, dass das Verschwinden von Julia auch für sie eine Wendung bringen konnte.
    Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde und wollte vom Bett aufstehen, doch die barsche Stimme war schneller. »Bleib nur sitzen, Muriel!«
    Ja, sie gehorchte. Sie musste gehorchen, denn sie kannte auch die Wutausbrüche der Frau, die den Befehl gesprochen hatte und jetzt mit einem gleitenden Schritt und einem faunischen Lächeln über die Schwelle trat.
    Es war Dora, die hier unten das Sagen hatte. Klein, stämmig, grauhaarig, mit einem runden, schon pausbäckigem Gesicht, jedoch mit harten Augen, deren Blick versprach, dass sie so leicht keinen Spaß verstand und an ihren Zielen festhielt. Dora hatte alles mit angehört und würde nun mit Muriel über den Besuch der beiden reden wollen.
    Breitbeinig blieb sie stehen, die Hände auf dem Rücken. Dora trug ein graues Kittelkleid, das auf der Vorderseite mit weißen Knöpfen gespickt war. Die Füße steckten in schwarzen halbhohen Schuhen. Aus den Schäften ragten zwei kräftige Beine hervor.
    Den Nachnamen wusste keiner. Sie hieß nur Dora, und sie war hier die Chefin.
    »Du hast ja viel geredet, Muriel!«, stellte sie fest.
    »Ich konnte nicht anders.«
    »Klar, das habe ich gehört.«
    »Was hätte ich denn tun sollen?«
    »Schon gut, Muriel, schon gut. Viel Überlegung kann man ja von einer wie dir nicht verlangen.«
    Der letzte Satz hatte Muriel hart getroffen. Sie schrak sogar zusammen und fragte mit leiser Stimme.
    »Bitte, was soll ich denn davon halten?«
    Dora blieb etwas abstrakt. »Schon mancher hat sich um Kopf und Kragen geredet.«
    Muriel hob den Kopf. Sie wusste wirklich nicht, was sie falsch gemacht hatte. Da sie saß und Dora stand, kam ihr die Frau plötzlich so groß vor. Von ihr ging etwas aus, das man nur mit Kälte beschreiben konnte. Es strahlte auch auf Muriel über, sodass diese eine Gänsehaut bekam.
    »Aber ich doch nicht.«
    Doras rechter Mundwinkel zuckte. »Tatsächlich nicht? Ich bin da anderer Meinung.«
    »Bitte, Dora.« Sie legte ihre Hände in einer flehenden Geste zusammen. »Können Sie mir das nicht erklären? Ich weiß es nicht. Ich werde es wieder gutmachen.«
    Das scharfe Lachen erwischte sie. »Hör auf damit. Du kannst es nicht wieder einrenken.«
    »Warum denn nicht?«
    Mit Doras nächster Frage konnte sie nicht viel anfangen. »Kannst du rechnen, Muriel?«
    »Wieso? Ich…«
    »Ob du rechnen kannst?«, schrie sie.
    »Ja, ja, ich kann…«
    »Nein!« brüllte Dora dazwischen. »Du kannst nicht rechnen. Das kannst du einfach nicht. Durch deine verdammte Dummheit werden wir noch Ärger bekommen. Man spricht zwar immer von dummen Bullen, aber so dumm sind die Bullen nicht. Ich weiß genau, was Julia im Besucherraum zu dieser Collins gesagt hat. Wie du weißt, haben wir unsere Ohren überall. Auch wenn es keine menschlichen sind. Der Teufel ist zu ihr in die Zelle gekommen und hat ihr

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