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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem besten Weg, einer zu werden, und verlange schon jetzt den Respekt der Menschen. Den habe ich leider nicht so bekommen, wie ich es mir vorstellte, und deshalb muss auch ein Engel die Konsequenzen ziehen. Verstehst du?«
    »Nicht direkt. Was willst du denn?«
    »Abrechnen mit denen, die mir Böses getan haben. Du weißt genau, wer dazugehört, denn du bist ein Vertrauter desjenigen.«
    Mirko, der sich in den vergangenen Sekunden wieder gefangen hatte, merkte sehr deutlich, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Auch der Herzschlag beschleunigte sich. Emily hatte keinen Namen erwähnt, aber mit dem Vertrauten konnte sie nur den Chef des Zirkusses gemeint haben. »Ich habe damit nichts zu tun!«, verteidigte er sich lahm.
    »Ach ja?«
    »Nein, ich…«
    »Aber er hat mit dir über mich gesprochen - oder?«
    Er senkte den Kopf.
    »Schau mich an!«
    Mirko folgte dem Befehl und blickte in die Höhe. »Hat er darüber mit dir gesprochen oder nicht?«
    Der Mann rieb seine schweißfeuchten Hände an der Kleidung ab. »Ja, das hat er«, gab er zu.
    »Danke, dass du ehrlich bist. Ich habe nur den Test gemacht.«
    »Aber ich konnte nichts tun!«, flüsterte er heftig. »Es war unmöglich. Ich bin nicht der Boss. Das ist ein anderer. Du musst mir glauben, Emily.«
    »Das weiß ich doch«, gab sie leise zu. »Ich weiß alles über euch. Ich war nicht so dumm. Ich hatte meine Augen überall. Nach dem Tod der wunderbaren Chefin erlebte ich, wie ihr wirklich zu mir gestanden habt. Ihr wolltet mich nicht. Ich war für euch der letzte Dreck. Jeder von euch war froh, dass ich nicht mehr bei euch war. Doch nun bin ich zurückgekommen. Zu spät für eure Reue, Mirko. Nichts geht mehr. Gar nichts, das schwöre dich dir. Ihr habt alle eure Chance gehabt, und ihr habt sie verpasst.«
    »Was ist zu spät?«
    »Ich werde mich rächen. Ich muss es tun. Schon allein, um vor mir bestehen zu können. Niemand schickt einen Engel in die Hölle, und was ich erlebt habe, das war die Hölle. Eingesperrt hinter dicken Mauern. Man konnte dort kaum atmen. Man sah das Elend, aber dazu bin ich nicht geboren. Und ich bin auf meinem Weg weitergegangen, das kann ich dir schwören. Es ist vorbei…«
    Mirko wusste nicht, was er unternehmen sollte. Jedes Wort konnte falsch sein, auch jede Bewegung. Deshalb blieb er wie angewachsen auf der Stelle stehen. Trotzdem zitterte er innerlich. Das Blut stieg ihm in den Kopf. Er spürte den Druck hinter den Augen. Er merkte, wie sich in seinem Hals einiges zuzog, und der Herzschlag wollte sich auch nicht beruhigen.
    Es war ihm auch nicht möglich, den Kopf zu senken, und so schaute er Emily auch weiter an. Sie hatte sich nicht verändert. Sie sah aus wie immer. Aber sie war heller geworden. In ihr musste es eine Quelle geben, die auch nach außen strahlte. Es war ein Licht, doch es war nicht das Licht einer normalen Lampe. Es hatte keinen gelben Schein, dafür eine Helligkeit, die ihm unnatürlich vorkam. Ein derartiges Licht hatte Mirko in der normalen Welt noch nicht gesehen. Es ließ auch die Konturen zwischen der hellen Anstandskleidung verwischen, so dass Jacke und Hose aussahen wie ein Kleidungsstück aus einem Guss.
    »Sei froh, dass du mich nicht belogen hast«, flüsterte sie ihm noch zu.
    »Sei nur froh…«
    »Wieso? Was…«
    »Du wirst schon sehen…«
    Sie brauchte nichts mehr zu sagen, sie handelte. Und Mirko erlebte jetzt die Kraft, die weit über die eines Menschen hinausging. Es war für ihn nicht mehr nachvollziehbar. Es gab die Person vor ihm, aber sie war anders als noch vor wenigen Sekunden. Das Licht floss aus ihrem Innern hervor, und es besaß eine wahnsinnige Kraft. So hell, so grell und übernatürlich explodierte es vor seinen Augen. Zugleich spürte er darin das Brennen, als sollten die Augen tief in die Höhlen hineingestoßen werden. Brutal bis in den Hinterkopf gedrückt, dabei begleitet von den Spitzen zweier Messer.
    Er taumelte zurück. Plötzlich fehlte ihm die Kraft, auf den Beinen zu bleiben. Mirko hatte seinen Mund weit aufgerissen. Er glaubte zu schreien, tatsächlich strömte nur ein Röcheln aus seiner Kehle. Er hatte das Gefühl, durchdrehen zu müssen. Das Brennen in seinem Gesicht blieb, und es konzentrierte sich einzig und allein auf seine Augen. Im Gesicht selbst war es weniger stark, obwohl er auch da das Gefühl hatte, ihm zöge man die Haut in Streifen weg.
    Mirko fand nicht mehr die Kraft, auf den Beinen zu bleiben. Er fiel nach vorn und prallte mit den Knien zuerst auf.

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