1176 - Der unheimliche Leichenwagen
Leichenwagen?«
»Das versteht sich. In einem Wagen, den er als kleiner Junge auch als Spielzeug besaß. Er muss ihn so fasziniert haben, dass er den Gedanken daran nicht mehr lösen konnte. Mehr können wir Ihnen auch nicht sagen.«
»Aber Sie geben nicht auf?«
»Bestimmt nicht.«
»Und was wollen Sie unternehmen?«
»Für uns ist wichtig, dass wir ihn finden. Da kommt eigentlich nur eine Möglichkeit in Betracht. Wir werden uns auf der Straße zwischen Langster und Beckton aufhalten. Wir werden die Dunkelheit abwarten und diese Strecke fahren. Es kann sein, dass wir dem Leichenwagen begegnen. Es ist sogar zu hoffen, dass es geschieht.«
Das war für den guten Thomas ein starkes Stück. »Dann kann es möglich sein, dass auch Sie entführt werden?«
Beide hoben wir die Schultern. Das musste dem Mann von der Feuerwehr als Antwort reichen.
Ich wandte mich an Carina. »Was sagen Sie zu allem?«
Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, und schaute ziemlich unsicher in die Welt. »Ich möchte nur nicht mehr das Gleiche erleben wie in der vergangenen Nacht. Alles andere ist mir egal. Ich will auch nicht darüber nachdenken, was in Rios Wohnung geschehen ist. Er kam aus der Vergangenheit oder aus der Gegenwart und hat etwas geholt.« Sie schlug sich gegen den Kopf. »Ich bin wirklich völlig durcheinander. Ich weiß nicht mehr, was ich überhaupt denken soll. Bisher hat es für mich auch die drei Zeiten gegeben, aber ich habe sie in einem anderen Zusammenhang gesehen. Ich möchte auch nicht darüber nachdenken und nur meine Ruhe haben.«
»Das ist vernünftig«, lobte ich.
Aber Ross Thomas hatte noch nicht genug. »Moment mal, Mr. Sinclair. Was ist, wenn plötzlich dieser Rio Redcliff bei meiner Tochter erscheint? Was soll sie tun?«
»Nichts. Sich so verhalten wie immer. Es kann sein, dass er noch mal erscheint, muss aber nicht.«
»Dann lassen wir es darauf ankommen.« Er nickte Carina zu. »Ich werde für den Rest des Tages Urlaub nehmen. Dann fahren wir gemeinsam nach Hause und verlassen die vier Wände nicht, bis der Alarm durch die beiden Yard-Leute aufgehoben ist.«
»Gut, Dad.«
Auch wir waren zufrieden. Allerdings stand uns die große Aufgabe noch bevor. Eine Person zu finden, die sich zwischen den Zeiten bewegen kann, ist nicht einfach. Eigentlich hätte sie ja schon tot sein müssen, aber Überraschungen gibt es immer wieder…
***
Es war noch zu hell. Beide glaubten wir nicht daran, dass sich Valentin Rossiter jetzt schon zeigen würde. Aber der Nachname hatte uns nicht losgelassen, und so waren wir noch mal zu Victor Rossiter, dem Schreiner und Sargmacher, gefahren.
Wir stellten den Rover fast an der gleichen Stelle ab, nachdem uns gesagt worden war, dass sich Rossiter in der Schreinerei aufhielt. Als wir den Wagen verließen, sahen wir ihn. Er war dabei, die Schreinerei zu verlassen und sprach noch mit einem seiner Mitarbeiter. Uns hatte er noch nicht gesehen.
Beide wunderten wir uns über die Kleidung des Mannes. Er sah aus, als wollte er eine Wanderung durch den Wald unternehmen. Rossiter trug Stiefel, eine derbe Hose und eine rustikale Jacke. Vor seiner Brust hing ein Feldstecher, und er hatte sogar ein Gewehr geschultert.
»Will der zur Jagd?« fragte ich.
»Sieht ganz so aus.«
Victor Rossiter winkte seinem Mitarbeiter ein letztes Mal zu, drehte sich um - und sah uns.
Wir waren schon so nahe an ihn herangekommen, dass wir das Staunen auf seinem Gesicht sehen konnten. »Sie schon wieder? Tut mir leid, es gibt keine Neuigkeiten. Ich weiß noch immer nicht, wer die Toten gestohlen hat.«
»Deshalb sind wir auch nicht gekommen«, sagte ich.
»Wie beruhigend.«
»Das ist Ansichtssache. Es geht um etwas anderes, Mr. Rossiter. Zuvor noch eine Frage. Wollen Sie zur Jagd?«
»Ja.« Er strich über seine gepflegte Mossber-Flinte. »Das war schon lange verabredet.«
»Wir werden Sie auch nicht lange aufhalten, Mr. Rossiter. Uns geht es diesmal um einen Ihrer Vorfahren, Mr. Rossiter.«
Er war erstaunt und versteifte sich. »Was habe ich denn damit zu tun?«
»Das wollen wir Ihnen erklären. Sagt Ihnen der Name Valentin Rossiter etwas?«
»Hm. Rossiter schon.«
»Es liegt lange zurück«, erklärte Suko. »Es war der einzige Überlebende einer schrecklichen Familien-Tragödie.«
»Ach«, dehnte Rossiter, »den oder das meinen Sie. Ja, ja, das ist der Schandfleck in unserer Familienchronik. Damit will niemand etwas zu tun haben.«
»Auch Sie nicht?«
»Wo denken Sie hin! Ich…
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