1181 - Baphomets Blutgeld
ihren Träumen nicht ausgemalt.
Ich unterbrach das Schweigen. »Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wie ich euch ansprechen soll…«
Der normal Gekleidete gab die Antwort. Seine Stimme zitterte leicht. »Ich bin Leon.«
»Aha und er?«
»Heißt Joel.«
»Seid ihr Brüder?«
»Nein, sind wir nicht.«
»Es sieht so aus.«
»Ich weiß«, flüsterte Leon, »aber mein Freund stammt nicht von hier. Er ist von woanders hergekommen…«
Diesmal ließ ich ihn nicht ausreden. »Bestimmt aus der Vergangenheit, denn so sieht er aus.«
»Ja, ja, das stimmt. Joel ist jemand aus der Vergangenheit. Er war auf dem Schiff mit dem Gold, das vor der Küste von einem richtigen Drachen zerstört wurde. Das Schiff sank. Viele Menschen ertranken, aber einige haben sich auch retten können.«
»Zusammen mit der Goldkiste.«
»Ja, die gibt es auch.«
»Und für wen war das Gold bestimmt?«
»Sie wollten es wegbringen und…«
»Wir waren Templer!«, sprach Joel in den Satz des anderen Jungen hinein.
Ich wusste nicht, ob er mich mit dieser Erklärung hatte überraschen wollen, geschafft hatte er dies nicht, denn irgendwie wusste ich schon Bescheid und zeigte dies, indem ich die nächste Frage stellte.
»Templer mit Baphomet-Gold?«
»Ja, wir mussten fliehen.«
»Warum zu ihm?«
»Viele wollten nicht mehr. Sie wurden gejagt. Sie hatten Angst. Man fing, folterte und tötete sie. Da sind die Mönche aus dem Kloster, in dem ich erzogen wurde, zu ihm übergelaufen, um ihn um Hilfe zu bitten. Die Hölle sollte an ihrer Seite stehen, wenn es der Himmel schon nicht schaffte. Und so ist es gekommen. Sie nahmen das Gold, das dem Dämon geweiht war. Sie wollten es in die Welt hineinschaffen, um es unter die Menschen zu verteilen, damit sie sich immer an seinen Namen erinnerten. Aber es kam nicht dazu, denn der Sturm war stärker. Er hat das Boot erwischt, zusammen mit dem Drachen, und das Meer hat die meisten von uns verschlungen. Ich und andere hatten Glück, wir wurden an die Küste geschwemmt.«
»Ja, mit dem Gold.«
»Das stimmt.«
Der Junge interessierte mich. Die anderen griffen nicht ein. Sie blieben Statisten. Möglicherweise merkten sie auch, dass hier etwas ablief, was weit über das normale Begreifen eines Menschen hinausging. Damit musste man sich schon beschäftigen. So wie ich.
»Du bist bei den Templern erzogen worden, hast du gesagt?«
»Ja.«
»Und wie verhielt sich dein Kontakt zu dem Dämon mit den Karfunkelaugen?«
Ich hatte bewusst dieses brisante Thema angesprochen, und diesmal dauerte es, bis ich eine Antwort erhielt. Der Junge bewegte seinen Kopf und schaute sich mehrmals um, als gäbe es irgendwo in der Nähe jemand, der ihm die Antwort reichte.
Dann schüttelte er den Kopf.
»Nicht?«, fragte ich.
»Was heißt das?«
Joel hatte Schwierigkeiten und brauchte Zeit. Er schaute dabei auf seinen Säbel. »Ich wollte ihn nicht. Ich fürchtete mich vor ihm. Er war so gefährlich. Ich habe mich dagegen gewehrt. Ich… ich… konnte nicht den anderen Weg gehen.«
»Die anderen haben dich nicht getötet?«, erkundigte ich mich verwundert.
»Nein, denn sie wollten und brauchten mich. Jeder Mann war wichtig. Sie hätten es bestimmt auf dem Schiff versucht, aber dazu kam es nicht mehr, der Drache war schneller.«
»Kann ich verstehen«, erklärte ich nickend. »Jetzt lebst du noch. Wieso?«
»Es war die Zeitschleife, in die wir hineingeraten sind. Die Schleife der Zeit. Sie hielt uns gefangen. Auch mich. Ich bin hier und trotzdem nicht richtig hier. Ich kann geholt werden, und das wird auch bald geschehen. Ich bin auch auf der Flucht, denn ich will nicht zu den anderen hin.«
»Im Haus liegen zwei Leichen«, sagte Leon ohne Vorwarnung. »Ich habe gesehen, wie Joel sie tötete. Es stimmt, was er gesagt hat. Er will nicht mehr in die Schleife zurück und zu den anderen. Er hat nichts getan, er hat sich nur verteidigt, und er hasst auch das verfluchte Blutgold.«
»Ihr kennt die Kiste?« fragte ich.
»Ja«, gab Leon zurück. »Ich habe sie gesehen. Ich habe alles gesehen, auch den Drachen und den Untergang des Seglers. Mein neuer Freund hat mich in die Zeitschleife hineingeholt, und es war wie ein Wunder für mich. Wir werden uns auch nicht trennen lassen, denn wir werden in zwei verschiedenen Zeiten existieren, das haben wir uns vorgenommen. Wir wollen unseren Weg gemeinsam gehen, denn wir sind wie zwei Brüder, und das nicht nur bei der äußeren Ähnlichkeit.«
Ich wunderte mich nicht. Zu viel hatte
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