1181 - Baphomets Blutgeld
gibt noch einiges zu klären.«
»Da vorn liegt jemand!«, sagte Joel.
Die Gestalt malte sich als Schatten ab. Er brauchte mir den Ort nicht zu zeigen, ich wusste schon, dass es nur Noah Flynn sein konnte. Die beiden wollten eine Erklärung von mir, das sah ich an ihren Gesichtern, und ich hielt auch damit nicht über den Berg. »Es ist ein Mann, den ich kenne und der mich auch hergebracht hat. Er heißt Noah Flynn.«
»Wer hat ihn denn umgebracht? Sie?« Leon trat nach dieser Frage sicherheitshalber einen Schritt zurück und hob sogar seinen Säbel leicht an.
»Nein. Es waren die anderen. Ich denke, dass ihr Bescheid wisst. Deine Freunde, Joel.«
»Es sind nicht mehr meine Freunde.«
Leon gab mir die Erklärung. »Das stimmt. Joel will nämlich hier in dieser Zeit bleiben.«
»Das kann ich gut verstehen«, erwiderte ich. »Aber ob das so einfach ist, wage ich zu bezweifeln.«
»Warum denn nicht?«
»Es gibt so etwas wie Gesetze und auch das Schicksal. Es liegt wohl nicht in unseren Händen.«
Die Jungen schwiegen und überlegten, während ich an Godwin de Salier dachte, einen Templer, der ebenfalls aus der Vergangenheit gekommen war und sich in dieser Zeit gut zurechtgefunden und auch sehr schnell gelernt hatte. Aber das war eine Ausnahme gewesen, und ich erzählte den Freunden nichts davon.
Sie sprachen mich auch nicht mehr an und gingen weiter durch den tiefen Sand. Erst als sie den toten Flynn erreicht hatten, blieben sie stehen.
»Da ist noch Gold!«, sagte Leon.
Ich war inzwischen herangekommen. »Ja, das Gold des verfluchten Dämons Baphomet.«
»Wollte er es haben?«, fragte Leon.
»Er war zu gierig. Er hat auch die ersten beiden Münzen hier am Strand gefunden und mich ins Spiel gebracht. Später jedoch überfiel ihn die Magie des Goldes. Da hat er alles vergessen, als er die Schatzkiste zu Gesicht bekam. Es hat sich nichts geändert. Die Menschen sind noch immer verrückt nach dem gelben Metall.«
Leon stimmte mir durch ein Nicken zu. Er malte mit dem Fuß einen Kreis in den Sand. »Was geschieht jetzt mit dem Gold, das noch um ihn herumliegt?«
»Ich werde es vernichten.«
»Mit dem Kreuz?«
»Ja.«
»Ist es heilig?«
»Für mich schon.«
»Ja«, flüsterte Leon. »Das wäre es für mich auch. Heilig, richtig heilig.«
»Okay«, sagte ich und wollte mich bücken, um die Goldstücke zusammenzulegen, als sich Joel meldete.
»Nein, nicht!«
Er hatte leise gesprochen, aber wir hatten ihn trotzdem gehört. »Und warum nicht?«, fragte ich.
»Ich spüre etwas.« Er zog die Schultern hoch und schaute sich dabei um. »Es ist in der Nähe. Es lauert, ich wusste es…«
Leon fasste ihn an. »Nein, Joel, nein.«
»Doch.«
»Nicht die Zeitschleife.«
»Sie lässt mich nicht los. Sie ist nicht von mir zu überwinden, das musst du begreifen.«
Leon hatte Angst um seinen neuen Freund. Er ließ ihn los und wandte sich an mich. Aus seiner Stimme hörte ich die Verzweiflung hervor. »Kannst du denn nichts für ihn tun?«
»Noch nicht.«
»Aber dein Kreuz doch.«
Für Leon war es ein Allheilmittel, was nicht stimmte. Nur in bestimmten Situationen konnte man es als Retter ansehen. Dennoch hatte er richtig gedacht, denn ich hatte meinen Talisman sehr schnell aus der Tasche geholt und den Arm angehoben.
Ja, wir standen an der Grenze.
Das Kreuz ließ mich nicht im Stich. Es hatte sich in einen Indikator verwandelt. Es war nicht warm geworden, aber ich sah, wie die Lichtfunken über die beiden Balken huschten.
Leon staunte es an. »Himmel, das ist wie ein Wunder. Kannst du es? Kannst du es schaffen?«
Ich gab ihm keine Antwort, weil ich ihn nicht enttäuschen wollte.
Joel war zur Seite gegangen. Auch er blickte sich um, aber er blieb dabei ruhig.
Im Gegensatz zu Leon. Der schleuderte seinen Säbel plötzlich weg. Bevor ich den Grund dafür erkannte, sprang er mich an und hatte mir blitzschnell das Kreuz aus der Hand gerissen.
So überrascht hatte mich selten jemand. Bevor ich nachfassen konnte, war er schon nach hinten gerutscht und riss den rechten Arm so hoch wie möglich.
»Los!«, schrie er. »Wo immer ihr seid, verdammt! Zeigt euch! Kommt endlich her. Hier ist euer Platz, ihr verfluchten Geister! Hier werdet ihr sterben!«
Der Junge war nicht mehr zu halten. Ich wusste nicht, was er sich vorstellte, für mich war es nur wichtig, ihn zur Vernunft zu bringen. Diesmal war ich schneller. Bevor er reagieren konnte, hatte ich seinen rechten Arm erwischt. Er schrie, er trampelte, tobte und
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