Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1181 - Baphomets Blutgeld

1181 - Baphomets Blutgeld

Titel: 1181 - Baphomets Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zugleich seine Wohnung.
    Leon kannte das Ehepaar noch. Er hatte beide nie gemocht. Sie waren ihm stets muffig und schlecht gelaunt vorgekommen. Mit ihnen war wirklich nicht viel Staat zu machen.
    Sehr langsam ging er weiter und winkte Joel, ihm zu folgen. Es war niemand da. Sie befanden sich allein in diesem kalten Bau, in dem es tatsächlich feucht roch. Etwas Freundliches hatte das Haus nicht an sich. So ähnlich mussten auch Gefängnisse aussehen, hatte Leon immer gedacht, ohne je im Innern eines solchen gewesen zu sein.
    Schimmel klebte an den Wänden. An manchen Stellen sah er weiß aus, an anderen grünlich und braun. Leon kannte es alles. Er bewegte sich auf den Lichtschalter zu, damit die drei Kugellampen unter der Decke hell wurden.
    Es passierte nichts. Er knipste mehrmals, doch das Licht wollte nicht aufleuchten.
    »Scheiße, kein Licht! Sie haben den Strom abgesperrt.«
    »Was ist Strom?«
    »Vergiss es, Joel.«
    »Brauchst du eine Kerze?«
    »Ja oder später.«
    Joel sagte nichts. Er merkte, dass es nicht so gelaufen war, wie sein neuer Freund sich das vorgestellt hatte. Da war es besser, wenn er den Mund hielt.
    Leon deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger einige Male auf die geschlossene Tür zwischen den Treppen. »Da müssen wir rein, Joel. Ich war dort. Man hat sogar noch die Möbel gelassen. Oben in den Zimmern stehen die Betten nur noch vereinzelt. Da sind wohl andere hier gewesen, die sie gestohlen haben.«
    Hinter der Tür lag das Büro des Chefs. Auch hier waren die Wände grau. Es gab keinen Schreibtisch mehr, keinen Stuhl und keinen Aktenschrank. Auf dem Boden stand ein altes, nicht mehr angeschlossenes schwarzes Telefon. Joel betrachtete es mit neugierigen Blicken. Er stellte aber keine Fragen.
    Vom Büro aus konnte direkte die Wohnung des Hausmeisters betreten werden. Auch diese Tür war nicht abgeschlossen, und Leon bewegte sich mit der Sicherheit eines Menschen, der sich hier gut auskannte.
    Die Wohnung war nicht leergeräumt worden. Im Schlafzimmer stand noch das alte Doppelbett.
    Selbst die Matratze war vorhanden, auch wenn auf ihr eine Schicht aus Schimmel lag. Durch die kleinen Fenster sickerte das Licht, aber die Schatten überwogen bereits, denn draußen meldete sich der Abend.
    Es gab auch noch andere Räume, die allerdings waren leer. Um es bestätigt zu bekommen, öffnete Leon die Türen und ließ sie offen.
    »Da sind wir«, sagte er.
    Joel hatte sich auf das Bett gesetzt. »Es ist sehr weich«, sagte er und lächelte dabei.
    »Kennst du das nicht?«
    »Doch, aber ich habe immer nur auf dem Boden geschlafen. Auf Stroh, weißt du?«
    »Klar, die andere Zeit.« Leon hatte sich noch immer nicht daran gewöhnen können. Es lag auch an der Sprache seines neuen Freundes, dessen Ausdruck ihm nicht so fremd war. Ihm lag eine Frage auf der Zunge, die zu stellen er sich bisher nicht getraut hatte, es aber jetzt tat.
    »Du… du… ich meine, du bist doch nicht zum ersten Mal in dieser Zeit, Joel.«
    »Ach, das weißt du?«
    »Nein, aber ich kann es mir denken.«
    Joel hob die Schultern. »Manchmal hatte ich die Möglichkeit. Da habe ich mich in deiner Welt schon umgeschaut, und ich habe dich auch gesehen.«
    »Ach ja?«
    »Du bist oft allein.«
    »Das bleibt hier nicht aus. Ich wohne eben hier, aber in ein paar Jahren ziehe ich weg.«
    »Ich bin ja auch auf das Meer hinausgefahren.«
    »So jung?«
    »Nein, ich bin alt genug gewesen.«
    »Und woher kommst du?«
    Joel zuckte die Achseln. »Ja, woher komme ich«, wiederholte er. »Ich komme aus einem Kloster. Ich bin bei den Brüdern groß geworden. Sie haben mich erzogen.«
    »Hattest du keine Eltern?«
    »Nein oder ja. Ich kenne sie nicht. Man hat mich vor das Kloster der Templer gelegt.«
    »Und wo war das?«
    »Heute sagt man Frankreich dazu. Man hat mir viel Wissen beigebracht, und ich habe mich wohl gefühlt. Dann aber mussten wir vor den Horden fliehen. Ich ging mit auf das Schiff, auf dem sich auch das Gold befand.«
    »Das mit der Fratze, nicht?«, flüsterte Leon und dachte an die Münze in seiner Tasche.
    »Es ist Baphomet!«
    »Nie gehört!«, stieß Leon hervor.
    »Er ist mächtig, sehr mächtig sogar. Viele haben auf ihn geschworen, Leon.«
    »Du auch?«
    Joel senkte den Kopf. »Er hat uns viel Kraft gegeben. Wir konnten den Häschern entkommen, und nur der Drache war stärker. Aber es sind nicht alle ertrunken. Einige von uns leben. Sie gerieten in die Zeitschleife.«
    Leon merkte, wie es kalt seinen Rücken hinabrieselte.

Weitere Kostenlose Bücher