1181 - Die Clansmutter
seelisches Wohlbefinden zuständig, und die Clansmutter glaubte offenbar, daß ein paar Phasen der Meditation ausreichen würden, um ihren Zustand zu normalisieren.
Aber auch die Wächterinnen wurden F'durnadde bald lästig: Die eine schwatzte zu viel, die andere tanzte schlecht auf den Klangplatten, die dritte war zu langsam, die vierte zu schnell... Sie fand an allen etwas auszusetzen, und nur Stira konnte ihren Ansprüchen gerecht werden. „Bitte, erlaube mir, die Heilkundigen zu rufen", flehte Stira in der Hoffnung, daß F'durnadde irgendeinen Laut von sich geben möge, den sie als Zustimmung auslegen konnte.
Aber F'durnadde sagte gar nichts.
Statt dessen klopfte es leise an einem der Eingänge, und Stira glitt hastig hinüber. „Wer ist dort?" fragte sie, und sie hoffte, daß sie nicht schon wieder Stillogs verhaßte Stimme hören mußte. „Laß mich herein - schnell!"
Das war unverkennbar Ahany, und im ersten Moment war Stira starr vor Entsetzen. Ahany begehrte Einlaß in F'durnaddes private Kammer? Ahany - ein männlicher Voche?
Aber andererseits war Ahany Stiras Pflegekind. Außerdem klang seine Stimme so flehend - und die Clansmutter rührte sich noch immer nicht... „Stira, ich habe Neuigkeiten, die du wissen solltest!" rief Ahany leise, und in seiner Stimme lag eine so panische Furcht, daß Stira beinahe gegen ihren Willen den Öffnungsmechanismus betätigte.
Ahany schoß mit einer Geschwindigkeit herein, die selbst für einen männlichen Voche ganz erstaunlich war, und ehe Stira noch begriff, was er tat, veranlaßte er die Tür dazu, sich zu schließen.
Anschließend ließ er sich erschöpft zu Boden sinken, um gleich darauf erschrocken eine demütige Haltung einzunehmen. „Verzeih mir, Clansmutter!" stotterte er.
Stira schwankte zwischen Hoffnung und Furcht, und als F'durnadde noch immer nicht reagierte, wußte sie nicht, ob sie erleichtert oder nur noch besorgter sein sollte. Ein deutliches Lebenszeichen der Clansmutter hätte Stira neuen Mut verliehen, aber Ahany hätte mit erheblichen Schwierigkeiten rechnen müssen. Ein männlicher Voche hatte in F'durnaddes privater Kammer nichts zu suchen. „Sie hört dich nicht", wisperte Stira und zog Ahany in einen Winkel, in dem er von den Klangplatten so weit wie möglich entfernt war. „Gib keinen Laut von dir, bis ich dich dazu auffordere!"
In aller Eile kehrte sie zu den Klangplatten zurück und verriegelte sie. Männliche Voche hatten extrem hohe Stimmen. Sie konnten die Klangplatten in so starke Vibrationen versetzen, daß diese sich aus ihren Verankerungen lösten und verschoben. Abgesehen davon, daß F'durnadde in Zorn geriet, wenn die Klangplatten verstimmt waren, dauerte es sehr lange, sie Stück für Stück wieder auszubalancieren. „Ich habe die Platten verriegelt", wisperte Stira, als sie wieder bei Ahany war. „Sprich trotzdem so leise wie möglich, und paß auf, daß deine Stimme nicht nach oben abgleitet. Was ist passiert?"
„Stillog hat versucht, die Funkstation zu erobern", berichtete Ahany. „Er wollte die Nachricht verbreiten, daß F'durnadde tot ist."
Stira stockte der Atem. „Bist du sicher?" fragte sie entsetzt. „Habe ich dich je belogen?" fragte Ahany beleidigt, und Stira strich ihm beruhigend über den Kopf. „Ich war dort, als es geschah! Er verlangte Einlaß mit der Begründung, eine wichtige Nachricht an die Clansköpfe zu überbringen. Stariph wollte ihn einlassen und meinte, daß Stillog offenbar die Heilkundigen benachrichtigen wolle."
Stira stieß einen verächtlichen Laut aus. „Ich glaube, daß Stariph genau über Stillogs Pläne orientiert war", fuhr Ahany fort. „Aber Rekkam weigerte sich, die Verriegelungen freizugeben. Er bot Stillog an, mit Iralasong zu sprechen. Zum Glück war Braphyn in der Station, und er kann genau wie ein Irtuffe sprechen. Er behauptete, Iralasong zu sein, und Stillog fiel darauf herein. Er trompetete sofort los: .F'durnadde ist tot. Ich, Stillog, habe die Herrschaft über den Sitz der Clansmutter übernommen'. Dann schrie Stariph dazwischen, daß Braphyn ruhig sein sollte, und daraufhin wußte Stillog natürlich Bescheid. Rekkam war ungeheuer wütend. Er hat Stariph eingesperrt, die Station gesichert und jeden einzelnen verhört, bis er sicher sein konnte, daß nur noch zuverlässige Leute in der Station Dienst hatten. Stillog versuchte einen gewaltsamen Angriff, aber er scheiterte. Leider ist es nicht gelungen, ihn einzufangen. Er entkam mit den meisten seiner
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