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1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

Titel: 1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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früher auf Jahrmärkten gearbeitet. Auch für Fernsehsender, aber die Technik hat ihn überholt. Trotzdem gibt es ihn noch. Früher wie heute fasziniert er durch seine Kunst auch weiterhin die Menschen, was Sie ja selbst erlebt haben. Sie sind hin und weg gewesen.«
    »Es war auch Wahnsinn.«
    »Kann man so sagen.«
    Ich war trotzdem nicht so locker wie der deutsche Kollege. »Im Zusammenhang mit den Morden und dem Begriff Schatten erhält diese Kunst für mich eine andere Dimension.«
    Knudsen lächelte. »Ist er für Sie verdächtig?«
    Ich wiegte den Kopf. »Als der Henker kommt er wohl nicht in Frage. Aber es ist möglich, dass er mehr weiß, und er schien auch einen Blick für mich zu haben. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich nichts vor ihm verbergen.«
    »Deshalb wollte ich ihn auch dabei haben, John.«
    Jetzt war ich überrascht. »Ach, sagen Sie nicht, dass Sie ihn verdächtigen?«
    »Nein, das nicht. Wir haben ihn überprüft. Er ist nicht vorbestraft und wirklich ein Künstler, der im Dungeon eine Heimat gefunden hat. Aber er ist uns zumindest aufgefallen. Ich vergesse nicht einen seiner Standardsätze, als er davon sprach, dass Rache die Jahrhunderte überdauern kann. Damals hielt ich es für Geschwätz. Nach den neuerlichen Morden sehe ich es anders. Jedenfalls sollten wir ihn im Auge behalten, und das geht am besten, wenn er selbst mit von der Partie ist. So haben sich meine Telefongespräche vor unserer Abfahrt letztendlich gelohnt.« Er schlug mir auf die Schulter.
    »Weg mit der Theorie, John. Packen wir es an.«
    Nach diesem Satz stiegen wir die Stufen der Treppe hoch, um zum Eingang zu gelangen.
    Da wir etwas erhöht standen, nahm ich die Gelegenheit wahr, um mich umzuschauen.
    Karl Märtens sah ich nicht.
    Aber ich wusste, dass er sich nicht verkrochen hatte. Er würde zum richtigen Zeitpunkt erscheinen.
    Vielleicht sogar als Joker in diesem blutigen Spiel…
    ***
    Wir hatten geklopft. Einen Augenblick später wurde die Tür mit einer so großen Wucht aufgerissen, dass wir beide erschraken und unwillkürlich zurückwichen. Mit routinierter Bewegung griff ich zur Waffe, doch ich konnte die Beretta stecken lassen, es war niemand da, der uns angriff.
    Stattdessen taumelte uns ein relativ junger Mann entgegen, dessen Gesicht so aussah, als hätte er etwas Furchtbares hinter sich. Da glühte die Furcht noch in seinen Augen.
    Knudsen hielt ihn fest. »He, Herr Wilde, was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Das also war Rico Wilde, der Geschäftsführer. Er antwortete zunächst nicht und schnappte nach Luft, während der Kollege ihn festhielt.
    »Er war da!«
    »Wer?«
    »Der Henker!«
    Mit dieser Antwort hatte keiner von uns beiden gerechnet. Ich schaute Knudsen an, und er blickte mir ins Gesicht. Der Kollege sah schon jetzt aus, als könnte er kein Wort glauben. Aber er stellte keine Frage, dafür drehte er Rico Wilde herum und schob ihn in das Dungeon hinein. Wilde sperrte sich, und der Oberkommissar musste ihm noch etwas ins Ohr flüstern, bevor beide im Innern verschwanden.
    Ich folgte ihnen nicht sofort und blieb noch stehen, um einen letzten Blick zurückzuwerfen.
    Es war der Zeitpunkt, an dem die Welt sich zu verändern begann. Das begann am Himmel, wo flache Wolkenberge wie dünne Schatten vom Meer her über das Firmament glitten. Ich sah Möwen durch die Luft segeln, hörte ihre Schreie, und die Welt über der Speicherstadt erhielt einen Grauton.
    Die ersten Lampen waren eingeschaltet worden und warfen ihr Licht in die Umgebung. Die Nacht fing damit an, den Tag zu verdrängen.
    Von Rico Wilde und Uwe Knudsen war nichts mehr zu sehen. Auch nicht von Karl Märtens, der mich an einen vornehmen Totengräber erinnert hatte. In meiner Tasche steckte der Scherenschnitt, den er von mir angefertigt hatte.
    Ich holte ihn hervor, schaute ihn noch einmal an und musste mir eingestehen, dass er perfekt war.
    Dennoch konnte ich mich nicht so recht an ihm erfreuen. Er war ein Kunstwerk, aber ich hatte auch das Gefühl, dass der Künstler es nicht eben zum Spaß erschaffen hatte.
    Märtens ließ sich nicht blicken, aber die Ahnung, dass er sich in der Nähe aufhielt, blieb.
    Es war egal. Ändern konnte ich es nicht, und so betrat ich kurz entschlossen das Hamburg Dungeon und zog die schwere Eingangstür hinter mir zu.
    Das also war die Welt des neuen Grusel-Events. In der Nähe des Eingangs sah noch alles recht normal aus, abgesehen von der auch hier lauernden Düsternis. Ich übersah sie und blickte mich so

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