1187 - Wächterin am Höllentor
Lachen war, das unsere Ohren malträtierte.
Jane hielt es nicht mehr aus. Sie hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür und schrie: »Hören Sie mich? Verdammt, geben Sie Antwort, wenn Sie mich hören. Wir wollen Sie aus Ihrem Gefängnis herausholen.«
Jane erhielt keine Antwort. Ihre Worte überdeckten auch die anderen Laute. Schließlich ließ sie es sein. Ihre Arme sanken nach unten, und sie trat einige Schritte zurück. »Es hat keinen Sinn«, flüsterte sie. »Verdammt, es hat keinen Sinn.« Sie schnappte nach Luft. »Aber da drinnen ist ein Mensch, John. Ein Gefangener. Er ist allein in völliger Dunkelheit und muss die Hölle erleben. Der… der dreht durch.«
»Ich weiß.«
»Und wir haben keinen Sesam öffne dich.«
»Unter Umständen doch«, sagte ich und bemerkte, dass sie mich aus großen Augen fragend anschaute. Ich gab ihr auch keine weitere Erklärung und holte mein Kreuz hervor.
Es war mehr ein Akt der Hilflosigkeit, da war ich schon ehrlich gegen mich selbst. Aber ich musste etwas tun, um vor mir selbst bestehen zu können.
Eine Reaktion erlebte ich nicht. Das Kreuz zeigte keine Erwärmung. Es lag völlig normal auf meiner Handfläche. Aber das änderte sich, als ich es näher an die Tür heranbrachte.
Beide sahen wir das leichte Funkeln. Jane holte mit einem scharfen Atemzug Luft.
»Also doch!«
Ich brachte das Kreuz an den Griff heran. Nichts passierte. Es öffnete sich keine Tür. Trotzdem wussten wir beide jetzt Bescheid. Hinter dem Eingang lauerte etwas, das uns einfach interessieren musste. Es war durchaus möglich, dass eine Gestalt der Finsternis dort eingesperrt worden war, aber das würden wir nur herausfinden, wenn wir die Tür geöffnet hatten.
»Ich fühle mich so verdammt hilflos«, flüsterte Jane. »Was sollen wir denn noch machen?«
»Hier nichts.«
»Du willst zum Kloster?«
»Sicher.«
Jane Collins sah aus, als würde ihr das nicht gefallen. Das sagte sie mir auch.
»Am liebsten würde ich hier vor der Tür warten und Wache halten. Was meinst du?«
»Du kannst die Tür nicht einrennen.«
»Das weiß ich auch. Aber ich weiß auch, dass sich hier etwas zusammengebraut hat. Ich habe es gespürt. Noch vor dem Schrei. Hier lauert etwas, John.«
»Wir werden ja wieder hierher zurückkehren. Ich denke, dass es einen Trick gibt, um die Tür zu öffnen. Und den werden uns die Schwestern verraten.«
»Das hoffe ich dann auch.«
Ich ging durch das Laub zum Rover hin und öffnete Jane die Tür. Die Detektivin kam nur langsam nach, und sie war dabei in Gedanken versunken was ich ihr nicht verübeln konnte. Schweigend stieg sie ein. Schweigend schloss sie die Beifahrertür, und schweigend schaute sie durch die Scheibe.
Sie sagte auch nichts, als ich den Motor anließ. Erst als wir einige Meter gefahren waren, begann sie zu reden. Etwas bedrückte sie, das sah ich ihrem Gesicht an, auf dem auch der Schweiß seine glatte Spur hinterlassen hatte.
»Du wirst es kaum glauben, aber du musst es mir abnehmen, John, wenn ich dir sage, dass ich so etwas wie eine Vision gehabt habe. Kaum zu fassen, aber es entspricht den Tatsachen. Ich habe wirklich eine Vision gehabt.«
»Wann?«
»Du warst schon weg. Es war wie ein Blitz. Es ist auch kaum zu erklären, aber ich hatte für einen Moment das Gefühl, durch das geschlossene Tor schauen zu können.«
»Hast du etwas gesehen?«
»Ja«, flüsterte sie und nickte dazu. Sie war noch immer durch dieses Bild beeindruckt. »Ich habe etwas gesehen, und ich hatte das Gefühl, als wäre dieses Bild nur allein für mich geschaffen worden.«
»Wen oder was…«
»Es war eine Frau!«
»Oh…«
»Keine normale. Denn so stellt sich keine normale Person vor. Sie war so gut wie nackt. Die wenigen Kleidungsstücke, die sie am Körper trug, kannst du vergessen. Sie hatte ein glattes Gesicht, langes Haar, kalte Augen, und sie hielt einen Totenschädel in der rechten Hand. Sie stand da wie eine Hüterin oder eine Wächterin, die irgendetwas bewachen muss. Ich sah das Bild nur für die Dauer eines Wimpernschlags, hatte aber das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben war.« Sie nickte heftig. »So und jetzt kannst du mich auslachen.«
»Warum sollte ich?«
»Weil ich spinne!«
»Tatsächlich? Glaubst du, dass du spinnst?«
Jane quälte sich wirklich. Sie schüttelte ihren Körper von links nach rechts auf dem Sitz und hatte das Gesicht verzogen, wie jemand, der etwas beginnt und es unter allen Umständen auch beenden will.
»Nein, ich habe nicht
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