119 - Das Ultimatum der Aliens
mehrere Querverstrebungen und platschte hinter dem Hexenhenker herunter.
Mit hoch erhobenem Beil stürmte Anthony Ballard vorwärts. Carrsh wartete jedoch nicht auf ihn, sondern setzte sich ab. Als er die Stelle erreichte, wo Dex Gavin gelegen hatte, stoppte er.
Mir kam ein Geistesblitz! Ich stürzte mich auf das rote Metallrad und öffnete das Ventil. Der weiße Dampf pfiff gegen das Ungeheuer, und ich sah, daß auch Carrsh Hitze nur sehr schlecht vertrug.
Er kreischte auf, brach zusammen, wurde zu einer Kugel und ergriff - rollend - die Flucht. Keinem von uns gelang es, ihn daran zu hindern.
***
Als man dem Kapitän berichtete, was Harry Kennedy und Dex Gavin zugestoßen war, schüttelte er verständnislos den Kopf. »Welcher Teufel hat die beiden geritten? Ich hatte doch Anweisung gegeben…« Er griff zum Telefon und setzte sich mit der Krankenstation in Verbindung. »Wie geht es Dex Gavin, Doktor?« wollte er wissen.
»Die Verbrennungen sind so schlimm, daß ich kaum etwas dagegen tun kann, Sir«, antwortete der Arzt. »Ich hab’ ihm was gegen die Schmerzen gegeben. Nun müßte man ihn in eine Klinik bringen. Am besten eine, wo man auf schwere Verbrennungen spezialisiert ist.«
»Rufen Sie mich an, sobald Sie fertig sind.«
Der Erste Offizier hatte den Schock überwunden. »Ich stehe Ihnen ab sofort wieder zur Verfügung, Sir«, sagte er.
»Vielleicht sollten Sie sich noch schonen«, sagte Gene Neâme.
»Es geht schon wieder.«
»Na schön. Die Mannschaft soll sich bereithalten, die Rettungsboote klarzumachen. Man kann nicht wissen, wie die Geschichte ausgeht.«
»Aye, aye, Sir.«
Ernest Stevens gab den Befehl weiter. Einige Minuten später erreichte die Brücke die Meldung, daß das Ungeheuer den Maschinenraum verlassen hatte und unauffindbar war.
Neame nahm die Kapitänsmütze ab und fuhr sich mit der Hand über die gefürchtete Stirn. »Verflucht, dieses Scheusal kann überall sein«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich war immer stolz darauf, daß mein Schiff so groß ist. Zum erstenmal wünschte ich, es wäre kleiner.«
Plötzlich splitterte der Holzboden, auf dem der Kapitän und seine Männer standen - und dann war Carrsh da!
***
Wir hörten die Hiobsbotschaft! Carrsh befand sich auf der Brücke! Er hatte den Kapitän in seine Gewalt gebracht! Mir war, als würden mir dicke Hagelkörner über den Rücken rieseln.
Wir eilten an Deck. Ein Großteil der Mannschaft hatte sich zusammengerottet. Diese Männer waren es gewöhnt, Wind und Wetter zu trotzen. Bei jeder Fahrt sagten sie dem Ozean den Kampf an. Sie fürchteten sich nicht vor den Naturgewalten, von denen sie auf hoher See manchmal gegeißelt wurden.
Aber vor Carrsh hatten sie Angst, das sah ich ihnen an. Carrsh… das war für sie das Unfaßbare, eine Bedrohung, die sie nicht begreifen konnten.
»Er ist auf der Brücke!« rief uns jemand zu.
»Wir müssen rauf«, sagte ich zu Lance Selby und Anthony Ballard.
»Er ist verdammt schnell und unberechenbar«, knirschte der Parapsychologe. »Nie tut er das, was man erwartet. Er steckt voller Überraschungen.«
»Ja, leider«, gab ich zurück.
Wir kletterten die Leiter hoch, auf der es den Ersten Offizier beinahe erwischt hätte. Das Glas des Ruderhauses spiegelte so sehr, daß ich nicht hindurchsehen konnte.
Ich öffnete die Tür und erblickte den Mutanten. Diesmal sah er besonders scheußlich aus. Ein Schuppenkamm erhob sich auf seinem Rücken und ging in einen Echsenschwanz über, auf den er sich stützte.
Knotige weiße Finger umschlossen die Kehle des Kapitäns.
Die Männer, die sonst noch anwesend waren, standen wie gelähmt da. Wenn ich eine Möglichkeit gesehen hätte, Carrsh zu vernichten, hätte ich sie sofort genützt, aber sobald wir etwas gegen den Mutanten unternahmen, mußte Gene Neame sterben.
»Greifen Sie ihn an!« röchelte der Kapitän. »Nehmen Sie nicht Rücksicht auf mich! Retten Sie die Mannschaft und das Schiff! Töten Sie dieses Ungeheuer!«
Er wollte sich opfern für Mannschaft und Schiff, doch damit war ich nicht einverstanden. Ich fragte Carrsh, warum er sich auf diesen Frachter begeben hatte, und Buttons Kopf, der daraufhin erschien, antwortete: »Ich will das Schiff haben!«
»Sie dürfen es ihm nicht überlassen, Mr. Ballard!« stieß der Kapitän heiser hervor. Er war noch einer von der ganz alten Schule, gab lieber sein Leben, als den Frachter zu opfern.
Ich stellte sein Leben über den Wert dieses Schiffes und sagte, wir würden den Frachter
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