1190 - Geisterrache
tun.«
»Das glauben wir Ihnen gern.«
»Darf ich Sie mal was fragen?« erkundigte sich die Frau.
»Gern.«
»Was wollen Sie als Polizisten von meinem Mann? Ich lege zwar nicht gern für einen Menschen die Hand ins Feuer, aber bei Hank mache ich schon eine Ausnahme.«
»Ich kann Sie beruhigen, Mrs. Glaser«, erwiderte ich. »Ihr Mann hat nichts getan. Das glauben wir zumindest nicht. Aber er hatte ein Hobby, nicht wahr?«
Ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. »Wie soll ich diese Frage verstehen?«
Diesmal sprach Suko. »Wir hörten, dass er sich hin und wieder mit Freunden traf…«
»Ach so, das meinen Sie. Ja, so ein Mal im Monat. Manchmal auch zwei Mal. Das sind Gino, Don und Ethan. Ich kenne nur die Vornamen und habe sie auch nicht gesehen. Aber die Männer waren befreundet und hatten eben dieses Hobby.«
»Wie bezeichneten sie es?«
Mrs. Glaser wurde etwas verlegen. Sie bewegte sich dabei, stieß gegen die Tür, die aufglitt und den Blick in einen schmalen Flur freigab, in dem es nach frisch gebackenem Kuchen roch. Durch den Duft lief mir das Wasser im Mund zusammen.
»Ich war ja nicht dafür, aber die vier haben sich mit den Dingen beschäftigt, die sie als Mystik bezeichneten. Sie waren sehr neugierig und wollten immer hinter die Dinge schauen. Es gibt ja Gebiete, die noch nicht erforscht sind und die mit der Naturwissenschaft im eigentlichen Sinne nichts zu tun haben. Manche nennen das Parapsychologie. Daran waren sie sehr interessiert.«
»Und Sie waren nicht mit eingebunden.«
»Nein, Inspektor, wo denken Sie hin? Keine Frau. Das war ein reiner Männerclub, der sich traf. Muss auch mal sein.«
»Wo haben sich die Herren denn getroffen?«, erkundigte ich mich.
»Das ist nicht weit von hier entfernt. In einem Anbau an der Kirche.«
»In einer Sakristei vielleicht?«
»Ja«, gab sie nach einigem Zögern zu. »Das können Sie auch so sagen, Mr. Sinclair.«
»Finden wir dort auch Ihren Mann?«
»In der Kirche.«
»Sie haben von zwei Kirchen gesprochen.«
»Ich weiß. Es ist die größere der beiden. Ich erkläre Ihnen am besten den Weg.«
»Eine haben wir auf der Herfahrt gesehen.«
»Genau das ist sie.«
»Dann wissen wir Bescheid.«
Die Frau des Küsters ließ uns noch nicht gehen. »Und wodurch hat sich mein Mann jetzt schuldig gemacht?«, fragte sie.
»Nicht schuldig.« Ich blickte der kleineren Frau in die Augen. »Es kann allerdings sein, dass er auf etwas gestoßen ist, das für ihn persönlich gefährlich werden kann.«
»Himmel, Sie machen mir Angst.« Eine kühle Hand umklammerte mein rechtes Gelenk. »Ich will nicht sagen, dass ich ihn immer gewarnt habe, aber wenn ich ehrlich sein soll, war mir Hanks Hobby schon etwas suspekt und unheimlich.«
Ich ging nicht näher darauf ein und wollte wissen, ob er sich in den letzten Tagen verändert hatte.
»Nein, nicht dass ich wüsste. Er hat normal reagiert. Aber wenn Sie meinen Mann kennen lernen, werden Sie erleben, dass er jemand ist, der nicht viel spricht. Schweigen und genießen, so hat er mir immer gesagt. Nur mit seinen beiden Enkeln spielt er gern. Da taut er richtig auf. Allerdings jetzt, wo Sie mich darauf hinweisen, kann ich schon behaupten, dass er von den letzten Treffen mit seinen Freunden immer ziemlich nachdenklich zurückgekehrt ist. Da habe ich ihm angesehen, dass er über irgendetwas nachdenkt, das nicht so leicht zu begreifen ist.«
Da sie nichts mehr sagte, fragte ich: »Gesprochen hat er mit Ihnen darüber nicht - oder?«
»Nein, hat er nicht. Ich habe zwar gefragt und von ihm gehört, dass es Fortschritte gibt, doch so begeistert schien er mir darüber nicht gewesen zu sein.«
»Die Gründe kennen Sie nicht?«
»Nein, die hat er mir verschwiegen.«
Ich nickte der freundlichen Frau zu. »Dann dürfen wir uns bei Ihnen sehr herzlich bedanken, Mrs. Glaser. Wir werden Ihren Mann finden.«
»Ja, und grüßen Sie ihn von mir.« Endlich hatte sie Zeit, sich um die Enkelkinder zu kümmern. Sie klatschte in die Hände und machte ihnen klar, dass sie ins Haus kommen sollten, weil das Bad auf sie wartete.
Es gab zwar quengelnden Protest, aber sie gehorchten ihrer Großmutter.
Im Wagen sagte Suko: »Wäre doch verdammt tragisch, wenn die Kinder ihren Großvater verlieren würden.«
»Da hast du mehr als Recht…«
***
Hank Glaser liebte seine beiden Kirchen. Besonders die größere, denn dort hatte er mehr Platz, um sie zu schmücken. Und jetzt war die Zeit gekommen, die Bäume aufzustellen. Zwei hohe
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