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1190 - Geisterrache

1190 - Geisterrache

Titel: 1190 - Geisterrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tannenbäume flankierten den Altar. Der Küster hatte sie nicht selbst aufgestellt, das hatten andere übernommen, aber ihm oblag die Aufgabe, die beiden Bäume zu schmücken, um ihnen einen weihnachtlichen Glanz zu verleihen.
    Es war ebenfalls nicht ganz leicht, denn er musste auf eine Leiter steigen, damit er auch die höheren Regionen erreichen konnte und die Kerzen nicht nur unten brannten.
    Hank Glaser war 59. Er wusste nicht, ob er die Arbeit des Bäumeschmückens auch im nächsten Jahr noch an sich reißen würde. Da sollten sich dann Jüngere darum kümmern. In diesem Jahr hatte er die Arbeit noch übernommen, aber zugleich auch anklingen lassen, dass er sich zurückziehen wollte.
    Ein Baum war bereits fertig. Elektrische Kerzen, farbige Kugeln, ein wenig Glitter. Nur nicht alles überladen, das war seine Devise. Er hasste es, wenn das Fest zum wahren Kaufrausch abrutschte und der Tannenbaum nur noch ein Kitsch-Objekt war.
    Jetzt stand er auf der Leiter, um sich den zweiten Baum vorzunehmen. Im oberen Drittel hatte er die Schlangen mit den Kerzen bereits gelegt. Damit war er gut zurechtgekommen, aber das machte auch die Routine. Der Neue würde seine Schwierigkeiten damit haben.
    Noch waren die meisten kleinen Lichter nicht befestigt. Glaser hatte den weichen Draht gedreht und sich den größten Teil um die linke Schulter gehängt, so konnte er die Lichter leicht abrollen.
    In der Kirche war es still. Niemand störte ihn bei seiner Arbeit, die recht zügig voranging. Er hätte eigentlich zufrieden sein können, und doch war er das seit zwei, drei Tagen nicht.
    Etwas hatte ihn gestört!
    Zumeist in der Nacht. Da war er plötzlich schweißgebadet aufgewacht. Nicht mal aus einem Traum, zumindest konnte er sich an keinen erinnern, aber während der Wachphase hatte er eine weiche und flüsternde Stimme gehört. Sie hatte ihm erklärt, dass sie auf dem Weg war und dass sie bald erscheinen würde.
    Er konnte sich sehr wohl einen Reim auf die Botschaft machen, denn er brauchte nur daran zu denken, was er und seine drei Clubfreunde geschaffen hatten.
    Sie hatten sich immer vorgestellt, Grenzen überwinden zu können. Geist und Materie zu verbinden, und das war ihnen auf eine unheimliche und spektakuläre Art und Weise gelungen. Sie hatten tatsächlich ein Wesen erschaffen, mit dem sie alle einverstanden gewesen waren, einen Geist, der seine Region verlassen hatte.
    Eine Frau.
    Eine harmlose Person. Etwas, das ihnen gehörte. Eigentlich furchtbar, dachte der Küster, denn mehr als einmal hatte er den Eindruck gehabt, hier Gott zu spielen, und er hatte auch ein schlechtes Gewissen bekommen.
    Aber er hatte in den sauren Apfel gebissen und konnte auch die drei anderen nicht im Stich lassen.
    Durch Telefonate mit ihnen hatte Glaser erfahren, dass auch sie in den Nächten etwas gespürt hatten, sich aber keinen Reim darauf machen konnten.
    Das ungute Gefühl blieb. Und zudem das Wissen, dass es diesen Geist gab, da er sich ihnen gegenüber auch gezeigt hatte. Genau das machte sie alle nervös.
    Sie hatten sich dann nicht mehr getroffen und wollten erst im neuen Jahr wieder zusammenkommen, um zu beraten, wie es mit ihrem Club weiterging.
    Trotz der Gedanken ließ sich der Küster nicht von seiner Arbeit ablenken. Er führte sie mit einer schon liebenswerten Routine durch und hängte keine einzige Lichtergirlande falsch in den Baum.
    Er hatte Handschuhe übergestreift, damit ihn die Nadeln nicht zu sehr piekten. Stufe für Stufe konnte er sich dem Boden nähern, und er stand in der Leitermitte, als er das Klopfen hörte.
    Sofort hielt er in seiner Arbeit inne!
    Urplötzlich war es nicht nur still, sondern totenstill in der Kirche. Der Küster spürte, wie er von einem kalten Hauch gestreift wurde und er eine Gänsehaut bekam.
    Es war ein Geräusch gewesen, das wusste er. Keine Täuschung. Aber ob es nun ein Klopfen gewesen war, konnte er nicht sagen.
    Auf der Leiter stehend, wartete er ab und zählte in Gedanken die verstreichenden Sekunden mit.
    Als nach der Zahl 30 nichts passiert war, wollte er mit seiner Arbeit weitermachen.
    Wieder klopfte es!
    Diesmal lauter.
    Hank Glaser war darauf vorbereitet gewesen. Wenn nicht, wäre er womöglich von der Leiter gerutscht, so stark hatte ihn das Klopfen irritiert.
    Aber woher war es gekommen?
    Er konnte sich die Antwort noch nicht geben. Auf der Leiter war sein Bewegungsspielraum begrenzt. Trotzdem schaffte er es, sich auf der Stufe zu drehen.
    Der Küster wusste, dass niemand an

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