1193 - Das Templerkind
Kinder der Priester.«
»Genau. Ein Thema, über das man in der Kirche nicht gern spricht. Die Offiziellen halten sich da bedeckt. Man sorgt dafür, dass diese Kinder in Heime kommen, die dann auch von der Kirche finanziert werden. Ob es immer das Beste ist, will ich dahingestellt sein lassen, aber es sind nun mal Tatsachen.«
»Und diese Clarissa befindet sich in einem dieser Heime?«
»Genau.«
Ich kam jetzt direkt auf das Thema zurück. »Kennst du denn ihre Eltern, Abbé?«
Er gab mir eine ausweichende Antwort, die ich trotzdem verstand. »Es ist ein Templerkind.«
»Oh.« Mehr sagte ich im Moment nicht und blieb starr in meinem Sessel sitzen.
»Ja, auch das gibt es, John.«
»Leben die Eltern noch?«, fragte ich nach einer Weile.
»Nein. Zumindest der Vater ist gestorben. Er kam auf eine schlimme Art und Weise um. Der Mörder wurde nie gefunden. Clarissa wurde in ein Heim gegeben, in dem sie aufwuchs. Es ist nicht gut für sie, denn es bahnt sich etwas an.«
»Was?«
»Clarissa schwebt in Gefahr«, flüsterte mir der Abbé zu. »Sogar in einer großen.«
»Woher weißt du das? Kennst du sie?«
»Nein, nicht persönlich, Aber wie du weißt, habe ich den Würfel des Heils. Ihm kann ich trauen. Er hat mir eine Botschaft übermittelt. Das Kind ist stark gefährdet.«
»Durch wen?«
Bloch legte eine kurze Pause ein. »Da kann ich nur raten, John. Aber ich denke, dass es unsere gemeinsamen Feinde sind. Auch Templer, aber eben die andere Richtung.«
»Baphomet?«
»Ja, davon gehe ich aus, ohne allerdings den konkreten Beweis dafür zu haben.«
»Und du weißt nicht, was sie mit dem Kind vorhaben?«
»Nein.«
»Nun ja, man braucht ja keine große Fantasie zu entwickeln, um zu wissen, was da geschehen kann.«
»Eben.«
»Lassen wir das Theoretisieren und kommen wir zu den Fakten. Du meinst, ich fahre in dieses Heim und hole das Mädchen ab. Nichts einfacher als das. Man wird mir Clarissa geben, es gibt keinen Ärger, und ich komme dann zu euch.«
»So wäre es am besten.«
Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Aber so wird es nicht laufen, nehme ich an.«
»Das weiß ich nicht, John. Jedenfalls werde ich dich ankündigen. Die Heimleiterin ist Madame Ferrant. Eine Frau, die natürlich eingeweiht ist, was die Kinder anbetrifft.«
»Meinst du denn, dass es so leicht ist?«
»Ihr wird nichts anderes übrig bleiben, um den Mantel des Schweigens zu erhalten. Du wirst dort als Anwalt erscheinen, weil du Clarissa als einen lebenden Beweis mitnehmen musst. Das wird der Madame zwar nicht gefallen, aber sie wird trotzdem kaum Widerstand leisten, denn sie will, dass das Geheimnis des Heims bewahrt bleibt. Die Öffentlichkeit soll nicht unbedingt erfahren, welche Kinder dort leben. Deshalb ist sie zu einigen Kompromissen bereit. Ich denke, dass auch Clarissa keine Schwierigkeiten machen wird. Außerdem bist du ein Mensch, der Vertrauen einflößt.«
»Oh, danke.«
Der Abbé druckte herum. »Ich weiß selbst, dass es zwischen den Jahren keine günstige Zeit ist, aber ich muss dir gestehen, dass es schon drängt. Der Würfel hat mich nicht grundlos gewarnt.«
»Wer will denn etwas von ihr?« fragte ich.
»Das steht leider nicht fest, John. Ich habe die Gefahr nicht genau erkennen können. Es ist aber mehr als ein Gefühl. Das Böse, für uns durch Baphomet perfektioniert, könnte dabei sein, das Mädchen in die Klauen zu bekommen. Das allein ist schon ein Grund, die Reise zu unternehmen.«
Ich war während des Gesprächs aufgestanden und ging dorthin, wo Papier und ein Schreiber bereitlagen. »Wenn du mir jetzt Einzelheiten durchgeben könntest, wäre ich dir sehr verbunden.«
Ich bekam die Details. Ich musste bis Le Havre mit der Fähre fahren, mir dort einen Wagen mieten und mich in Richtung Norden absetzen, in die Nähe des kleinen Orts Cauville. Dort fand ich auch das Heim, das sehr einsam und nicht weit von der steilen Küste entfernt lag. Die Fähre konnte ich von Southampton nehmen. Ich bekam sicherlich noch einen freien Platz.
»Wann soll ich los?«
»So schnell wie möglich.«
»Also morgen früh.«
»Ja.«
»Sehr schön. Wird eine kurze Nacht, aber ich habe mich über Weihnachten erholen können.«
»Das ist gut, John.«
»Mal eine andere Frage. Wen soll ich mitnehmen? Suko oder…«
»Bitte«, unterbrach Bloch mich. »Nichts gegen Suko oder deine anderen Freunde, aber es ist besser, wenn du allein fährst; Wenn ihr zu zweit erscheint, könnte das Misstrauen erregen. Ich habe
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