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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als Sonderbotschafter des GAVÖK-Forums gereist. Als auffallendstes äußerliches Merkmal durfte man gewiß seinen Körperflaum bezeichnen, der nicht die bei den Blues gewohnte blaue Färbung aufwies, sondern im Lauf langer Jahre ergraut war. G'irp selbst pflegte kaum eine Gelegenheit zu versäumen, auf sein hohes Alter hinzuweisen. Mehr noch: Aufgrund dieses Alters beanspruchte er in geradezu penetranter Art eine besonders höfliche und zuvorkommende Behandlung.
    Kaum jemand beherzigte seine Forderung - Stalion Dove wohl am allerwenigsten. Nüchtern betrachtet, gab es in unserer Lage auch keinen Grund dazu.
    „Ich habe eine Idee", verkündete der Oxtorner und riß mich aus meinen Betrachtungen.
    In den Blue kam Bewegung.
    „Laß hören!"
    Ich verengte mißtrauisch die Augenlider. Dove hatte weder seine Haltung noch den gelangweilten Gesichtsausdruck verändert. Es sah nicht danach aus, daß er einen ernsthaften Vorschlag unterbreiten würde.
    „Wir könnten versuchen", brummte er, „dem Zentralplasma eine neue Komponente zuzuführen. Eine Komponente, die den Haßeffekt mindert und statt dessen eine Art Schizophrenie herbeiführt.
    Partiellen Wahnsinn sozusagen, der dazu führt, daß die Posbis sich immer dann zurückziehen und verkriechen, sobald wir uns nicht so verhalten, wie sie es erwarten. Versteht ihr?"
    „Nein", fauchte G'irp. „Erstens hast du selbst gerade behauptet, wir kämen hier nicht hinaus. Und zweitens: Woher willst du deine wundersame Komponente nehmen?"
    „Es ist ganz einfach", versicherte der Oxtorner gelassen. „Wir schneiden dir das Hirn aus dem Schädel und pflanzen es dem Plasma ein! Der gewünschte Effekt wird mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen."
    Ich schloß die Augen und stöhnte leise.
    Wahrhaftig! dachte ich. Diesem Mann schien nichts heilig zu sein - und sein Humor war von der schwärzesten Sorte.
     
    *
     
    Es durfte spekuliert werden, ob die Posbis einen bestimmten Zweck damit verfolgten, daß sie ausgerechnet uns drei zusammen in einen Raum sperrten. Ich glaubte nicht wirklich daran.
    Wahrscheinlich handelte es sich ganz einfach um einen Zufall.
    Immerhin hatte uns ihre Auswahl - bewußt oder nicht - wieder vereint: Stalion Dove, den kämpferischen, unerschrockenen Oxtorner mit dem ausgeprägten Hang zu boshaftem Spott; G'irp, den vornehmen alten Gataser; und schließlich mich, Morkenschrot, den Überschweren mit dem kompakten Körperbau, dem die Leute gern übertriebenen Pessimismus vorwarfen, weil sie die wahre Natur seines düsteren Charakters schlicht verkannten.
    Von den Mitgliedern des Verteidigungskomitees fehlte demnach nur Russelwussel. Kein Wunder! Der Matten-Willy war auf der Hundertsonnenwelt zu Hause, er konnte unerkannt agieren und brauchte nicht einmal zu befürchten, angegriffen zu werden. Nach allem, was wir bisher erfahren hatten, durften wir davon ausgehen, daß die possierlichen Quallenwesen, die sich selbst auch „Behüter des Innern" nannten, weder vom Haßsyndrom befallen waren noch von den Posbis als Feinde betrachtet wurden. Ihre Bewegungsfreiheit war in keiner Weise eingeschränkt.
    Gegen die Angehörigen der GAVÖK gingen die Posbis dafür um so rücksichtsloser vor. Von der Hilfe, die wir ihnen bei der Abwehr des Dekalogs der Elemente anboten, wollten sie plötzlich nichts mehr wissen. Selbst Stalion Dove, der als Helioingenieur auf die Hundertsonnenwelt gekommen war, um im Auftrag der Kosmischen Hanse einen Kordon neuer Kunstsonnen zum Schutz vor dem sich immer mehr manifestierenden Element der Kälte zu errichten - selbst er fiel bei den positronischbiologischen Robotern in Ungnade. Seid ihr das wahre Leben? Diese Frage, vor Jahrhunderten schon Anlaß von Mißverständnissen und Ausdruck unbändiger Abneigung gegen alles Organische, machte wieder die Runde. Die längst überwunden geglaubten Konflikte einer von schwersten Auseinandersetzungen geprägten Vergangenheit brachen von neuem auf. Die Gefangennahme aller GAVÖK-Vertreter stellte den ersten Schritt einer Entwicklung dar, die für die Posbis selbst unweigerlich ins Chaos führen mußte.
    Denn die Wirkung jener das Leben verachtenden Geisteshaltung mochte zwar die gleiche sein wie zu Beginn des 22. Jahrhunderts alter terranischer Zeitrechnung.
    Die Ursache jedoch war eine völlig andere.
    Stalion Dove brachte die Sprache darauf.
    „Eigentlich ist es falsch", begann er unvermittelt, „von einer Haßschaltung zu reden. Ich meine, die Vorgänge, denen wir zum Opfer gefallen

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