1194 - Lady Sarahs Horror-Trip
Kehle drangen keine normalen Atemzüge mehr, sondern röchelnde Laute, die sich in der Stille und auch in der Dunkelheit schaurig anhörten.
Nicht weit entfernt sah ich eine Tür. Sie war unser Zielpunkt, aber zunächst mussten wir uns um Margret kümmern. Sie hatte es erwischt, sie kämpfte, sie würgte und röchelte.
Ich hörte, dass Sarah mir eine Frage stellte, verstand ihre Worte allerdings nicht, denn meine gesamte Aufmerksamkeit wurde von Margret in Anspruch genommen.
Sie lag auf dem Rücken, den Kopf halb zur Seite gedrückt. So war es mir möglich, in ihren offenen Mund zu schauen, der auf mich den Eindruck einer Höhle machte, in deren Tiefe sich etwas abspielte. Ich wollte sicher sein und leuchtete in den Mund hinein.
Kein Irrtum.
Dort hatte sich etwas gebildet. Es befand sich noch in der Bewegung. Es drehte sich. Es drückte sich nach vorn. Es war irgendein helles Zeug, das wie Schleim wirkte, aber längst nicht so dick war.
Mich erinnerte es mehr an Nebel.
Nebel? Astralleib? Plasma!
Diese Worte sirrten mir durch den Kopf. Margret war Helferin und Vertraute des Abel Morley gewesen. Er hatte sie an seinem Wissen und an seinen Experimenten teilhaben lassen, und genau das - sein Erbe gewissermaßen - drückte sich jetzt hervor.
Die feinstoffliche Substanz verließ ihren offenen Mund. Sie dampfte mir entgegen. Ich drückte den Kopf zur Seite, als mich der erste kalte Hauch berührte. So schuf ich Platz für das, was aus dem Mund der Frau strömte.
Es war der Zweitkörper. Sie musste noch unter dem Einfluss dieser von Morley erfundenen Droge gestanden haben. Ich richtete mich auf. Zusammen mit Lady Sarah schaute ich zu, wie immer mehr dieses Plasmas aus dem offenen Mund drang, in die Höhe stieg und sich dabei zu einem Leib formte.
Eine zweite, durchscheinende Gestalt baute sich vor unseren Augen auf. Sie war kalt, sie besaß die Körperform eines Menschen, aber sie bestand nicht aus festen Bestandteilen, sondern aus einer kalten Masse, die man schon zu früheren Zeiten gekannt und als Geist angesehen hatte.
Margret selbst rührte sich nicht. Wie tot lag sie auf dem Boden. Eine starre Puppe, aus der immer mehr des Plasmas hervordrang, sodass sich der Körper verdichtete und ein genaues Abbild des echten schuf, ohne dass er jedoch normal zu berühren war.
Lady Sarah stieß mich an. »Sie will uns helfen, John. Ich spüre das. Er wird uns begleiten. Du wirst es erleben. Der Astralleib ist unser Freund.«
Ob Freund oder nicht, war mir eine Sekunde später egal. Dann hörten wir beide den Schuss.
»Das war hinter der Tür, John!«
Ich hatte plötzlich das Gefühl, dicht vor einem schrecklichen Finale zu stehen…
***
Glenn drückte Suko die Waffenmündung sehr hart in den Nacken, aber das war für den Inspektor zweitrangig. Er achtete auf das, was sich vor ihm abspielte, und das war schlimm genug.
Der Tote rächte sich.
Er rächte sich nicht selbst. Er hatte trotz allem seinen Astralleib geschickt. Er hielt Brad gefangen, und eigentlich sah es für einen Außenstehenden gar nicht mal so schlimm aus, aber für Brad wurde es zu einer tödlichen Umarmung.
Das Plasma hatte es geschafft, sich um den Leib des Mannes zu wickeln. Brad dachte nicht mehr an seine Waffe. Sie war für ihn wertlos geworden. Deshalb warf er sie auch auf den Boden. Er versuchte nun, sich mit beiden Händen zu befreien. Er wollte den Astralleib packen und ihn von seinem Körper wegzerren.
Es ging nicht.
Er fasste immer ins Leere. Es gab keinen Widerstand, und der Leib hatte es längst geschafft, sich von unten nach oben um seinen Körper zu wickeln. Es hörte sich schlimm an, wie Brad nach Luft schnappte, denn auch sein Hals war in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, das Gesicht lief bläulich an. Zahlreiche kleine Adern traten hervor. Sie sahen in seinem Gesicht aus wie dunkle Einschlüsse im hellen Marmor.
Er hielt sich noch auf den Beinen. Nur torkelte er durch den Raum. Es war ein Laufen, aus der reinen Verzweiflung geboren, oder auch Folgen irgendwelcher Reflexe. Immer wieder schüttelte er sich, schlug um sich, aber der Astralleib war gnadenlos und setzte brutal seine Kräfte ein.
Luft bekam Brad schon lange nicht mehr. Jedes Atem holen war mit einem schrecklichen Geräusch verbunden, und hinter Suko stand der zitternde Glenn. Dessen Atem fegte heiß gegen Sukos Nacken, wo die Mündung der Waffe eine Delle im Fleisch hinterlassen hatte.
»Rühr dich nicht, verflucht! Rühr dich nur
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