1196 - Die Macht der Druidin
hing.
Suko konzentrierte sich wieder auf die skelettierte Gesichtshälfte. Dabei leuchtete er in die Augenhöhle hinein, die von einer tiefen Schwärze gefüllt war.
Es bewegte sich dort nichts. Aber es war auch kein normales Loch. Suko hatte den Strahl sehr fein gestellt, sodass er nicht mal fingerbreit war. Da stach er direkt in die Finsternis hinein, und Suko hatte das Gefühl, als wäre er regelrecht aufgesaugt worden, denn einen Grund erreichte er nicht.
Das heißt, es gab wohl eine Veränderung. Die Schwärze verlor ihre absolute Dunkelheit und ging in ein dunkles Gründ über.
Er hatte seine rechte Hand frei. Es war schon ein kleines Risiko, doch Suko ging es ein. Es war vielleicht falsch, den Versuch zu starten, außerdem hatte er noch keine Spur von John Sinclair gesehen, aber er musste das Experiment wagen.
So streckte Suko den Zeigefinger vor, als die Hand über der Augenhöhle schwebte, und er tippte die Spitze des Fingers genau in die Mitte des Lochs hinein.
Er fühlte etwas.
Kälte umklammerte seinen Finger. Es war ein Gefühl, als hätte er den Finger in einen Kühlschrank gehalten. Die Kälte kam ihm sogar klebrig und auf eine gewisse Art und Weise dick vor.
Unmöglich? Eine Täuschung?
Er glaubte nicht daran. Nein, das war etwas anderes. Wenn er den Zustand beschreiben sollte, dann fiel ihm nur der Vergleich mit der Kälte des Todes ein.
Der Mann war tot.
Aber auf eine andere Art und Weise als ein Mensch, der normal gestorben war.
Die Rätsel wurden nicht geringer, und Suko überlegte, ob er einen Test durchführen sollte. Vor ihm lag kein normaler Mensch. So konnte sich niemand verändern. Es sei denn, er hatte einen Pakt mit den Mächten der Finsternis geschlossen oder gehörte selbst dazu.
Ein Dämon also!
Suko war jemand, der Dämonen auf keinen Fall am Leben lassen wollte.
Die Dämonenpeitsche würde ihm Aufschluss geben.
Er drückte sich in der Enge des Wagens so weit zurück, dass er bequem an die Peitsche herankommen konnte.
Plötzlich hörte er etwas.
Es war ein sehr leises Geräusch. Aber Sukos Gehör war ausgezeichnet, und er wusste auch, dass er sich nicht geirrt hatte. In der Bewegung erstarrte er.
Plötzlich war er noch konzentrierter und wartete darauf, dass sich das Geräusch wiederholte.
Es passierte auch.
Nicht im Wagen, sondern draußen.
Keine der beiden Seitentüren wurde geöffnet, aber Suko hatte die Schritte gehört, die sich dem Wagen näherten. Jetzt nicht mehr.
Dafür ein Kratzen an der Tür.
Urplötzlich wurde alles anders. Die Tür fuhr zurück. Das ratschende Geräusch klang überlaut. Im nächsten Augenblick klemmte sie fest, doch dafür hatte Suko keinen Blick und kein Gehör. Ihn interessierte einzig und allein die Person, die durch die offene Tür in das Fahrzeug hineinschaute…
***
Beide waren überrascht.
Der Fremde vielleicht mehr als Suko, da sich der Inspektor auf ihn hatte einstellen können. Innerhalb von Sekundenschnelle registrierte Suko, was er da zu sehen bekam. Es war eine menschliche Gestalt, das zählte er als positiv.
Aber es war jemand, dessen Gesicht nicht bleich wirkte, sondern grau. Unwirklich, was nicht allein an der Umgebung lag. Es war einfach grau, und grau war auch seine Kleidung. Suko warf einen Blick in die Augen, in denen er keinen Funken Gefühl oder Leben sah. Sie wirkten glatt und auch künstlich.
Durch Sukos Kopf schoss ein bestimmter Gedanke, der allerdings noch zu vage war. Der Andere ließ es nicht dazu kommen, über ihn nachzudenken. Aus seinem Mund drang ein undefinierbares Geräusch, und dabei griff er mit beiden Händen zu.
Die Finger umkrallten Suko und zogen ihn mit einem Ruck nach vorn.
Er verlor den Halt. Er stemmte sich auch bewusst nicht dagegen und wurde aus dem Wagen in die Kälte gezogen und mit einem heftigen Ruck auf den harten Boden geschleudert.
Suko wehrte sich bewusst nicht. Er wollte zunächst mehr Bewegungsfreiheit bekommen. Das gelang ihm, nachdem er einen Tritt kassiert hatte..
Er rollte sich dabei weiter herum, als notwendig gewesen wäre, so konnte sein Gegner nachkommen und zu einem weiteren Tritt ausholen. Er musste dabei einen Schritt zurücklegen, sodass Suko etwas Zeit gewann. Darauf fußte sein Plan.
Der zweite Tritt erwischte ihn nicht mehr. Mit einer geschickten Bewegung umfasste Suko den Knöchel, dann drehte er daran, und der Graue schaffte es nicht, sein Gleichgewicht zu behalten. Er vollführte einen nicht in den Regeln stehenden Tanzschritt nach außen, knickte
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