1199 - In den Klauen des Ghouls
einem Schmatzen, sodass Glenda nicht verstehen konnte, was er sagte.
»Sie gehört dann dir«, sagte Betty Brown. »Du wirst bestimmt Spaß haben. Du hast ihn verdient, mein Lieber. Ich bin bei Dorsey.«
Glenda, die noch immer an der gleichen Stelle lag, zuckte innerlich zusammen. Mein Gott, sie geht in die Kneipe und lässt mich mit diesem Unhold allein!
Sie konnte es nicht fassen. Es war so wahnsinnig, aber es entsprach den Tatsachen.
Glenda hörte, wie eine Tür mit einem lauten Geräusch zugeschlagen wurde.
Jetzt waren sie und der Ghoul allein im Haus…
***
Dorsey's Inn hatten wir schnell gefunden, aber wir waren noch nicht sofort in den Pub hineingegangen, sondern hatten uns noch die Gegend an der Rückseite angesehen, die völlig anders aussah als die vorn, denn dort öffnete sich das Gelände. Auf dem Platz verteilten sich die Häuser oder kleinere Unternehmen, aber es war auch ein alter Bau zu sehen, ein windschiefes Haus, das an diesem Ort irgendwie fehl am Platz wirkte und einsam aussah, denn der Betrieb wuselte um den Bau herum.
»Und?«, fragte Suko.
»Wir haben einen Fehler begangen. Ausgerechnet wir.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber vielleicht hat uns die Sorge um Glenda Scheuklappen verliehen. Wir hätten Mrs. Kilrain danach fragen sollen, wo diese Betty Brown genau wohnt.«
»Das erfahren wir in der Kneipe.« Suko sah die Dinge lockerer als ich. »Und vielleicht noch mehr.«
»Mal sehen.«
Ich warf noch einen letzten Blick nach vorn, ohne jedoch etwas Verdächtiges zu entdecken. Allerdings achtete ich stark auf mein Gefühl. Und das sagte mir, dass wir den ersten Schritt bereits getan hatten. Irgendwie waren wir schon dicht herangekommen. Es fehlte nur der entscheidende Zuschlag.
Suko schlug mir auf die Schulter. »Los, ich will hier nicht festwachsen.«
Das wollte ich auch nicht. Auf dem kurzen Weg zum Pub wollte mir das Bild des Hinterhofs nicht aus dem Sinn. Es war wirklich ungewöhnlich, aber es zeigte zugleich von einem gewissen Optimismus bestimmter Menschen, die jeden freien Platz ausnutzten, um dort ihre Unternehmen zu starten. Platz ist oft in der kleinsten Hütte. Es kam immer nur darauf an, welche Ideen man hatte.
Und dann die Hütte.
Ein graues Haus.
Etwas Anachronistisches. Wie vergessen. Etwas, das stehen bleiben musste oder sollte, um an die Zeiten zu erinnern, als es noch kein E-Business gab.
Egal wie sich die Welt auch verändert hatte, etwas war gleich geblieben. Die Gefühle der Menschen.
Die Freude, die Angst, die Trauer, das Glück und der Hass. Da war der Mensch noch nicht zum Computer degradiert worden, und ich wünschte mir für die verschwundene Glenda, dass es ihr gut ging.
Eine Offenbarung war die Kneipe nicht. Von außen wirkte sie ziemlich düster, und als wir hineingingen, sah es auch nicht viel besser aus. Meine Stammkneipe hätte dieses Ding nicht werden können. Wir waren nicht die einzigen Gäste, die etwas trinken wollten. Zwei Männer standen an der Theke. An einem Tisch saßen vier weitere Personen in Arbeitskleidung und schlürften ihr Bier. Im Hintergrund, wo das Licht eine Dartscheibe beleuchtete, stand jemand, der mit stoischer Ruhe seine Pfeile warf.
Der Wirt hatte sich mit den Gästen an der Theke unterhalten, bekam jedoch einen langen Hals, als wir auf den Tresen zuschlenderten. Er runzelte die Stirn, schätzte uns ab und schien nicht zu wissen, was er von uns halten sollte.
»Guten Tag«, grüßte Suko.
»Hi. Zwei Bier?«
»Nein, Wasser.«
»Oh!«
»Autofahrer.«
»Ja, ich weiß.«
Wir hatten uns dort hingestellt, wo wir einen guten Überblick hatten. Unsere Hoffnung wurde gedämpft, denn wir hatten damit gerechnet, die Frau im roten Mantel zu treffen. Zwar war sie nicht da, aber die Hoffnung wollten wir nicht aufgeben.
Das Licht brachte auch nicht viel Helligkeit. Dazu war die Möblierung einfach zu dunkel. Hier hatte man alles so gelassen, wie es schon vor Jahrzehnten ausgesehen hatte, doch auf diesen Touch von Nostalgie konnten wir verzichten. Da gab es bessere Restaurants und Pubs.
Der Wirt wollte sich wieder zurückziehen, als ich ihn mit meinen Worten stoppte.
»Bitte, einen Augenblick noch, Mister.«
»Was ist denn?«
»Wir hätten eine Frage.«
Sein Gesicht verschloss sich. »Ich gebe grundsätzlich keine Auskünfte. Darauf müssen Sie sich einstellen.«
»Sie haben unsere Frage ja noch nicht gehört«, erklärte Suko lächelnd.
»Trotzdem.«
Ich blieb am Ball. »Es geht um einen Ihrer Gäste. Um eine Frau.
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