1199 - In den Klauen des Ghouls
Ghoul war einfach zu stark, zu widerlich, zu brutal, und er würde sie fertig machen.
Es gab keinen, der sie retten konnte. Ihre letzte Chance war Betty Brown gewesen, aber eine wie sie dachte nicht daran, einem Menschen zur Seite zu stehen. Sie ging lieber in die Kneipe und betrank sich. Das Feld überließ sie dabei ihrem Sohn.
Sohn!
Glenda musste innerlich auflachen, als sie an dieses Wort dachte. Das war kein Sohn, zumindest kein echter. Das war einfach nichts anderes als ein böses und mordgieriges Monstrum, mit einem Menschen nicht zu vergleichen.
Er walzte näher.
Er bewegte sich schwerfällig, doch davon ließ sich Glenda nicht täuschen. Wenn es darauf ankam, konnte er verdammt schnell sein. Bevor er den auf einem kleinen Tisch stehenden Fernseher passierte, schlug er mit der flachen Hand darauf. Als er die Pranke wieder hochzog, blieb ein feuchter Fleck zurück.
Zurück und ihm ausweichen konnte Glenda nicht. Sie musste in ihrer verfluchten Lage bleiben, und sie merkte, dass sie kurz vor der Panik stand. Selbst die Schmerzen in ihrem Kopf waren vergessen, jetzt zählte nur die Angst, und sie bereitete sich innerlich auf einen schrecklichen Tod vor.
Wie sie aufgestanden war, wusste sie nicht. Sie schien dem Befehl eines Unsichtbaren gehorcht zu haben. Jedenfalls stand sie plötzlich auf den Beinen und stellte fest, dass sie ebenso groß wie der Ghoul war. Nur kam sie sich bei dieser Masse Dämon kleiner vor.
Er war stehen geblieben. Kicherte sie an. Die Umgebung des Mundes bewegte sich. Als wäre er schon jetzt dabei, zu kauen. Eine Reaktion der Vorfreude.
»Hau ab!«, flüsterte Glenda. »Verdammt noch mal, hau ab. Ich will dich nicht mehr sehen. Ich… ich… kann dich nicht…«
»Psssttt…!«
Glenda schüttelte sich. Sie hatte den Laut gehört. Ein Zischen, mit einer kleinen Blasenbildung verbunden. Vor seinen Lippen entstanden die Bläschen aus Schleim, und Glenda sah, wie sie zerplatzten.
Links oder rechts vorbei. Vielleicht klappte es ja. Dann musste sie zur Tür huschen. Es konnte ja sein, dass Betty nicht von außen abgeschlossen hatte. Sie musste einfach darauf setzen, denn die Fenster waren zu klein, um hindurch zu flüchten.
»Du bist schön!«, würgte Elmar hervor. Ja, es war ein Würgen und kein normales Sprechen. Der Ghoul konnte sich nicht auf eine normale Art und Weise verständlich machen. Bei jedem Wort schienen sich in seinem Hals neue Schleimklumpen zu bilden.
»Ach ja? Bin ich das?«
Elmar hatte sie verstanden und nickte.
»Klasse«, sagte Glenda. »Schönheit soll man am Leben lassen. Man darf sie nicht vernichten. Hast du gehört?«
»Ja, ja… du gehörst mir.«
»Nein, ich gehöre nur mir selbst.«
Er regte sich noch mehr auf. Die Nasenlöcher zuckten dabei. »Dein Fleisch riecht so gut. Es ist einfach wunderbar. Ich liebe es schon jetzt.«
Scheiße, dachte Glenda. Oh, Scheiße. Es hatte keinen Sinn mehr, das war ihr klar. Sie würde den Ghoul nicht überreden können, sie in Ruhe zu lassen.
Wieder drückte sich die Panik in ihr hoch. Elmar versperrte ihr den Fluchtweg. Sie hatte ihn einfach zu nahe an sich herankommen lassen.
Aber sie musste an ihm vorbei. Alles andere wäre fatal gewesen. Es gab die Chance. Es gab immer eine. Sie schaute sich um und sah die Pflanze in der Nähe.
Der Gummibaum wuchs aus einem großen Topf. Die Blätter hatten Staub angesetzt. Glenda nahm es wie nebenbei wahr, denn ihre eigentlichen Gedanken bewegten sich in eine ganz andere Richtung. Sie handelte, bevor der Ghoul etwas unternehmen konnte.
Blitzschnell bückte sie sich und umfasste den Gummibaum mit beiden Händen. Zusammen mit dem Topf zerrte sie ihn in die Höhe. Plötzlich war er zu einer Waffe geworden.
Glenda musste einfach schreien, als sie mit dem Gummibaum nach vorn lief. Sie hatte den Topf so gedreht, dass er mit seinem Unterteil zuerst gegen den Körper des Ghouls rammte.
Es war anders als bei einem Menschen. Glenda spürte nicht den direkten Gegendruck. Der Kübel drang in die weiche Masse des Körpers tief ein, als wollte er darin stecken bleiben.
Aus dem offenen Maul löste sich ein glucksendes Geräusch. Auch der Ghoul musste den Gesetzen der Physik folgen und taumelte mit schwankenden Bewegungen zurück.
Glenda freute sich, dass er den Überblick verloren hatte. »Du verfluchter Scheißkerl!«, brüllte sie und setzte noch eins drauf. Sie hob den mit Erde gefüllten Kübel über ihren Kopf und wusste selbst nicht, woher sie die Kraft nahm.
Noch ein
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