1199 - In den Klauen des Ghouls
Dorsey's Inn. Der Besitzer heißt Jack Dorsey. Die Kneipe liegt praktisch auf dem Gelände, auf dem auch das Haus der Betty Brown steht.«
»Sehr gut«, lobte ich. »Dann wird der Besitzer sie ja besser kennen als Sie.«
»Das denke ich schon. Hier halten sich die Kunden nicht zu lange auf. Bei einem Pub ist das etwas anderes.«
»Wunderbar«, sagte ich. »Dann dürfen wir uns für Ihre Auskünfte bedanken.«
»Keine Ursache. Wenn Sie in den Pub wollen, können Sie auf dieser Seite bleiben. Sie werden ihn nicht übersehen.«
»Gut.«
»Ach ja, eine Frage noch«, sagte Helma Kilrain.
»Ja?«
Helma Kilrain hatte einen etwas roten Kopf bekommen. »Wir haben jetzt miteinander gesprochen. Mich würde interessieren, was das alles mit Glenda Perkins zu tun hat.«
Suko und ich schauten uns an. Dann richtete ich meinen Blick auf das gespannte Gesicht der Frau.
»Wir wissen es selbst noch nicht, Mrs. Kilrain.«
»Ah ja.«
Ob sie uns glaubte, war fraglich. Jedenfalls verließen wir danach die Reinigung. Zwar wussten wir mehr, aber unser bedrückendes Gefühl war trotzdem nicht verschwunden…
***
Er kam, und es war tatsächlich ein Ghoul!
Glenda Perkins arbeitete zwar mit John Sinclair und Suko zusammen, aber sie hatte auf keinen Fall tagtäglich mit dämonischen Geschöpfen zu tun. Okay, sie war hin und wieder in einen Fall hineingezerrt worden und hatte auch um ihr Leben kämpfen müssen, doch die Erfahrungen, die die beiden Geisterjäger mit diesen Wesen gemacht hatten, fehlten ihr. Bei ihr war eine gewisse Basiskenntnis vorhanden. So schaffte sie es auch, die einzelnen Dämonenarten zu unterscheiden. Ghouls gehörten bei ihr zu den widerlichsten Abarten überhaupt.
Sie sprach kein Wort. Glenda hielt nur den Atem an. Sie wollte diesen widerlichen Gestank nicht einsaugen. Sie wollte nicht, dass ihr übel wurde. So blieb sie auf der Stelle stehen und merkte, dass sie innerlich verkrampfte.
Der Ghoul kam.
Und er ließ sich Zeit dabei.
Schritt für Schritt walzte er die Stufen der Treppe hinab. Bei jedem Auftreten hinterließ er ein platschendes Geräusch. Das war ebenfalls typisch für einen Ghoul, dessen Körper aus einer widerlichen, stinkenden und schleimigen Masse bestand, die sich trotzdem zu einem Menschen formen konnte.
So war es einem Ghoul möglich, sich auch in der normalen Welt zu bewegen, trotz seines Aussehens. Allerdings konnte es niemand lange bei ihm aushalten. Der Geruch raubte einem Menschen einfach den Atem.
Er trug eine weite Schlabberhose, und Glenda wurde wieder an das Ding erinnert, das auf dem Tresen der Reinigung gelegen hatte. Die Hosen waren identisch. Dunkel und trotzdem farblos. Die Farbe brachten die Hosenträger mit, denn sie malten sich auf der Brust ab wie zwei breite Blutstreifen.
Der Oberkörper war nicht nackt. Elmar trug ein Netzhemd, das sich über diese Masse spannte. Es war kein festes Fleisch, denn bei jedem Schritt gerieten die Massen in wabbelnde Bewegungen. Die Haut war weiß, leicht grünlich schimmernd, als wäre die Gestalt bereits in den Zustand des Schimmels eingetreten.
Er ging noch eine Stufe nach unten, zeigte sich jetzt ganz, und so sah Glenda sein Gesicht.
Wirklich ein Gesicht oder nur Masse?
Sie wusste es nicht. Sie dachte nur an einen SF-Film, den sie mal gesehen hatte. Da hatte es auch ein Wesen gegeben, das nur aus einer weichen und teigigen Masse bestanden hatte. Praktisch nur aus dem Kopf, und dieser Schädel ähnelte dem.
Es war glatt - völlig glatt. Kein Haar wuchs auf dem Kopf und im Gesicht. Die Ohren sahen aus wie angeklatscht. Es gab so gut wie keine Nase, nur einen kleinen Klumpen. Es waren auch keine Augenbrauen zu sehen. Die Augen selbst schwammen in dieser Masse und sahen aus wie kleine leblose Kugeln, die bei jeder Bewegung des Ghouls nachzitterten.
Und es gab den Mund!
Nein, der Ausdruck stimmte nicht. Es war kein Mund, es war ein Maul. Ein widerliches Maul, eine Öffnung fast wie bei einem Frosch. An den Seiten sah das Maul aus, als wäre es durch kleine Nähte zusammengehalten, denn Falten waren es nicht. So etwas gab die Haut einfach nicht her.
Der Mund bewegte sich. Elmar sprach kein Wort. Er blieb jedoch nicht stumm, denn die schmatzenden Laute, die Glenda entgegendrangen, ließen den Ekel noch mehr in ihr hochsteigen. Auch das war typisch für einen Ghoul. Schmatzen und schlürfen. Zumeist dann, wenn er anfing, seine Beute zu verschlingen.
Dass er sich von Aas ernährte, von Leichen, dass er sich Tunnels in der
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