1199 - In den Klauen des Ghouls
Schlag.
Und der traf ihn am Kopf und im Gesicht. Die Wucht drückte den widerlichen Ghoul-Schädel zusammen, sodass er aussah wie eine Knetmasse. Das Untier fuchtelte mit seinen Armen. Es traf den Tisch, den Sessel, die Wand, bevor es mit einem satt klingenden Platzen auf dem Teppich landete.
Das war die Chance!
Glenda hatte jetzt die Hände frei. Sie bewegte sich wieder normal, und es gab kein Halten mehr für sie. Raus aus dem Zimmer, rein in den Flur, zur Tür laufen und darauf hoffen, dass die Frau sie nicht abgeschlossen hatte.
Der Ghoul griff noch mal nach, und fast hätte er Glenda Perkins erwischt. Sein lang gewordener Arm fiel nach unten. Die Pranke klatschte auf Glendas rechten Schuh, aber sie war zu glitschig, um ihn festzuhalten. So rutschte sie wieder ab, und Glenda bekam freie Bahn.
Sie hetzte durch den schmalen Flur. Sie passierte die Treppe und sah die Tür immer näher kommen.
Die Hoffnung wuchs.
»Bitte… bitte… nicht abgeschlossen sein… bitte…!«
Sie fiel fast gegen die Klinke. Sie drückte sie nach unten und zerrte an ihr.
Vergebens!
Der Schrei aus Glendas Mund hörte sich an wie das Heulen eines Tiers. Radikal war die Hoffnung zusammengebrochen. Es gab keinen Gedanken mehr an Flucht. Betty Brown hatte an alles gedacht.
Wie habe ich auch nur so blöd sein und mir Hoffnung machen können, schoss es Glenda durch den Kopf.
Für eine Weile stand sie gegen die Tür gepresst. Vor den offenen Augen tanzten Schatten. Ihr Mund stand offen. Sie saugte den Atem ein, und sie schmeckte wieder diesen ekligen Geruch.
Glenda wusste, was es bedeutete. Elmar war in der Nähe. Der, Treffer hatte ihn nicht aufhalten können.
Noch sah sie ihn nicht, doch sie drehte sich um.
Er war da.
Er war ihr nachgekommen und füllte mit seiner Gestalt den Raum zwischen Treppe und Wand aus.
Wieder gab der Körper diesen widerlichen Geruch ab. Das Maul war zu einem schiefen Grinsen verzogen. Dass ihn der schwere Topf am Kopf getroffen hatte, war nur noch in Ansätzen zu erkennen. An der linken Seite war sein Schädel leicht eingebeult, was ihm jedoch nichts ausmachte.
»Ich kriege dich, Schönheit!«
»Hau ab, du Satan!«
Er lachte Glenda aus, kam nicht näher, sondern tat etwas, was Glenda nicht begriff.
Der Ghoul bückte sich. Mit der rechten Hand fegte er einen auf dem Boden liegenden grauen Teppich zur Seite, der mehr wie ein großer Lappen ausgesehen hatte und kaum aufgefallen war.
Jetzt erst sah Glenda, was dieses Stück verborgen hatte. Eine Klappe, einen Zugang zum Keller, eine Falltür, wie auch immer. In der Mitte besaß sie eine kleine Vertiefung, und darin lag ein Ring.
Mit einer Pranke packte der Ghoul zu. Er brauchte keine große Kraftanstrengung, um das Rechteck in die Höhe zu ziehen. Er ließ es los, und die Holzplatte fiel auf der anderen Seite zu Boden.
Glenda wäre gern weiter zurückgewichen, wenn es möglich gewesen wäre.
Aus dem Loch wehte ihr ein widerlicher Gestank entgegen. Er war noch schlimmer als der Geruch des Ghouls. Was dort unten war, konnte man nur als eine Vorhölle ansehen. Ein Lager für die Opfer des Ghouls, für die Reste, die er übrig gelassen hatte.
Glenda zitterte. Die Angst brachte sie fast um.
»Da unten«, flüsterte der Ghoul, »wird uns keiner stören, keiner. Es wird alles super werden. Ich habe Hunger.«
»Hau ab!«
Er kam. Er griff zu.
Glenda war nicht diejenige, die sich kampflos geschlagen gab. Auch wenn sie sich vor der Gestalt ekelte, jetzt war sie es, die angriff. Sie warf sich dem Ghoul entgegen. Die Hände hatte sie vorgestreckt, und dann rammte sie beide Fäuste in die Masse hinein, die sich Gesicht nannte.
Ein Mensch wäre gekippt oder hätte sich zumindest eine blutige Nase geholt.
Nicht Elmar. Er nahm den Treffer hin. Und Glenda kam es vor, als hätte sie ihre Fäuste in weichen Teig versenkt. Die Proportionen innerhalb des Gesichts veränderten sich. Das linke Auge schien zu wandern, der Mund wurde in der linken Hälfte schief, die rechte öffnete sich, und dort waren die spitzen Zähne zu sehen, die Glendas Hände aber nicht streiften.
Dann packte der Ghoul zu. Er war nicht sehr schnell, allein wegen seiner Schwere schon nicht, doch es reichte ihm, an Glenda heranzukommen. Er prallte gegen sie. Er drückte sie zurück. Glenda konnte der Masse nichts entgegensetzen. Plötzlich berührte sie mit dem Rücken die Tür, und sie wusste, dass es aus war.
Etwas verdunkelte für einen Moment ihr Gesichtsfeld, und dann klatschte die
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