12 Stunden Angst
wie die Dinge sich entwickeln.«
Laurel versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu begreifen, doch es war ihr unmöglich. »Schick zuerst Beth nach draußen. Als Zeichen deines Vertrauens. Anschließend erzähle ich dir alles.«
Er lächelte traurig. »Das kann ich nicht. Du hast dich selbst als nicht vertrauenswürdig erwiesen. Aber keine Sorge – Beth ist nicht in Gefahr.« Er machte einen Schritt auf Laurel zu. »Also los, fang an.«
Sie bemerkte, dass er keinen Revolver in den Händen hielt. War die Waffe in einer seiner Taschen?
»Ich warte«, sagte er.
Sie dachte an die grauenvolle Szene oben im Haus, als er den Kindern erzählt hatte, ihre Mutter hätte eine Affäre. Der bloße Gedanke reichte, um erneut Tränen fließen zu lassen. »Es war Kyle«, sagte sie schluchzend. »Ich habe mich fast ein Jahr lang mit ihm getroffen.«
Warrens Augen verengten sich zu Schlitzen. Er trat näher. Nah genug, um sie zu schlagen. »Du hattest also tatsächlich eine Affäre mit Auster?«
Sie nickte. »Ich habe ihn nicht geliebt, aber ich wollte dir weh tun. Ich wusste, dass es dir mehr weh tun würde als alles andere, wenn ich mich mit jemandem wie Auster einließ … mich so billig weggab.«
Warren trat noch näher heran. »Du hast mit ihm geschlafen?«
»Nein. Ich habe mit ihm gefickt.«
Warren zuckte zusammen. Sie erwartete jeden Augenblick einen Schlag ins Gesicht.
»Und du wusstest von den anderen Frauen? Von Vida? Von den Krankenschwestern?«
Laurel nickte.
»Hat Kyle dich geliebt?«
Sie wollte schon verneinen, dachte dann aber an Dannys Brief. »Er hat geglaubt, mich zu lieben. Kyle war verrückt. Er hatte noch nie eine Frau wie mich gehabt. Er hat gesagt, er würde alle anderen aufgeben, wenn ich mit ihm von hier weggehe. Ich wollte nicht. Ich wollte nur, dass du begreifst, was du mir antust. Wie du mich in den letzten Jahren ignoriert hast.«
Warren neigte den Kopf zur Seite und musterte sie wie ein Wissenschaftler, der ein Tier bei einer eigenartigen Verrichtung beobachtet. »Du lügst«, sagte er nach einer Weile.
»Du erkennst die Wahrheit nicht einmal dann, wenn du sie hörst.«
»Wenn Kyle derjenige gewesen wäre, der den Brief geschrieben hat, hättest du zugelassen, dass er mich erschießt. Aber das hast du nicht. Du hast mich gewarnt.«
»Natürlich habe ich dich gewarnt! Ich habe Kyle nicht geliebt! Ich liebe dich! Abgesehen davon bist du der Vater meiner Kinder.«
Warren schüttelte den Kopf. »Du lügst schon wieder. Kyle hätte deinen Laptop zerschlagen können, während ich ans Telefon gegangen bin, aber das hat er nicht getan. Er wusste überhaupt nichts von deinem Hotmail-Account.«
»Ich hätte das Gleiche tun können.«
»Nein. Ich habe dich beobachtet. Und du hast es versucht, ein Mal. Kyle nicht. Er hat dich sogar angebrüllt, mir endlich das verdammte Passwort zu geben. Dein Laptop war ihm völlig egal, weil er wusste, dass er keine Gefahr für ihn darstellt.«
Laurel zermarterte sich das Hirn nach einer schlüssigen Erklärung, doch ihr fiel nichts ein.
»Du versuchst immer noch, jemanden zu schützen«, sagte Warren. Seine Stimme klang leise und gefährlich. »Wer ist es?« Er packte sie bei den Schultern. »Sag mir, wer es ist!«
»Daddy, hör auf!«, rief Beth verzweifelt. »Du tust Mami weh!«
»Mami geht es bestens«, sagte Warren, wobei er sich ein Stück von Laurel zurückzog, ohne sie auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen. »Wenn du tatsächlich eine Affäre mit Kyle hattest, kannst du mir ja zwei schlichte Fragen beantworten, oder?«
Ihr drehte sich der Magen um.
»Kyle hatte eine seltene Eigenheit unter der Gürtellinie. Welche?«
Sie senkte die Stimme. »Ich denke gar nicht daran, vor unserer Tochter mit dir über die Genitalien eines anderen Mannes zu reden.«
»Dann lass uns ins Wohnzimmer gehen.«
Laurel schloss angewidert die Augen, während sie angestrengt überlegte.
»Du weißt es nicht«, flüsterte Warren. »Weil du Austers Ausstattung nie gesehen hast.«
Doch, sie hatte Auster einmal gesehen, vor zwei Jahren, bei einer Halloween-Party, die bis in die frühen Morgenstunden gedauert hatte. Ein paar betrunkene Gäste hatten sich aus ihren Kostümen geschält und waren in den geheizten Pool ihres Gastgebers gesprungen. Einer von ihnen war – wie konnte es anders sein – Kyle Auster gewesen. Er hatte hinter einer Plastikkabine gestanden, die als Umkleide diente, sodass Warren ihn nicht sehen konnte, Laurel dafür umso besser. Nachdem
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