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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Lastwagenladung von den Dingern verschwunden.
    »Hey, Red Cloud!« Trace hatte Carl entdeckt. »Ray will dich im Einsatzzentrum sehen, und zwar gestern! Setz deinen Hintern in Bewegung, Soldat!«
    Carl reagierte nicht auf den Spitznamen. Er mochte es nicht, wenn jemand außerhalb des Marine Corps ihn so nannte. Die Jungs im Ort hatten erst von Red Cloud erfahren, nachdem einer von ihnen im Internet-Archiv von CNN einen Bericht über die Scharfschützen der US Marines entdeckt hatte. Carl hob die linke Hand, um zu zeigen, dass er verstanden hatte, und eilte in Richtung des Befehlsstands.
    Im Gegensatz zu den übrigen weißen Deputys des Sheriff’s Department unternahm Trace Breen keine Anstrengungen, seine Antipathie gegen Afroamerikaner zu verhehlen. Wenn Carl ihm allein auf einem Flur begegnete, blickte Trace demonstrativ zur Decke oder kicherte leise, als amüsierte er sich über die Vorstellung eines schwarzen Mannes in der Uniform eines Deputys. Wenn sie sich in der Öffentlichkeit begegneten, tat Trace entweder so, als wäre Carl nicht existent, oder er tuschelte irgendeiner billigen Blondine ins Ohr, die er gerade im Arm hielt.
    In jüngster Zeit waren Carl Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Trace mit Drogen dealte – insbesondere mit Crystal Meth –, womit er offensichtlich bereits in seiner Jugend Geld verdient hatte. Carl war fest entschlossen, der Sache nachzugehen, sobald sich konkrete Verdachtsmomente ergaben, ganz egal, wohin es führte. Der Sheriff mochte seine eigenen Deputys nicht hochgehen lassen, doch wenn Carl die Verhaftung vornahm, blieb Billy Ray Ellis nichts anderes übrig, als die Sache durchzuziehen.
    Carl blieb vor der Tür des Wohnwagens stehen und blickte hinauf zum Haus der Shields. Wenn das, was der Dispatcher ihm erzählt hatte, der Wahrheit entsprach, hatte sich der freundliche, engagierte Arzt seiner Mutter hinter der idyllischen Fassade dieses Hauses verschanzt und vielleicht sogar schon jemanden umgebracht. Falls es so war, schien es gut möglich, dass Carl den Auftrag erhielt, Dr. Shields zu töten – und zwar so schnell wie möglich. Wahrscheinlich noch vor Einbruch der Dunkelheit. Er suchte den nördlichen Himmel ab in der – vergeblichen – Hoffnung, Danny McDavitts Chopper aus den dunklen Wolken heranjagen zu sehen, die sich dort zusammenbrauten.
    Plötzlich flog die Wohnwagentür auf, und Carl stand direkt vor Ray Breen. Breen trug einen dunkelbraunen Cowboyhut, den er tief in die Stirn gezogen hatte – doch was Carl wirklich verblüffte, war die Flak-Weste. Schutzkleidung gehörte zur Standardausrüstung in Geiselsituationen, zugegeben. Trotzdem. Carl wurde klar, dass er tief im Innern nicht akzeptiert hatte, dass Dr. Shields andere Menschen als Geisel genommen hatte.
    »Wo ist Ihre Waffe, Deputy?«, fragte Breen.
    »Im Wagen. Eingeschlossen im Koffer.«
    Breen runzelte die Stirn. »Da nutzt sie uns aber herzlich wenig, meinen Sie nicht? Nun machen Sie schon, Carl. Es ist nicht mehr lange hell.«
    »Achtzig Minuten«, antwortete Carl. »Weniger, falls dichte Wolken aufziehen – wonach es stark aussieht.«
    Breen grinste gepresst und schlug Carl auf die Schulter. »Schön, dass Sie mitdenken, Junge. Los, holen Sie Ihren Kram. Das ist eine üble Geschichte.«
    Carl rührte sich nicht. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Sir?«
    Das Grinsen verschwand. Breen spürte Carls Widerstreben, und das gefiel ihm nicht. »Nur zu.«
    »Hat schon jemand mit Dr. Shields geredet?«
    »Ja, ich. Seine Frau und seine Tochter sind bei ihm, wahrscheinlich auch sein Partner, Kyle Auster. Ich habe mit der Frau und der Tochter gesprochen, aber ich glaube, Auster ist tot.«
    »Wieso?«
    »Shields wollte mich nicht mit ihm reden lassen. Wir wissen, dass Schüsse im Haus gefallen sind, aber Shields’ Sohn ist nicht sicher, wer sie abgefeuert hat. Er glaubt einen Mann am Boden liegen gesehen zu haben, unten im Haus, aber der Junge stand oben im ersten Stock am Treppenabsatz und konnte es nicht genau erkennen.«
    Carl fragte sich, ob das die beste Lageinformation war, die sie erhalten würden.
    »Wir vermuten, sie halten sich unten im Hauptraum auf«, fuhr Breen fort. »Im Wohnzimmer sozusagen. Ich habe mit dem Architekten geredet. Er kommt her und bringt die Baupläne mit. Es gibt große Glastüren nach hinten raus, aber von der schicken Sorte mit eingebauten Jalousien zwischen den Glasscheiben. Die machen es fast unmöglich, einen Blick nach drinnen zu werfen.«
    Carl nickte. Er war

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