12 Stunden Angst
tiefer gingen. »Ich denke, der Hubschrauber ist eine gute Ablenkung für den Fall, dass wir stürmen müssen.«
Danny nickte und schluckte mühsam. Sein Hals fühlte sich staubtrocken an.
»Das ist die Gegend, stimmt’s?«, fragte Ellis und deutete auf ein paar freie Rasenflächen im Wald unter ihnen.
»Ja. Das Grundstück der Shields liegt in einer Biegung des Larrieu’s Creek.«
Danny fand den sich dahinschlängelnden Wildbach und folgte dessen Verlauf nach Osten. Bald darauf entdeckte er dasschiefergraue Dach des Hauses, umgeben von einem Halbkreis aus Bäumen entlang dem Ufer.
»Verdammt«, brummte Ellis. »Wenigstens fünfzig Meter freies, ungedecktes Gelände in sämtliche Richtungen um das Haus herum.«
»Bis auf diese hintere Ecke.« Danny zeigte durch die Scheibe nach vorn. Eine durchbrochene Reihe von Bäumen zog sich von der Schlucht des Wildbachs den Hang hinauf bis zur südwestlichen Ecke.
»Das muss der Fluchtweg sein, den Shields’ Sohn genommen hat.«
Sie entdeckten die Streifenwagen vor der Auffahrt zum Haus und eine Straßensperre an der Abzweigung zum Lyonesse Drive. Jemand hatte sogar eine rote Fahne aufgestellt, als Windanzeiger, bemerkte Danny, an einem Metallmast im freien Bereich hinter dem Wohnwagen, der als Kommandoposten diente.
»Da ist es«, sagte Ellis. »Bringen Sie uns runter.«
»Zwanzig Sekunden.«
Der Sheriff löste bereits seine Gurte, als Danny die Blattverstellung zurücknahm und in einen raschen Sinkflug ging. Der Helikopter hatte den Boden kaum berührt, als Ellis auch schon die Tür öffnete und nach draußen sprang wie General McArthur bei der Inbesitznahme der Philippinen. »Nicht vergessen – bleiben Sie in meiner Nähe!«, rief er über die Schulter.
Danny kontrollierte sein Handy auf neue Nachrichten. Als keine eingetroffen waren, stieg er ebenfalls aus und sicherte den Hauptrotor mit einem eigenes dafür gedachten Kit am Heckausleger. Es war mit einem schweren Sturm zu rechnen, bevor er wieder startete.
Dann wandte er sich in Richtung des Wohnwagens, wo mehrere Männer sich um den Sheriff versammelt hatten. Drei von ihnen trugen dunkle Anzüge; einer der drei Männer redete aufregt auf den Sheriff ein.
Der aggressive Fremde trug kurz geschorene Haare. Er sah aus wie Mitte vierzig, doch seine Gesichtshaut war straff, ohneschlaffe Falten um die Kiefer. Er gehörte zu der Sorte, die jeden Morgen um fünf Uhr aufstand, um zehn Kilometer zu laufen. Sobald Danny auf Hörweite heran war, erkannte er, dass der Fremde im Anzug Paul Biegler sein musste, der Agent, über den Ray Breen sich beim Sheriff beschwert hatte.
»Staatsgesetze gegen Bundesgesetze«, sagte der Sheriff soeben. »Irgendwie scheint es bei euch Kerlen immer darauf hinauszulaufen. Wahrscheinlich würden Sie am liebsten den Bürgerkrieg wieder entfachen, Agent Biegler, was?«
»Yankee-Arschloch«, murmelte jemand.
»Ich bin in Arkansas geboren«, giftete Biegler und funkelte Trace Breen wütend an.
»Ich habe jedenfalls keine Zeit, Agent Biegler, mit Ihnen über Probleme der Verfassung zu diskutieren«, sagte Sheriff Ellis. »Ich muss eine Krise bereinigen.«
»Wie denn?«, entgegnete Biegler. »Sie haben doch keinerlei Erkenntnisse.«
Ellis richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Wenn Sie glauben, wir hier unten hätten nichts in der Birne, haben Sie sich geschnitten, mein Freund. Ich …«
»Informationen!«, brüllte Biegler. »Sie haben keinerlei Informationen über die Situation, Sheriff. Läutet es endlich bei Ihnen?«
Für einen Moment war Ellis sprachlos; deswegen redete Biegler unverdrossen weiter. »Ich habe im Krankenhaus mit Kyle Austers Sprechstundenleiterin gesprochen. Ihr Zustand ist kritisch. Verbrennungen dritten Grades. Mehr als vierzig Prozent ihrer Körperoberfläche sind verbrannt. Sie hat mir verraten, dass Auster hinter den Betrügereien steckt. Auster und sie hatten mehrere Jahre lang eine Affäre. Shields hat in den letzten paar Monaten mitgemacht, aber mehr auch nicht.«
»Wenn Shields in dieser Geschichte der Gute ist, warum hat er Auster dann erschossen?«
»Vielleicht hat Auster ihn provoziert.«
»Oder die Sprechstundenleiterin hatte in Wirklichkeit einVerhältnis mit Shields«, entgegnete Ellis. »Und nun versucht sie mit allen Mitteln, ihn zu beschützen.«
Biegler schüttelte den Kopf. »Vida Roberts arbeitet seit zwanzig Jahren in diesem Job, Sheriff. Sie wusste, dass sie es nicht schaffen würde, als ich mit ihr gesprochen habe. Es war ein
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