12 Stunden Angst
Warten bringt mich noch um!«
»Wir müssen uns bereithalten, Sheriff«, meldete Agent Biegler sich zu Wort. »Wir müssen imstande sein, von einer Sekunde zur anderen zuzuschlagen. Ist der Rest Ihres Teams in Stellung gegangen?«
»Wir?« , fragte der Sheriff. »Was ist das nun schon wieder für ein Quatsch? Sie gehören nicht zu diesem Team, Biegler.«
»Ich bin Teil dieser Operation, ob es Ihnen gefällt oder nicht, Sheriff Ellis.«
»Meine Männer sind in Position«, meldete Ray. »Die Ladungen sind bereits an den Fenstern angebracht. Sonny Weldon sitzt vor dem Schalter und wartet auf mein Kommando.«
»Gut«, sagte Ellis.
»Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Geiseln von umherspritzenden Glassplittern verwundet werden?«, wollte Danny wissen.
Ray zuckte die Schultern. »Wir haben einen schmalen Streifen Sprengmittel entlang dem Rahmen jeder der großen Scheiben gezogen. Im Grunde tun wir nichts anderes, als das Glas rauszuschneiden. Es sollte mehr oder weniger gerade nach unten fallen. Wenn wir Pech haben, könnte jemand von umherfliegendenSplittern verletzt werden, aber das halte ich für eher unwahrscheinlich.«
Scherben, die mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit umherfliegen, dachte Danny und nahm sich vor, Laurel vor dem Angriff eine SMS zu schicken, sie solle sich von den Fenstern fernhalten und sich nach Möglichkeit auf Beth legen, um das Mädchen zu schützen. Mit diesem Gedanken kam das Bewusstsein, dass die Männer in diesem Raum nicht erwartungsvoll auf Sheriff Ellis blickten, sondern auf ihn. Selbst Ellis schien darauf zu warten, dass Danny letzte Ratschläge erteilte. Vermutlich hatten sie den Plan akzeptiert, den er vorhin umrissen hatte, ob sie nun ursprünglich damit einverstanden gewesen waren oder nicht.
»Wir sollten einen der Thermobildgeber auf die Vorderseite des Hauses richten und einen auf die Rückseite«, sagte Danny. »Den hinteren stellen wir bei Carl auf, und der Operator wird sein Schussbeobachter. Carl ist es gewöhnt, so zu arbeiten. Wir müssen dafür sorgen, dass derjenige von den beiden Feuerwehrleuten, der das Handbuch gelesen hat, das Gerät bei Carl bedient. Er weiß mit einiger Bestimmtheit, was er auf dem Monitor sieht.« Danny spähte zwischen schweißgetränkten Uniformen hindurch zu dem Scharfschützen. »Was sagen Sie, Carl? Ist das okay?«
»Wahrscheinlich ist es das Beste, was wir tun können. Ich hatte ein Thermozielfernrohr im Corps, wenn ich es brauchte, aber so müsste es auch gehen.«
»Beten wir, dass es so geht. Nachdem Carl sein Ziel zweifelsfrei erfasst hat – zweifelsfrei! –, bringe ich den Heli in die Luft, schwebe über dem Garten und schalte den Suchscheinwerfer ein. Das dürfte Shields an die Fenster locken.« Danny blickte Ray an. »In diesem Moment jagen Sie die Scheiben hoch, und Carl schaltet seine Zielperson aus.«
Danny drehte sich zu Sheriff Ellis um und schaute ihn an, besorgt, er könnte die Autorität des Mannes untergraben haben, doch Ellis nickte nur zustimmend. In einer Situation wie dieser gab es so etwas wie eine natürliche Hierarchie, in die jeder sich fügte.
Trace Breen hob eine Hand und brachte alle zum Verstummen. »Leise! Wir haben ein Signal von einem der Richtmikros. Es ist stark verrauscht, aber mit ein bisschen Geduld kann man die Worte verstehen.«
»Moment noch«, sagte Ray. »Ich glaube, es ist Zeit, dass unser Scharfschütze sich in Position begibt.«
»Okay«, sagte der Sheriff. »Deputy Sims, gehen Sie in Stellung.«
Danny war überrascht, dass Carl so lange im Kommandoposten hatte bleiben dürfen, doch als er darüber nachdachte, begriff er den Grund: Carl Sims war der Tod. Im Kommandoposten war er unter Kontrolle. Doch sobald er erst hinter seinem Baum im Garten in Stellung gegangen war und die Feuerfreigabe erhalten hatte, war Warren Shields ein toter Mann.
Carl zögerte an der Tür und schaute ein letztes Mal zu Danny, als würde er eine stumme, endgültige Freigabe von ihm erbitten. Danny schloss die Augen; dann nickte er unmerklich in dem Wissen, dass seine Geste das gleiche Gewicht hatte wie der Daumen eines römischen Imperators in der Arena.
Während Carl lautlos zu seiner Position schlich, zappelte und wand sich Laurel, geplagt von einem schrecklichen Jucken unter dem Klebeband, mit dem sie an den Knöcheln gefesselt war. Ihre Seele mochte sich im freien Fall befinden, doch ihr Körper konnte sie immer noch in den Wahnsinn treiben. Wo das Band auf ihrer Haut klebte, hatten sich
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