12 Stunden Angst
Gram schlafen! Das ist unfair!«
»Sein, still, Elizabeth«, sagte Warren. »Wir reden später darüber.«
»Weiß Gram schon, dass ich eine neue Schwester bekomme?«
»Du sollst den Mund halten!«
Beth senkte schmollend den Kopf und wandte sich wieder ihrem Spiel mit dem Skateboard zu.
Warren trat so dicht vor Laurel hin, dass er sie hätte küssen können. »Wenn das Kind von mir wäre, hättest du es mir gesagt, sobald du erfahren hast, dass ich krank bin. Nach meinem Gespräch mit Danny McDavitt.«
»Wer ist krank?«, fragte Beth. »Daddy?«
»Still, Baby«, sagte Warren mit seidenweicher Stimme.
»Bitte«, flehte Laurel. »Tu das nicht.«
»Du hast vorhin schon mal versucht, mir Hoffnung zu machen. Du hättest es vorhin gesagt, wenn es wahr wäre.«
Laurel bemühte sich, ihre wachsende Panik vor Beth zu verbergen. »Ich war nicht sicher, ob es die Dinge besser oder schlechter machen würde. Ich hatte Angst, du könntest das Gefühl bekommen, noch mehr zu versäumen.«
»Ein Mann lebt nur dafür, seine Gene weiterzugeben. Das weißt du.« Er hob die Hand und strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus der Stirn. »Es gibt nur einen Grund, warum du es vor mir geheim gehalten hast.«
»Du irrst dich.«
Er nahm die Plastiktüte und schlug sie ihr ins Gesicht.
Beth schrie auf.
»Dad!«, rief eine Stimme aus dem Flur. »Hör auf damit!«
Alle erstarrten, als Grant in die Küche gerannt kam. »Hör auf, Mom anzuschreien! Sie hat nichts getan!«
Warren musterte seinen Sohn von oben bis unten, und Laurel sah Stolz in seinen Augen. » Das ist mein Sohn«, sagte er. »Von Kopf bis Fuß.«
Er hatte recht. Grant hatte Warrens kräftigen Körper und seine ebenmäßigen Gesichtszüge – doch es waren Laurels Augen, die aus seinem Gesicht blickten.
Warren machte drei Schritte auf Grant zu und streckte die rechte Hand aus. »Ich wusste, dass du zurückkommst. Das war keine gute Idee vorhin.«
Grant wich vor ihm zurück, doch dann hob Warren die Hand, und Grant schlug in einer Art High-Five-Ritual ein. »Draußen sind Leute mit Gewehren«, sagte er, »und einige von denen sind böse. Wir müssen uns vorbereiten.«
»Ja, das müssen wir«, sagte Warren leise. »Jetzt sind wir alle hier. Jetzt ist es so, wie es sein sollte. Ich möchte, dass du mit deiner Schwester in den Panikraum gehst.«
Laurel erschauerte.
»Und du und Mom? Kommt ihr auch?«, fragte Grant.
»Gleich.«
»Ich warte solange.«
»Tu, was ich sage.«
Grant starrte seinen Vater an; in seinen Augen spiegelten sich Enttäuschung und Trotz. »Ich bin kein kleines Kind mehr, Dad. Ich will helfen. Ich kann helfen.«
Warren musterte seinen Sohn anerkennend; dann kniete ernieder und winkte ihn zu sich. Als Grant vor ihm stand, flüsterte er ihm ins Ohr. Grant nickte mehrere Male; dann eilte er an seiner Mutter vorbei in die Pantry.
»Wohin geht er?«, fragte Laurel.
Warren lächelte. »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf.«
21
D anny war so überwältigt von Laurels Enthüllung, dass er kaum noch klar denken konnte. Er saß mit Sheriff Ellis Schulter an Schulter im Helikopter, und der Rotor kreiste mit voller Drehzahl.
»Ich glaube nicht, dass wir warten können, bis Carl freies Schussfeld hat«, sagte der Sheriff mit besorgter Miene. »Ich weiß, es wäre Ihnen am liebsten so, Danny, aber ich kann nicht riskieren, dass Shields sich mit seiner Familie in diesem Panikraum verbarrikadiert. Er könnte allen die Kehle durchschneiden und uns dabei auslachen, und wir könnten nichts dagegen tun.«
»Wenn er das gewollt hätte, hätte er es längst tun können«, entgegnete Danny.
»Zugegeben. Aber er bricht immer mehr zusammen. Mir gefällt der Klang seiner Stimme nicht. Ich habe so ein Jim-Jones-Gefühl … wenn Sie wissen, was ich meine.«
Danny wollte widersprechen, doch seine Gedanken kehrten immer wieder zu der Tatsache zurück, dass Laurel ihn belogen und mit ihrem Mann geschlafen hatte. Noch heute Morgen hatte sie ihm das Gegenteil versichert, doch es war eine glatte Lüge gewesen.
»Shields glaubt nicht, dass seine Frau von ihm schwanger ist«, sagte Ellis. »Das hat ihm wahrscheinlich den Rest gegeben.« Er versetzte Danny einen Stoß mit dem Ellbogen. »Glauben Sie, dass Shields der Vater ist?«
Jim Jones, dachte Danny. Der Massenselbstmord vonJonestown. Er war zwanzig Sekunden hinter der Unterhaltung zurück. »Ich weiß es nicht. Vielleicht der Kerl, der ihr den Brief geschrieben hat.«
»Shields ist Arzt. Er muss wissen, wovon
Weitere Kostenlose Bücher