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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ihr peripheres Sichtfeld und wurde dunkel, bis sie wie durch ein rundes Loch auf den Brief starrte. Schlagartig kehrte ihre Angst vor den Schmerzen zurück.
    »Sag mir die Wahrheit«, flüsterte Warren. »Bitte. Einfach nur die Wahrheit. Ich werde nicht wütend sein.«
    Es lief ihr eiskalt über den Rücken, als sie einen Blick in seine zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen warf. Seine Stimme erinnerte sie an das Zischen einer Schlange.
    »Ich habe dir die Wahrheit gesagt, Warren, aber du willst sie nicht hören.« Sie ließ den Brief zu Boden fallen. »Außerdem … Ich brauche jetzt mein Medikament. Wenn ich nicht bald die Injektion bekomme, liege ich den Rest des Nachmittags flach und bin nicht mehr ansprechbar. Und du kannst dein lächerliches Verhör nicht fortsetzen.«
    Er musterte sie kalt. Sie hielt seinen Blicken stand, so gut sie konnte, während sie zugleich versuchte, sich einen Plan zurechtzulegen. Angesichts der bis jetzt unerwähnt gebliebenen Waffe war es möglicherweise das Beste, wenn sie so schnell wie möglich aus dem Haus floh. Aber wie sollte sie das anstellen? Sie konnte Warren nicht davonlaufen, und niemand war schneller als eine Kugel. Oder würde er nicht auf sie schießen?
    »Ist das ein Revolver in deiner Hand?«, fragte sie so gleichmütig sie konnte.
    Er hob die Waffe, sodass Laurel sie sehen konnte. »Das hier? Oh, ja, stimmt, das ist ein Revolver.«
    »Ist er geladen?«
    »Natürlich. Ein ungeladener Revolver ist nutzlos.«
    Gütiger Himmel. »Woher hast du ihn?«
    »Vor ein paar Monaten gekauft. Irgendwelche Penner hatten mich belästigt, als ich mit dem Rad in der Südstadt unterwegs war. Jetzt habe ich den Revolver immer in der Satteltasche bei mir. Und ehe du fragst – ich besitze eine polizeiliche Erlaubnis.«
    »Du bewahrst das Ding im Haus auf? Bei unseren Kindern? «
    Laurel versuchte, angemessen schockiert zu klingen, doch Warren ignorierte ihre zur Schau gestellte Sorge. »Ich habe eine abschließbare Kassette in der Abstellkammer. Oberstes Regal. Sie hat eine Kindersicherung, also mach dir deswegen keine Sorgen.«
    Es sind nicht die Kinder, um die ich mir im Augenblick Sorgen mache.
    »Das bedeutet noch lange nicht, dass Grant die Kassette nicht aufbekommt.«
    Bei dem Gedanken an seinen blitzgescheiten Sohn huschte ein Lächeln über Warrens Gesicht.
    »Und warum hast du den Revolver jetzt aus der Kassette geholt?«, fragte Laurel.
    »Weil ich stinkwütend bin, du dämliches Miststück, und weil ich mich so besser fühle.«
    Mein Gott. Wieder schauderte Laurel. Sie hatte das gespenstische Gefühl, einem Wildfremden gegenüberzustehen.
    »Anscheinend willst du mir nicht die Wahrheit sagen«, fuhr Warren fort. »Aber du solltest eins wissen: Du wirst dieses Haus nicht verlassen, bevor ich nicht weiß, wer diesen Brief geschrieben hat.«
    »Ich will das Haus gar nicht verlassen, Warren. Ich will eine Spritze gegen die Migräne. Ich brauche das Imigran …«
    Er verzog das Gesicht, als fühlte er sich belästigt. »Gib mir dein Handy.«
    Panik durchfuhr sie, bis ihr einfiel, dass sie beide Handys bei sich hatte, nicht nur ihr geheimes Handy.
    »Nun gib schon her«, sagte Warren. »Und die Autoschlüssel.«
    Sie zog ihr Familienhandy aus der Hosentasche und reichte es Warren. Er legte es auf den Wohnzimmertisch.
    »Ich bin deine Verbindungsnachweise online durchgegangen«, sagte er. »Und ich habe da ein paar Fragen an dich.«
    Laurel zuckte die Schultern. Was das betraf, bestand keine Gefahr. Sie hatte immer nur ihr geheimes Handy benutzt, um Danny anzurufen.
    »Die Schlüssel. Komm, mach schon.«
    Sie zog die Autoschlüssel aus der linken Hosentasche und reichte sie Warren. Er steckte sie ein. Laurel trennte sich nur höchst ungern von den Schlüsseln, doch sie konnte nicht riskieren, dass er sie durchsuchte und das geheime Handy in der Gesäßtasche entdeckte. Danny versuchte wahrscheinlich in diesem Moment, sie anzurufen.
    Mein Gott, du hast gar nicht mehr an Danny gedacht! Er würde noch eine Zeit lang auf der Lichtung auf sie warten in dem Glauben, dass sie sich verspätet hatte. Wenn sie nicht erschien, würde er sich Sorgen machen und Gott weiß was unternehmen. Sie musste sich mit ihm in Verbindung setzen, egal wie! Sie dachte fieberhaft nach. Dann, unvermittelt, kam ihr eine Idee, wie sie Danny eine SMS schicken konnte.
    »Ich will auch dein Notebook«, sagte Warren. »Wo ist es? In der Küche?«
    Alles Blut wich aus Laurels Gesicht. Auf der Festplatte

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