Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
vertrauen.«
    »Warren …«
    »Halt den Mund!«, befahl er ihr, richtete sich unvermittelt wieder auf und starrte auf sie hinunter wie ein Richter aus dem Alten Testament. »Du hast dich dafür entschieden, deine selbstsüchtigen Wünsche über das Wohlergehen deiner Kinder zu stellen, und dafür wirst du den Preis bezahlen. Wir alle müssen ihn zahlen, fürchte ich.«
    »Warren, du bist nicht du selbst«, sagte sie und wollte sich ebenfalls erheben.
    Er schlug sie mit der flachen linken Hand. Sie ging zu Boden. Ihr rechtes Ohr brannte und klingelte wie die Drei-Uhr-Glocke in der Schule. Es schmerzte, doch der Schock überwog den Schmerz. Sie hielt die Hände hoch, um einen weiteren Schlag abzuwehren.
    »Glaubst du vielleicht, es hätte mich nicht hin und wieder gejuckt?«, brüllte er sie an. »Glaubst du allen Ernstes, dass es keine Krankenschwestern gegeben hat, die mir alles, wirklich alles gegeben hätten, was ich wollte?«
    »Bestimmt«, räumte sie ein.
    »Und nicht nur Krankenschwestern. Frauen von Freunden. Lehrerinnen an der Schule … deine eigenen Freundinnen! Überall haben sie mir Schilder hingehalten: Pussy zu haben! Niemand hat mehr einen Funken Anstand im Leib! Niemand hält sich mehr an irgendwelche Regeln oder ein gegebenes Versprechen!«
    Laurel blieb am Boden, während sie sich zu erinnern versuchte, ob es in Warrens Kindheit dunkle religiöse Züge gegeben hatte, doch ihr fiel nichts ein. Trotzdem, die Art und Weise, wie er redete – es war, als wäre er besessen von einem fanatischen Prediger aus einem anderen Zeitalter. Oder von ihrem Vater an seinem schlimmsten Tag. Doch nicht einmal ihr Vater hätte sich zu solcher Gewalt hinreißen lassen. Er hätte sie gezwungen, niederzuknien und zu beten, bis Gott ein Zeichen sandte, dass er bereit sei, ihr zu vergeben. Doch Warren wartete nicht auf einZeichen. Er betrachtete sich selbst als das Instrument göttlicher Bestrafung.
    »Es tut mir leid, wenn du leidest«, sagte Laurel. »Aber dafür gibt es keinen Grund, nicht den geringsten. Ich wünschte, du würdest mir glauben. Ich würde niemals etwas tun, das unseren Kindern Schaden zufügen könnte. Niemals.«
    »Steh auf!«, fuhr er sie an und riss ihr fast den Arm aus dem Gelenk.
    Hastig rappelte sie sich hoch. Warren schien sie irgendwohin schleppen zu wollen, stieß sie dann aber aufs Sofa zurück.
    »Ich bin ja so dämlich «, sagte er. »Wieso habe ich so lange gebraucht, um es zu sehen? Mein Blutzucker muss im Keller sein!«
    Er hockte sich auf den Polsterschemel und begann erneut, auf der Tastatur des Vaio herumzuhacken. »Heutzutage kann man sich im Web doch so gut wie alles kaufen. Ich habe in USA Today einen Artikel über Identitätsdiebstahl und Computer gelesen. Es gibt Programme, die Hackern zum Knacken von Passwörtern dienen und die fünfzig Stunden am Stück herumprobieren, wenn es sein muss, und jede erdenkliche Kombination von Zahlen und Buchstaben versuchen, bis sie in den E-Mail-Account eingebrochen sind oder was auch immer. Jede Wette, für den richtigen Preis kann ich eins von diesen Programmen direkt auf deinen hübschen kleinen Sony herunterladen …«
    Laurel hatte irrtümlich angenommen, dass der Revolver die größte Gefahr im Raum darstellte. Warrens neue Idee zerstörte diese Illusion. Ihr Computer war die wirkliche Waffe, oder besser, der Zünder, der den Revolver auszulösen vermochte. Falls es Warren tatsächlich gelang, in ihren Hotmail-Account einzubrechen, würde er schon in der nächsten Sekunde Dannys Namen entdecken. Kurz darauf würde er jede E-Mail lesen, die zwischen ihr und Danny hin und her gegangen war im Verlauf der elf Monate, die sie zusammen gewesen waren. Einige Mails hatten tatsächlich eingebettete Fotos, manche davon intim, andere nicht, doch jedes mit genügend Kraft, um den kleinen Rest, der von Warrens Verstand geblieben war, endgültig zu zerschmettern.
    »Da wären wir auch schon«, sagte Warren mit Triumph in der Stimme. »Merlin’s Magic. Klingt ganz so, als wäre es das, was wir suchen. Zweihundertneunundachtzig Mäuse – und sie stellen nicht mal eine Testversion zum Download bereit. Also wissen sie, dass ihr Programm funktioniert. Und sie wissen auch, in welcher Situation ihre Kunden stecken, wenn sie dieses Programm benötigen. Ein direkter Deal mit einem eindeutigen Resultat.«
    Gerade als in Laurel die Hoffnung aufkeimte, Warren würde sich erheben, um eine Kreditkarte zu holen, legte sich ein Grinsen auf sein Gesicht. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher