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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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    Laurel schloss die Augen, während die Tastatur munter klapperte. Wie viele Minuten noch, bis die Kinder aus der Schule kamen? Wenn sie aufsprang und zu einem der Telefone rannte, um den Notruf zu wählen – würde Warren sie erschießen? Und selbst wenn nicht – waren die Dinge so weit aus dem Ruder gelaufen, dass nur noch ein bewaffneter Einsatz der Polizei als Lösung in Frage kam?
    Allerdings, ja, musste Laurel sich eingestehen. Solange die Kinder noch nicht im Haus sind …
    »Schon fertig!«, rief Warren und blickte sie triumphierend an. »Vielleicht möchtest du deine Weigerung noch mal überdenken. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis ich deine E-Mails lesen kann. Vergiss nicht, beichten ist gut für die Seele.«
    Meine Seele ist meine eigene Angelegenheit, erwiderte Laurel stumm und blickte an ihm vorbei zu der schweren Vase, die vor der Wand auf dem Fußboden lag. Aber falls du mir den Rücken zuwendest, bevor die Kinder nach Hause gekommen sind, könnte Ehebruch sehr gut eine meiner kleineren Sünden sein, weil ich dir nämlich den Schädel einschlage.

10
    I ch muss dir etwas beichten, Vida«, flüsterte Nell. »Ich tue es nur sehr ungern, aber du musst es erfahren. Du hast ein Recht darauf.«
    Nell saß zusammen mit Vida am Empfangsschalter der Praxis. Sie war mit ihrem Bürostuhl zum Platz ihrer Schwester gerollt, weg von dem großen Fenster, durch das sie mit den Patienten sprach. JaNel, die Labortechnikerin, war ein paar Mal draußen vorbeigekommen; deshalb sprach Nell mit gedämpfter Stimme.
    »Wenn es sein muss«, antwortete Vida. »Aber lass dir nicht den ganzen Tag Zeit, wir haben eine Menge Arbeit. Schieß los, ich höre.«
    Nell spürte, wie ihre Unterlippe bebte.
    »Komm schon, Babygirl. Was immer es ist, ich werde schon damit fertig.«
    Das hoffe ich, dachte Nell. Das hoffe ich wirklich sehr. »Ich … ich glaube, Doktor Auster betrügt dich, Vi.«
    Vida starrte ihre Schwester an. »Mit wem?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was hast du denn gesehen? Oder gehört?«
    »Ich habe gehört, wie er auf seinem Handy telefoniert hat …«
    Vida blickte über die Schulter zur Tür und beugte sie dann vor. »Wann war das?«
    »Vorgestern. Hinten im Behandlungszimmer.«
    »Erzähl weiter.«
    »Na ja … das Gespräch war ziemlich intim. Er hatte diesen Tonfall, du weißt schon.«
    »Verliebter Gockel?«
    »Ja. Es war ziemlich offensichtlich, dass zwischen ihm und der Frau, mit der gesprochen hat, irgendwas lief. Und ich …«
    »Hör zu«, unterbrach Vida ihre Schwester. »Ich glaube dir. Ich weiß selbst, dass Kyle mit jeder ins Bett steigt, die ihm schöne Augen macht, und ich wünschte, er würde es nicht tun. Aberich will dir etwas verraten, was du eines Tages selbst herausfinden wirst: Die Kerle machen es alle. Jeder einzelne verdammte Dreckskerl. So sind Männer eben. Sie denken mit dem Schwanz und jagen jeder Frau hinterher, ob verheiratet oder ledig oder was auch immer. Es ist ein Naturgesetz, genau wie die Schwerkraft. Oder wie die Sonne, die im Osten aufgeht. Und sobald sie eine Frau herumgekriegt haben, versuchen sie sich davonzustehlen. Es sei denn, sie brauchen die Frau für irgendwas anderes. Und genau deswegen mache ich mir keine Gedanken.«
    Nell saß still da, während sie die Worte ihrer Schwester überdachte. Sie hatte gewusst, dass Vida hart war, hätte aber nicht damit gerechnet, dass sie Untreue hinnehmen würde, nur um einen Mann an ihrer Seite zu halten. Außerdem hoffte sie inbrünstig, dass Vida sich irrte, was Männer anging. Sie überlegte, ob sie den Rest des Gesprächs, das sie mitgehört hatte, für sich behalten sollte, wusste aber, dass sie es später bereuen würde. Sie konnte Vida sehen, wie sie eines Nachts vor ihrer Wohnung stand und darauf wartete, dass Auster in seinem Jaguar vorbeikam und sie einlud … wie in eine schwarze Kutsche, die gekommen war, um sie in ein Schloss zu entführen. Doch der Jaguar würde nie mehr kommen. Er war längst fort, um irgendeine andere Prinzessin einzusammeln, die sich besser in die Villen der Reichen und Gewissenlosen einfügte.
    »Lass mich weitererzählen, Vida«, sagte sie lauter, als sie vorgehabt hatte. »Bitte.«
    Vida legte ihrer Schwester tröstend die Hand auf das Knie. »Also gut.«
    »Sie haben nicht über Sex gesprochen. Dr. Auster hat sich bei der Frau entschuldigt, und dann sagte er

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