12 Stunden Angst
Starlette auszusagen.«
Danny nippte an seinem Bier und schwieg. Er versuchte, nicht an Laurel zu denken. Nachdem Marilyn die Cessna gelandet hatte, war er schwach geworden und hatte Laurel eine dritte SMS gesendet, diesmal eine panische Bitte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, sobald ihre Auseinandersetzung mit Warren vorüber sei. Sie hatte immer noch nicht geantwortet.
»Wo liegt das Problem?«, hakte Marilyn nach. »Sie glauben nicht, dass Laurel das tun würde?«
»Doch. Wahrscheinlich schon. Ich muss mit ihr darüber reden.«
»Tun Sie das, Danny. Jeder Tag zählt.«
Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
»Oh, ich erwarte eine Gratis-Flugstunde als Gegenleistung.«
»Ich gebe Ihnen zwei.«
»Eine ist genug. Wie verhält Starlette sich zurzeit?«
»Das wollen Sie nicht wissen, glauben Sie mir. Wie eine Hexe. Sie kauft meine Kreditkarten leer, als stünden die Deutschen vor Paris.«
»Die Standardvorgehensweise einer Frau, die glaubt, dass ihr Mann sie verlassen wird.«
Danny wollte gerade darauf antworten, als sein normales Handy summte. Er warf einen Blick auf das Display und sah, dass der Anruf vom Sheriff’s Department kam. »Bitte entschuldigen Sie, ich muss dieses Gespräch annehmen.«
Marilyn drehte den Schraubdeckel von ihrem Schaefer und leerte die Flasche mit einem ganz und gar nicht damenhaften Gluckern.
»McDavitt«, meldete sich Danny.
»Major McDavitt, hier ist die Einsatzleitung. Ich wurde informiert, dass der Sheriff mit dem Hubschrauber am Lake St. John abgeholt werden möchte. Sie wissen, wo das ist?«
»Ja.« Der Lake St. John war ein beliebter Treffpunkt vierzig Meilen flussaufwärts. »Wann genau will er abgeholt werden, Carol?«
»Jetzt, Major.«
»Jetzt? Was ist passiert?«
»Wir müssen Funkstille bewahren, Sir. Keine Details übers Handy. Sie sind der zuständige Pilot. Jim ist mit seiner Frau in Las Vegas, wo er seinen Geburtstag feiert. Wie schnell können sie am Flughafen sein?«
»Ich bin am Flughafen.«
»Sehr gut. Ich habe Mr. Markle bereits informiert. Die Lufteinheit müsste jeden Moment einsatzbereit sein.«
Die Lufteinheit. Fast hätte Danny laut aufgelacht, doch irgendetwas in Carols Stimme ließ ihn innehalten. »Ist es ein echter Notfall?«
»Ja, Sir.«
»Und was macht der Sheriff am Lake St. John?«
»Angeln. Ich gebe Ihnen seine GPS-Koordinaten, sobald Sie in der Luft sind.«
Danny hatte nicht die geringste Lust, den Nachmittag damit zu verbringen, den Fluss nach verirrten Anglern abzusuchen, während Laurel ihn vielleicht brauchte. Doch es gab nur zwei Hubschrauberpiloten im County, und wenn Jim Redmond nicht zur Verfügung stand, gab es für Danny keine Möglichkeit, sich der Pflicht zu entziehen. »Also gut«, sagte er resignierend. »Rufen Sie mich in zehn Minuten an und geben Sie mir die Koordinaten durch.« Er schaltete das Handy aus.
»Was ist das für ein Notfall?«, wollte Marilyn wissen.
»Unser erhabener Sheriff möchte mit dem Chopper vom Lake St. John abgeholt werden. Er hat keine Lust mehr auf Angeln.«
»Im Ernst?«
»Nein«, sagte Danny und erhob sich. »Wahrscheinlich hat sich jemand auf dem Wasser verirrt. Oder einer von seinen Wahlkampfsponsoren hat sich beim Wasserskilaufen den Knöchel verstaucht.«
Marilyn lachte. »Das klingt ganz nach dem Billy Ray Ellis, an den ich mich aus der Highschool erinnere.«
»So alt sind Sie auch wieder nicht, das weiß ich.«
Sie zwinkerte. »Ich war Neuntklässlerin, als Billy Ray im letzten Jahr war. Er war damals der heißeste Typ an der Schule. Ein Star im Footballteam. Sämtliche Mädchen waren hinter ihm her. Damals waren es hauptsächlich Weiße. Ein anderes Spiel als heute.«
»Das denke ich auch.«
»Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass Billy Ray aufgrund seiner Reputation aus der Highschool-Zeit und seines Status in der Baptistenkirche zum Sheriff gewählt wurde«, sagte Marilyn verschmitzt.
»Politik. Es ist überall das Gleiche. Aber er ist eigentlich ganz okay. Ich habe eine Menge schlimmere Typen in Führungspositionen gekannt.«
Die Anwältin nickte nachdenklich. »Wir sollten das häufiger tun.«
»Ganz meine Meinung.«
»Würden Sie mich beauftragen, könnten wir es.«
Dannys Lächeln verblasste. »Ich denke darüber nach.«
Bis Danny beim Hangar eingetroffen war, hatten die Mechaniker den Helikopter des Sheriff’s Department bereits nach draußen gerollt und für den Flug
Weitere Kostenlose Bücher