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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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einsatzbereit gemacht. Es war ein Bell 206B, acht Jahre alt, doch immer noch gut in Schuss. Weiß mit blauen und goldenen Streifen und einem großen goldenen Stern auf dem Rumpf. Die Helikopter, die Danny bei der Air Force geflogen hatte, waren fünfmal so groß und unendlich komplizierter gewesen, doch der Bell war wendig und agil in der Luft, ein Floh im Vergleich zu den massiven Sauriern von früher. Ein Pave Low IV konnte vierundzwanzig voll ausgerüstete Soldaten in den Einsatz tragen. Der Bell hatte zwei Sitze vorn und hinten Platz für einen Passagier und eine Trage.
    »Wie geht’s denn so, Danny-Boy?«, begrüßte ihn Dick Burleigh, der grauhaarige Chefmechaniker. »Alles klar an Bord?«
    Burleigh war bei der First Air Cavalry Division in Vietnam Crew Chief an Bord eines Huey-Hubschraubers gewesen. Nachdem er die Schlachten in den Tälern von Ia Drang und A Shau überlebt hatte, war er nach Baton Rouge gezogen und hatte dreißig Jahre lang die Hubschrauber von Nachrichtensendern gewartet.
    Mit sechzig Jahren hatte Burleigh sich nach Athens Point in den Ruhestand verabschiedet – nur, um kurze Zeit später ausLangeweile aushilfsweise am Flughafen zu arbeiten. Inzwischen leitete er die gesamte Wartungsabteilung. Für Danny war er ein Geschenk des Himmels.
    Er schüttelte Dick Burleigh die Hand. Dann nickte er einem blonden Burschen in einem Overall zu, der hinter Dick herangeschlendert kam.
    »Seien Sie vorsichtig, Major«, sagte Burleigh. »Der Wind frischt auf, und von Nordwesten ziehen Gewitterwolken heran.«
    »Das ist meine Richtung.«
    »Vielleicht sollte der Sheriff lieber mit dem Wagen zurückkommen. Er könnte es schaffen in der Zeit, die Sie brauchen, um die Strecke hin- und zurückzufliegen.«
    »Er fliegt viel zu gerne Hubschrauber, als dass er sich darauf einlassen würde«, sagte Danny. »Okay, dann los.«
    Der Mechaniker öffnete die Cockpittür des Bell. Danny kletterte auf den rechten Sitz, legte die Gurte an, zog sie straff und betätigte den Starter. Dann setzte er das Headset auf und ging die Checkliste durch. Er verzichtete gerne auf den Helm, die Nachtsichtbrille, die Panzerweste und all die vielen anderen Dinge, die erforderlich waren, um den Pave Low zu fliegen. Verglichen mit seiner Zeit beim Militär war das hier wie ein Fliegender Zirkus in den 1920ern.
    Als der Hauptrotor 360 Umdrehungen in der Minute erreichte, spürte Danny, wie der Chopper abhob. Er justierte den Blattanstellwinkel, und der Bell stieg weiter in die Höhe. Nachdem er die Trimmung mit dem linken Fußpedal korrigiert hatte, berührte er leicht den Gashebel und neigte die Rotorscheibe vorwärts. Wenige Augenblicke später ging der Helikopter in einen steilen Steigflug über.
    In diesem Augenblick vibrierte Dannys Handy. Er klemmte den Anstellwinkel fest und ließ die Kontrollen lange genug los, um das Handy aus der Tasche zu ziehen in der Hoffnung, dass Laurel ihm endlich eine SMS geschickt hatte. Zu seiner Überraschung war es jedoch sein offizielles Handy, das sich gemeldet hatte. Der Bell driftete ein wenig zur Seite, als Danny das Gerätaufklappte. Die neue SMS kam aus der Einsatzzentrale des Sheriffs. Sie bestand aus lediglich vier Worten:
    CODE BLACK – THIRD DEGREE
    Danny spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief, als er auf die verschlüsselte Nachricht starrte.
    Code Black bedeutete eine Geiselnahme.
    Und Third Degree hieß, dass bereits Menschen zu Tode gekommen waren.
    Danny stiegen Bilder von der Columbine und der Virginia Tech vor Augen. Er riss den Gashebel bis zum Anschlag. Der Bell beschleunigte auf zweihundertfünfundzwanzig Stundenkilometer, als er den sich zusammenbrauenden Gewitterwolken im Nordwesten entgegenjagte.
    Kyle Auster war tot.
    Laurel sah seine Leiche auf dem Boden in der Halle, als sie Warren die Treppe hinunter folgte, Beth in den Armen. Rasch vergrub sie das Gesicht ihrer Tochter an ihrem Busen und schaute über das Geländer nach unten. Auster lag mit offenen, starren Augen auf dem Rücken. Sein Hemd war bis zur Brust hochgeschoben; wahrscheinlich hatte Warren das getan, als er versuchte, ihn ärztlich zu versorgen. Wie seltsam, dachte Laurel. Einen Mann niederzuschießen und im nächsten Moment zu versuchen, ihn zu retten. Obwohl Warren zweimal gefeuert hatte, konnte Laurel nur eine Schusswunde entdecken: mitten auf Austers Rumpf, oberhalb des Bauchnabels, unterhalb des Herzens. Dunkles Blut bedeckte seinen blassen Bauch und benetzte die Körperhaare, auf die so viele

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