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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Darauf herrschte Schweigen. Fidelma fügte nun hinzu: »Das Gesetz verpflichtet euch nicht zu einer Aussage, doch eure Aussage könnte der Lösung des Falls dienen. Je eher wir diese Angelegenheit aufklären, desto besser für alle.«
    »Darauf gibt es nichts zu erwidern, Schwester«, sagte Bruder Dangila kurz und bündig. »Du hast bereits festgestellt, daß der Mann einem von uns etwas vorwirft, aber nicht sagen kann, wem genau. Selbst wenn es stimmen würde, was würde es schon beweisen? Es ist keineswegs schlüssig, daß einer von uns oder wir alle drei etwas mit den Morden zu tun haben.«
    Fidelma mußte zugeben, daß Brocc als Augenzeuge unbrauchbar war, da er niemanden zu identifizieren vermochte.
    »Ihr behauptet also, in der Vollmondnacht alle im Kloster gewesen zu sein?«
    Bruder Dangila stieß einen leisen Seufzer aus.
    »Wir schlafen hier und studieren hier«, erwiderte er leise, ohne genau auf ihre Frage einzugehen.
    »Und in der Nacht des Vollmondes davor, als Beccnat ermordet wurde?« fragte Fidelma müde. »Kannst du dich an die Nacht erinnern? Wo warst du, wo waren die anderen, und was habt ihr getan?«
    »Wir verlassen die Abtei höchst selten«, meinte Bruder Dangila in ruhigem, würdevollem Ton. »Wir widmen uns hier unseren Studien und versuchen, von den Mönchen eure Sprache zu erlernen. Und ganz sicher spazieren wir im Dunkeln nicht draußen herum, wo uns Angst und Voreingenommenheit begegnen könnten, wie sie etwa dieser Brocc verkörpert.«
    »Was für Studien betreibt ihr?« erkundigte sich Fidelma und runzelte leicht die Stirn.
    »Ist dein Land nicht ein Zentrum der Bildung?« fragte Bruder Gambela lächelnd. Er hatte inzwischen Vertrauen gefaßt und gemerkt, daß er sich gut auf griechisch verständigen konnte. »Die Kenntnisse, die wir hier erwerben, werden uns in unserem Land sehr zustatten kommen.«
    »Seid ihr deshalb hier?« Fidelma hatte beschlossen, ein anderes Thema anzuschneiden.
    Bruder Dangila schüttelte den Kopf. »Unsere Geschichte ist sehr lang, vielleicht langweilt sie euch nur.«
    »Erzähle sie uns bitte«, bat ihn Fidelma.
    »Nun gut. Wir drei sind Aksumiter, wie ich schon sagte. Wir stammen nicht aus Adulis, sondern aus dem Landesinneren. Doch wir wurden nach Adulis zu einer Versammlung der Vertreter der christlichen Gemeinden unserer Nachbarländer Malqurra und Alwa gerufen. Uns faszinierte die große Stadt Adulis, und wir gingen zum Hafen am Fluß, um die Schiffe zu betrachten, die dort aus allen Ecken der Welt eintreffen, um Handel zu treiben. Das war unser Verderb, denn wir wurden überfallen und bewußtlos geschlagen, und als wir aufwachten, befanden wir uns im Inneren eines Schiffsrumpfes weit auf See. Sklavenhandel ist ein sehr profitables Geschäft für jene, die in unserem Teil der Welt kein Gewissen haben. Unser Leid an Bord schien nicht enden zu wollen. Doch schließlich erreichten wir einen fremden Hafen und wurden an Land gebracht. Man behandelte uns zwar schlecht, doch der Herr hielt seine Hand über uns und ließ uns drei zusammen. Am Ende landeten wir in Rom. Rom, der Stadt, die von sich sagt, das Zentrum des Glaubens zu sein, den wir so schätzen. Und als man uns in Ketten durch die Stadt führte, riefen wir den Menschen zu, daß auch wir Christen seien. Als sie aber erfuhren, daß wir Aksumiter sind, grölten sie und prangerten uns als Ungläubige und Ketzer an.«
    Fidelma zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Warum denn das?«
    Nun antwortete Bruder Gambela in seinem etwas geschraubteren Griechisch. »Wir sind Anhänger des Monophysitismus, nach dem es in der Person Christi nur eine, die göttliche Natur gibt.«
    Fidelmas Augen leuchteten auf, denn sie hatte verstanden. »Ach, ich habe von dem Konzil von Chalkedon gehört, wo man diese Ansicht als Irrlehre verurteilte. Rom schloß dann jene aus, die glaubten, daß Christus nur eine einzige Natur besitze.« An Eadulf gewandt, fügte sie hinzu: »Deshalb die griechischen Wörter mono und physis . Rom bekannte sich zu Christus sowohl als vollkommenem Gott als auch vollkommenem Menschen. Das Konzil von Chalkedon verkündete im Jahr 451, daß es ketzerisch sei zu behaupten, Christus hätte nur eine Natur.«
    Bruder Dangila schüttelte den Kopf. »Wir sind nie Verfechter des monophysischen Gedankens gewesen, wie er in jenem Konzil dargestellt wurde. Wir Aksumiter meinen, daß Christus in seiner Göttlichkeit und in seiner Menschlichkeit vollkommen war, beides aber in einer Natur miteinander vereinte – das

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