Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
Schlange.«
    »Deine Worte sind sehr weise, Bruder Dangila.«
    »In den Sprüchen Salomos werden uns die sieben Dinge genannt, die Gott verabscheut: ein stolzes Auge, eine falsche Zunge, Hände, die unschuldiges Blut vergießen, ein Herz, das Ränke schmiedet, Füße, die behende sind, Schaden zu tun, ein falscher Zeuge und einer, der unter Brüdern Zwietracht sät.«
    »Weise Worte sind in jeder Sprache bedeutungsvoll«, meinte Fidelma.
    »Man kann nicht verantwortlich gemacht werden für die finsteren Gedanken und Taten aller Brüder und Schwestern. Es leben viele in Aksum und den Häfen am Meer, die mit Menschenhandel Geld verdienen, darunter auch Christen. In unserer Welt, Schwester, gibt es verschiedene Möglichkeiten, Sklave zu werden. Manchmal verkaufen Eltern ihre Kinder, um sich von Schulden zu befreien. Andere verkaufen sich selbst in die Sklaverei, um kein Leben voller Unsicherheit mehr führen zu müssen oder auch nur, um einen Platz im Leben zu finden. Ich hatte Pech. Meine Freunde und ich wurden gefangengenommen. In Rom erwarb uns dann ein christlicher Bischof.«
    »Ach, und er hat versucht, euch freizulassen?«
    Bruder Dangila stieß ein entrüstetes Lachen aus. »Er war Sklavenhalter. Keine Freiheit für uns. Er predigte im Sinne des Paulus von Tarsus: Jeder Mensch sollte sich mit den Bedingungen zufriedengeben, in die er hineingeboren wurde. Warst du ein Sklave, als du in diese Welt getreten bist? Das soll dich nicht beunruhigen, doch selbst wenn dir die Freiheit winkt, so entscheide dich lieber dafür, in Knechtschaft weiterzuleben. Er beschloß erst, uns an einen Franken zu verkaufen, als wir zu aufrührerisch wurden und für unsere Freiheit kämpften. Vielleicht sollten wir dir unsere Rücken zeigen, die dafür mit der Lederpeitsche traktiert wurden.« Er nickte, als Fidelma erschauderte. »Ich will dir diesen Anblick nicht zumuten, Fidelma von Cashel. Das ist das Kreuz, das ich trage. Wie ich dir schon sagte, waren wir anschließend auf hoher See unterwegs zu einem gottverlassenen Land namens Franken, als das Schiff auf Grund lief und wir uns ans Ufer retten konnten.«
    »Nach unserem Gesetz dürfen Menschen nicht in Knechtschaft gehalten werden«, sagte Fidelma. »Diejenigen aber, die das Gesetz übertreten, büßen oft ihre Rechte als Freie ein. Gelegentlich verkaufen skrupellose Kaufleute sie in ferne Länder, wo das Halten von Sklaven üblich ist. Ich war in den sächsischen Königreichen, in Rom und auch in Iberia und habe etwas von der Welt außerhalb unserer Küsten gesehen. Es ist keine gute Welt.«
    »Du tätest wohl daran zu bedenken, daß dieses Land nicht vom Rest der Welt isoliert existiert, sondern die Sünden der Menschheit mitträgt«, bemerkte Bruder Dangila trocken.
    Fidelma lächelte leicht. »Das ist gut gesagt, Bruder Dangila. Du hast recht, und du erinnerst mich an unsere Schwächen und meine Pflichten. Kehren wir also zu unserer letzten Hypothese zurück.«
    »Ich ändere meine Haltung dazu nicht.«
    »Das meine ich gar nicht. Ich möchte nur ein wenig die These ausbauen, daß Brocc dich damals gesehen hat. Du mußt wissen, der war in jener Nacht nicht der einzige auf dem Hügel, den man in den Zeugenstand rufen wird.«
    Bruder Dangila schaute sie mit undurchdringlichem Gesicht an. »Dann soll doch der andere Zeuge die richtige Person identifizieren, und wir könnten diese ganzen Spekulationen sein lassen. Ein Brehon akzeptiert schließlich nur bewiesene Tatsachen, wenn er ein Urteil zu fällen hat!«
    »Also nennen wir es einmal nur Vermutung. Ich gehe wohl recht in der Annahme, daß du zu deiner Verteidigung vorbringen würdest, einzig aus purem Interesse an der Wissenschaft die Sterne betrachtet zu haben.«
    »Aber ja.«
    Fidelma sprach nun ganz ernst mit ihm. »Dann möchte ich dies als Warnung anfügen, Bruder Dangila. Wenn sich meine Vermutung als falsch erweist, kann ich zu einem Blitz werden, der in eine hohe Eiche fährt. Die Wirkung wäre ungeheuerlich. Ich glaube, du verstehst mich.«
    »Das war sehr deutlich, Fidelma von Cashel. Du bist eine Frau mit Prinzipien und Mut, und dafür bewundere ich dich.«
    Fidelma wollte Bruder Dangila gerade fragen, warum er auf Accobráns Wagen gesessen hatte, als plötzlich ein Rufen vom Waldrand herüberdrang. Im nächsten Moment preschte Accobrán auf seinem Pferd unter den Bäumen hervor, mit einem Schwert in der Hand. Ihm folgte Eadulf, ebenfalls zu Pferde.
    Bruder Dangila sprang auf. Zu Fidelmas Überraschung stellte sich

Weitere Kostenlose Bücher