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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sofort heftig den Kopf.
    »Ich weiß auch nicht mehr als du«, erwiderte sie mit Entschiedenheit.
    »Gut. Du kannst mich nicht überzeugen. Ich kenne dich zu gut. Wir wollen Menma aufsuchen und dann das Eberdickicht genauer erkunden, egal, was uns dort erwartet. Offenbar wirst du mir das Ganze erklären, wenn du es für richtig hältst.«
    Bald hatten sie Menmas Blockhütte erreicht. Noch ehe sie absitzen konnten, trat eine hübsche junge Frau mit schulterlangem weizenblondem Haar aus der Tür. Sie wischte sich die Hände an einem Tuch ab und musterte nacheinander die beiden Besucher. Dann lachte sie auf einmal.
    »Du mußt Lady Fidelma sein, und das ist dein Gefährte. Mein Mann hat mir gestern von euch erzählt. Wollt ihr zu ihm?«
    Fidelma beugte sich über den Hals des Pferdes. »So ist es. Bist du Menmas Frau?«
    »Ja. Ich heiße Suanach, Lady.«
    »Ist der Zeitpunkt ungünstig?«
    »Nein, ganz und gar nicht, Lady. Ich werde ihn rufen.«
    Sie schritt zu einem Holzbalken beim Eingang, wo an einem Nagel ein Horn am Lederriemen hing, nahm es ab, holte ein paarmal probeweise Luft, setzte es an die Lippen und blies hinein. Dann hängte sie es wieder zurück und lauschte. Eadulf wollte schon etwas sagen, da legte sie einen Finger an den Mund. Kurz darauf hörte man die Antwort von einem anderen Horn aus dem Wald.
    Suanach lächelte. »Er ist nicht weit weg. Gleich wird er hier sein. Wollt ihr absitzen und ein wenig Met trinken?«
    Eadulf wollte das Angebot schon ablehnen, doch Fidelma willigte sofort ein. Da wurde ihm bewußt, daß er beinahe eine der wichtigsten Regeln des menschlichen Zusammenlebens verletzt hatte. Wenn einem jemand seine Gastfreundschaft anbot, mußte man sie annehmen, und sei es nur symbolisch.
    Sie saßen in der Hütte am Tisch, der Met war eingeschenkt, da öffnete sich die Tür, und Luchóc kam als erster hereingestürzt. Er winselte und beschnüffelte sie mißtrauisch. Dann trat Menma ein und begrüßte sie.
    »Ich habe eure Pferde draußen erkannt. Sitz, Luchóc! Sitz!«
    »Wir wollten dich fragen, ob …«, fing Fidelma an.
    »Ob ich euch die Höhlen im Eberdickicht zeige?« Menma lächelte. »Gewiß führe ich euch hin. Wann seid ihr zum Aufbruch bereit?«
    »Natürlich sofort …«, meinte Eadulf, doch da traf ihn unter dem Tisch Fidelmas Fuß.
    »Wir sind bereit, nachdem wir Suanachs ausgezeichneten Met genossen haben«, führte sie seinen Satz zu Ende. »Wir sollten mit der Höhle oben auf dem Hügel beginnen, die du erwähnt hast.«
    Als sie sich für die Gastlichkeit gebührend bedankt hatten, folgten Fidelma und Eadulf dem Jäger und seinem Hund zu Pferd den bewaldeten Hügel hinauf. Menma zog es vor, zu Fuß zu gehen. Er lief so behende und ausdauernd, daß er den vor Anstrengung schnaubenden Pferden immer ein Stück voraus war. Bald bemerkte auch Fidelma, daß es ein Fehler war zu reiten. Als sie eine Lichtung erreichten, stieg sie vom Pferd. Eadulf folgte ihr mit einem kleinen Dankgebet auf den Lippen.
    »Es ist vermutlich das beste, die Pferde hier anzubinden und zu Fuß weiterzugehen«, sagte sie zu Menma.
    Der Jäger nickte.
    »Das Gelände ist für Pferde nicht gerade geeignet«, bestätigte er. Er zeigte auf die Hügelkuppe, die unter Bäumen versteckt lag. »Dort ist das, wonach ihr sucht. Der Eingang der alten Mine befindet sich da oben.«
    »Warum nennt man diesen Ort hier Eberdickicht?« wollte Eadulf wissen, als sie zu Fuß weiter bergan stiegen. Nachdenklich blickte er auf die Eichen und Erlen zu beiden Seiten des Pfades.
    »Hast du nicht die Geschichte von Orc-Triath, dem König der Wildschweine, gehört?« fragte Menma lächelnd.
    Eadulf verneinte.
    »Der Eber gehörte einst zu den Fruchtbarkeitssymbolen der keltischen Muttergöttin Brigid, Tochter von Dagda, dem Vater der alten Götter und Göttinnen von Éireann.«
    »In der alten Legende heißt es, daß der Eber ein mächtiges Wesen aus dem Jenseits war und für Raub und Zerstörung stand«, erklärte Fidelma.
    »Viele Jäger sind ihm schon im Wald begegnet, haben sich aber nicht getraut, es zu erzählen«, fügte Menma auf einmal ernst hinzu.
    Eadulf zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Glaubst du das wirklich?«
    »Es geht dabei nicht um Glauben, sondern um Wissen, sächsischer Bruder«, erwiderte der Jäger. »Der Legende nach war hier das Gebiet, in dem Orc-Triath sein Unwesen trieb.«
    »Was ist das dort oben?« fragte Fidelma und deutete auf ein paar graue Kalkfelsen zu ihrer Rechten, die unter den Bäumen

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