12 - Tod Bei Vollmond
Er hätte sich nur gewünscht, Fidelma hätte ihn eingeweiht, was ihren Verdacht bezüglich der Höhle anging. Vielleicht hatte diese Sache auch nichts mit den drei Morden im Mondschein zu tun. Die breite Gestalt des Schmiedes kam nun auf den Höhleneingang zu. Er lief rasch und sicher, als sei er nicht zum erstenmal hier. Am Eingang rief er etwas und verschwand darauf in der Höhle.
Eadulf blickte zu den Felsen hinüber, wo sich Goll versteckt hielt. Etwas bewegte sich hinter den Steinen, der Holzfäller war also noch da. Wütend mit sich, seufzte Eadulf auf. Hätte er doch nur Fidelmas Worten größere Bedeutung beigemessen. Er begriff nicht, was das alles mit den Vollmondmorden zu tun hatte, außer daß man die Leichen hier in der Nähe gefunden hatte. Aber was hatte Goll damit zu schaffen? Irgendwie fühlte er sich überfordert.
Menma zupfte Eadulf am Ärmel. Bruder Dangila und Gobnuid traten gerade aus der Höhle. Gobnuid fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, als wolle er seinem Begleiter etwas erklären. Bruder Dangila löschte seine Lampe, und beide begaben sich den Hügel hinab in Richtung des Klosters. Gobnuid sprach zwar laut, aber Eadulf konnte ihn trotzdem nicht genau verstehen. Sobald sie außer Sichtweite waren, kam Goll aus seinem Versteck hervor und schlich ihnen nach.
Als alle verschwunden waren, stand Menma auf. »Und was nun, Bruder? Gehen wir ihnen nach?«
»Nein«, antwortete Eadulf. »Ich muß das alles unverzüglich Fidelma berichten. Sie zu verfolgen würde nichts bringen. Der Fremde und Gobnuid kehren offenbar zur Abtei zurück. Goll beobachtet sie wohl nur. Die Frage ist – warum?«
»Das ist wohl wahr«, stimmte ihm Menma zu. Er sah zum Himmel hoch. »In einer Stunde ist es dunkel. Wir sollten lieber zurückreiten.«
Die Pferde warteten geduldig an der Stelle, wo sie angebunden waren. Menma ritt den gewundenen Weg durch das hügelige Waldland voran. Sie hatten die Hälfte des Weges zurückgelegt und waren an eine offene Stelle gelangt, als Menma plötzlich anhielt. Eadulf, der seinen Gedanken nachhing, ließ sein Pferd beinahe auf das seines Vordermanns auflaufen.
»Was …«, fragte Eadulf erstaunt.
»Sieh nur!« Menma streckte die Hand aus.
Eadulf schaute in die Richtung, in die der Jäger wies. Die Dämmerung brach herein und verwehrte eine klare Sicht, doch man konnte noch deutlich eine weiße Rauchwolke aufsteigen sehen.
»Das ist bei meinem Haus!« schrie Menma plötzlich. »Mein Haus brennt!«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stieß er die Fersen in den Bauch seines Pferdes. Es wieherte und galoppierte den Hügel hinab. Von plötzlicher Angst um Fidelma gepackt, jagte Eadulf dem Jäger hinterher.
Es schien unendlich lange zu dauern, bis sie am Fuß des Hügels angelangt waren. Mehrmals hatten sie ihr Tempo verlangsamen müssen, weil es zu steil bergab ging. Sie erreichten den Weg nach Rath Raithlen, überquerten ihn und ritten weiter in den Wald hinein. Nun sahen sie deutlich, daß die Blockhütte des Jägers in Flammen stand. Das Feuer hatte sich von Wand zu Wand ausgebreitet, und als sie davor hielten, stürzte das Dach mit heftigem Funkenschlag zusammen.
»Suanach!« schrie Menma und schaute sich verzweifelt nach seiner Frau um. »Suanach!« Er schwang sich vom Pferd, und es sah aus, als wolle er sich in die flammende Hölle stürzen.
Eadulf rannte ihm hinterher. »Da kannst du nicht rein!« Er mußte schreien, denn das alles verschlingende Feuer machte einen ohrenbetäubenden Lärm.
Menma blieb stehen und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Schauspiel.
Auch Eadulf sah mit Entsetzen auf das brennende Haus. Wenn sich Fidelma und Suanach drinnen aufgehalten hatten, dann war jede Hoffnung verloren. Er trat zurück und bemerkte unter seinem Fuß etwas Hartes, Metallenes. Er blickte nach unten und entdeckte zu seiner Überraschung einen Schild auf dem Boden. Er schaute auf und sah in die Runde.
Etwas stimmte hier nicht. Nicht weit von ihm lag ein toter Hund, aus dessen Körper ein Pfeil ragte. Es war Luchóc. Nun bemerkte Eadulf Truhen und verstreute Kleider, als hätte man sie in Eile abgeworfen. Er zog Menma am Arm und zeigte schweigend darauf.
Der Jäger war zutiefst erschüttert. Er kniete sich zu seinem Hund nieder und untersuchte den Pfeil. Danach besah er sich den Schild, den Eadulf gefunden hatte, und fluchte los.
»Was ist?« fragte Eadulf.
»Die Uí Fidgente!« entgegnete Menma schroff.
Eadulf zitterte. Er kannte das aufständische
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